Neufahrner Bauausschuss gibt auf:Widerstand ist zwecklos

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Gremium genehmigt umstrittene Pläne für Mehrfamilienhäuser auf dem altem Pfarrhof der Gemeinde

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das Projekt war äußerst umstritten, verhindern lässt es sich aber nicht, und somit war das Thema im Bauausschuss schnell abgehakt: Die Gemeinderäte stimmten einer Verlängerung des 2017 ausgestellten Vorbescheids für drei neue Mehrfamilienhäuser auf dem alten Gelände des Pfarrhofs mit 8 zu 3 Stimmen zu. Dabei handele es sich um eine reine Formsache, verdeutlichte Bauamtsleiter Michael Schöfer. Der Antrag auf Baugenehmigung liege ohnehin bereits beim Landratsamt.

Der Bauträger will auf dem 3000 Quadratmeter großen Grundstück im Neufahrner Süden gut zwei Dutzend Wohnungen und eine etwa 1000 Quadratmeter große Tiefgarage errichten. Das war aber erst bekannt geworden, nachdem das Bauamt eine positive Stellungnahme verfasst hatte und der erste Vorbescheid des Landratsamtes längst draußen war. Nachbarn reagierten überrumpelt, der damalige Bauausschuss fühlte sich übergangen. In der Folge wurden das Thema und das Ausmaß der Nachverdichtung zum Politikum.

Zuletzt hatte der "Ferienausschuss" - ein wegen Corona bereits reduziertes Gremium des alten Gemeinderats - die Genehmigung für die drei Mehrfamilienhäuser auf dem alten Pfarrhofgelände erneut verweigert. Es war freilich nur ein eher symbolischer Akt. Das Landratsamt hatte im Vorfeld bereits deutlich gemacht, dass es die Ablehnung für "nicht ermessensgerecht" hält und über den Kopf der Gemeinde hinweg grünes Licht geben kann. Anwohner, die vor Gericht gezogen waren, hatten ihre Klagen bereits mangels Erfolgsaussichten zurückgezogen. Jetzt haben auch die politischen Gremien den Widerstand weitgehend aufgegeben.

Ohnehin kein Kopfzerbrechen bereitete dem Ausschuss ein Vorhaben in Mintraching: Er gab grünes Licht für ein zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus am südlichen Ortseingang, unter anderem auf einem ehemaligen Tankstellenareal. Dieses liegt zwar zu einem Drittel in einem Landschaftsschutzgebiet. Allerdings wurde die entsprechende Fläche wegen der Tankstelle ohnehin schon gewerblich genutzt. Der Neubau samt zehn Meter breiter Ortsrandeingrünung wird allgemein als Verbesserung betrachtet: Der Mintrachinger Ortseingang könnte "erheblich an Attraktivität gewinnen", hieß es in der Sitzungsvorlage.

Nicht mitspielen mochte der Bauausschuss dagegen bei einem anderen Vorhaben: Eine Eigentumswohnung an der Bahnhofstraße wird schon länger als Arbeiterunterkunft genutzt, und der Eigentümer war deshalb vom Landratsamt aufgefordert worden, eine entsprechende Nutzungsänderung zu beantragen. Allerdings kann er dafür nur zwei der geforderten Stellplätze nachweisen. Theoretisch wäre nun eine Ablöse möglich. Das bedeutet, die Gemeinde könnte gegen eine Geldzahlung auf einen Stellplatz verzichten.

"Das stößt mir auf", erklärte aber Zweiter Bürgermeister Josef Eschlwech (Freie Wähler): "Die Autos bleiben ja vorhanden." Deshalb sei er mit dieser Vorgehensweise nicht einverstanden. "Das geht gar nicht", bekräftigte sein Fraktionskollege Christopher Aichinger, und die übrigen Ausschussmitglieder votierten ebenso dagegen.

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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