Neufahrn:Kahlschlag am Wegesrand

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Zum Ende des Winters mussten viele Pappeln und Weiden in der Gemeinde weichen. Das Rathaus spricht von einer Notwendigkeit und Fürsorgepflicht. Naturschützer bedauern den Verlust an Lebensraum für Vögel

Von Alexandra Vettori, Neufahrn

Da hat auch der grüne Bürgermeister nichts geholfen: Im gerade zu Ende gehenden Winter sind in Neufahrn besonders viele Bäume gefällt worden. Das liegt zum einen am großen Neubauprojekt auf dem Avon-Gelände, dem nicht nur fast der komplette Bewuchs des Areals weichen musste, sondern auch eine Reihe stattlicher Straßenbäume. Sie standen der geplanten Straßenverbreiterung und künftigen Einfahrt in den Gewerbepark im Weg.

Gleichzeitig hat der Bauhof gründlichen Frühjahrsputz im Moos und rund um den Surf- und Badesee gehalten und dort viele Bäume entfernt. Vogelschützer kritisieren, dass alles auf einmal geschah und so Lebensräume für viele Insekten, Vögel und andere Tiere auf einen Schlag wegfallen.

Die Weiden an der Straße zur Moosmühle prägen seit Jahrzehnten die Landschaft, doch die melancholisch anmutenden Baumriesen werden immer weniger. Jetzt sind wieder einige Exemplare verschwunden. Sie seien alt, morsch und nicht mehr standsicher gewesen und so habe Handlungsbedarf bestanden, heißt es auf Nachfrage der Landkreis SZ aus dem Neufahrner Rathaus. Auch die Stümpfe werden entfernt, da die Austriebe ein Verkehrshindernis für die enge Straße darstellen würden. Allerdings sind für Herbst diesen Jahres Ersatzpflanzungen geplant.

Alle Maßnahmen erfolgten in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), versichert Rathaussprecherin Nicole Dobner, auch die Fällung der alten Weiden an der Mauka bei der Fischzucht Massenhausen. Robert Stangl, von der Pressestelle im Landratsamt, bestätigt das: "Um größeren Schaden in der Fischzucht zu vermeiden, entschied man sich, die Bäume zu entfernen." Die Bäume am Bach seien durch massiven Pilzbefall morsch gewesen und drohten, umzufallen.

Gut möglich, sagt dazu Hans-Jörg Unger vom Landesbund für Vogelschutz, Kreisgruppe Freising, "aber wie es da jetzt ausschaut, das ist schon ein bisschen arg". Normalerweise sei es üblich, abschnittsweise vorzugehen, um nicht alle Lebensräume in alten Bäumen auf einen Schlag zu verlieren.

Die Rathausverwaltung dagegen beruft sich auf die Fürsorgepflicht der Gemeinde. Ökologische Gesichtspunkte würden beachtet, allerdings müssten Maßnahmen ergriffen werden, die aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht erforderlich seien. "Alte Bäume verschwinden nicht automatisch aus dem Gemeindegebiet, und selbstverständlich werden gesetzliche natur- und artenschutzrechtliche Vorgaben beachtet", so Dobner. Auch die gefällten Weiden und Pappeln am Neufahrner Mühlsee wiesen nach Ansicht der Gemeinde ein hohes Gefährdungspotenzial auf. Zumindest das Verschwinden der Bäume in der Nordwestecke des Surfsees hat immerhin auch einen ökologischen Nutzen. Dort legten die Fischer einen kleinen Wasserbereich an, in dem Jungfische heranwachsen sollen.

Ein bisschen kahler ist auch die Allee an der Straße zwischen Neufahrn und Dietersheim geworden. Auch dort, sagt Rathaussprecherin Nicole Dobner, wurden mehrere Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit entfernt, nicht etwa, weil ein Ausbau der Straße geplant sei. Ersatzpflanzungen wird es auf der Ostseite der Straße geben. Was aus den vielen gefällten Bäumen wird, auch dazu erteilte das Neufahrner Rathaus Auskunft. Das Schnittgut von Hecken und Sträuchern wird gehäckselt, das Häckselgut im Bauhof eingelagert. Je nach Bedarf verwendet man es dann als Mulchmaterial oder verteilt es rund um Spielgeräte auf den Spielplätzen. So endet auch der überwiegende Teil der gefällten Bäume aus Neufahrn, ihre Stämme aber können Gemeindemitarbeiter zum marktüblichen Holzpreis erwerben.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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