Neufahrn:Kriegerverein steht vor dem Aus

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Vorsitzender Norbert Hörpel erklärt seinen Rücktritt, er bekommt zu wenig Unterstützung

Einem Traditionsverein droht das Aus: Vorsitzender Norbert Hörpel, anscheinend das letzte aktive Vorstandsmitglied des Krieger- und Soldatenvereins, hat nach langem vergeblichen Werben um mehr Unterstützung seinen Rücktritt erklärt. Drei Monate führt er das Amt nun noch kommissarisch weiter. Findet sich bis dahin keine Lösung, will er die Auflösung des 140 Jahre alten Traditionsvereins in die Wege leiten. Das hat er jetzt in einem Pressegespräch angekündigt.

Ein schwerer Schlag wäre eine Auflösung auch für die Gemeindepartnerschaft mit dem italienischen Gardolo. Der KSV ist hier über die langjährigen Kontakte zu den "Alpini" eine der tragenden Säulen. Vereinsintern ist die Arbeit aber immer schwieriger geworden. Das Engagement der mittlerweile nur noch 70 Mitglieder ging laut Hörpel immer weiter zurück, ebenso das Interesse an Vereinsangeboten. Beim Volksfesteinzug hat der KSV heuer auch nicht mehr mitgemacht, am Bürgerfest wird er sich ebenfalls nicht mehr beteiligen.

Bei der Vereinsleitung fühlt sich Hörpel, der seit zehn Jahren Vorsitzender ist, zunehmend allein gelassen. Seit vier Jahren habe er keinen Kassier mehr, die Arbeit des Schriftführers habe er ebenfalls schon größtenteils mit übernommen, und bei Beerdigungen "trage ich auch noch meine eigen Fahne". Einen Böllerschützen gebe es auch nicht mehr. Vor kurzem ist "Vize" Richard Kroiß zurückgetreten "aus all diesen Gründen", sagt Hörpel. Er selbst hat darauf einen Brandbrief an die Mitglieder geschrieben und um mehr Unterstützung gebeten - andernfalls werde er zurücktreten. Den beigelegten Fragebogen schickten nur 19 Mitglieder zurück. Acht seien für die Auflösung gewesen, erzählt Hörpel. Bei der Ankündigung seines Rücktritts in der Jahreshauptversammlung sei die "Reaktion null" gewesen - und so machte er Ernst.

Es ist ein Schritt, der ihm nach zehn Jahren an der Spitze sichtlich schwer gefallen ist. "Der Verein liegt mir am Herzen". Hörpel hofft, dass nun doch noch einige aufgerüttelt werden. Dabei denkt er vor allem an die jüngeren Mitglieder: 29 von ihnen sind zwischen 48 und 65 Jahren alt. Zugleich wirbt der 69-Jährige um neue Mitglieder. "Jeder kann Mitglied werden - Männer wie Frauen." Lediglich Wehrdienstverweigerer seien ausgenommen.

Die Ziele des KSV seien aktuell wie eh und je, betont Hörpel: die Erinnerung an die Vergangenheit wach halten, mahnen und dafür sorgen, "dass von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgeht".

© SZ vom 08.07.2019 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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