Neufahrn:Im Untergrund stinkt es gewaltig

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Öffentliche Toiletten? Nein, danke. Die Neufahrner Unterführung wird als Bahnhofstoilette missbraucht. Die Parteifreien fordern Konsequenzen.

Birgit Grundner

Nase zu und durch - auf dem Weg durch die Neufahrner Bahnunterführung sollte man lieber schnell sein. Allzu oft hat dort schon jemand ein "dringendes Geschäft" erledigt, und wer danach kommt, dem stinkt es im wahrsten Sinne des Wortes gewaltig. In solchen Momenten hilft auch der Hinweis nichts, dass die Unterführung regelmäßig gereinigt wird.

Öffentliche Toiletten? Nein, danke: Die Neufahrner Unterführung wird als Bahnhofstoilette missbraucht. (Foto: Christian Endt)

Die öffentliche Toilette, die nach jahrelangem und zähem Ringen mit der Deutschen Bahn im Backshop eingerichtet wurde, hat offenbar keine deutliche Verbesserung gebracht: Das Klo ist nicht rund um die Uhr geöffnet, und weil die Benutzung zudem 50 Cent kostet, wird die Unterführung "sehr häufig für diese Zwecke vorgezogen".

So umschreiben die Parteifreien Wähler das Problem, das in ihren Augen nicht das einzige ist: Auch die Tatsache, dass sich der Platz nördlich der Unterführung zu einem abendlichen und nächtlichen Treffpunkt entwickelt hat, gehört demnach zu den Missständen am Neufahrner Bahnhof.

Deshalb wollen die PfW in der Gemeinderatssitzung am Montag verschiedene Gegenmaßnahmen vorschlagen - etwa die Überwachung der Bahnunterführung mit Videokameras und die bessere Ausleuchtung neuralgischer Punkte.

Eine sauberere Bahnunterführung würde wohl nicht nur die zahlreichen Passanten zwischen Neufahrn-Nord und dem übrigen Ort freuen. Auch die Jugendlichen des "Parkour"-Projekts hätten dann sicher noch mehr Spaß an ihrer ungewöhnlichen "Kunst der effizienten Fortbewegung ohne jegliche Hilfsmittel", die in Neufahrn - unter anderem am Bahnhof - seit geraumer Zeit jeden Mittwochabend praktiziert wird.

Die Teilnehmer überwinden dabei die Mauern in der Unterführung, schlängeln sich wendig durch die Fahrradständer im Freien oder balancieren auf einem Bein auf Abgrenzungspfosten am Marktplatz. Kaputt geht dabei nichts, wie Streetworkerin Miriam Rasp betont: Erklärtes Ziel sei es nämlich, Hindernisse, "ohne Veränderung der Umgebung", schnell, sicher und kontrolliert zu überwinden - und das schließt jegliche Zerstörungen aus. Das Training soll den Teilnehmern helfen, eigene Grenzen zu überwinden, Selbstbewusstsein aufzubauen und sich auch im Leben sicherer fortzubewegen.

© SZ vom 21.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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