Neufahrn:Im schlimmsten Fall droht der Abriss

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Wegen eines Vermessungsfehlers steht der Neubau der Grundschule am Fürholzer Weg einen halben Meter zu tief auf dem Grundstück. Schulleiter Eschlwech geht weiter davon aus, dass im September 2016 gestartet wird

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Es ist nur eine kurze Mitteilung aus dem Rathaus, aber der Inhalt könnte sich zum Albtraum entwickeln. Wegen eines Vermessungsfehlers, für den das zuständige Fachbüro verantwortlich gemacht wird, steht der Neubau der Grundschule am Fürholzer Weg einen halben Meter zu tief auf dem Grundstück. Die möglichen Auswirkungen werden noch geprüft. In der Gerüchteküche hört man, dass im schlimmsten Fall sogar ein Abriss drohen könnte. "Ein Rückbau ist wohl eines der möglichen Ergebnisse der Prüfung", räumt Nicole Dobner vom Büro des Bürgermeisters ein.

Das wäre freilich wirklich der "worst case", wenn alle anderen Lösungsmöglichkeiten scheitern, und daran mag auch Schulleiter Josef Eschlwech nicht ernsthaft: "Ich gehe davon aus, dass der Schulbetrieb mit den gebundenen Ganztagsklassen im September 2016 in dem Gebäude beginnen kann", betont er. Einstweilen bleiben rund 300 Erst- bis Viertklässler und deren Lehrer weiter in den Containern, die seit dem Abriss des alten Schulgebäudes im Garten der Mittagsbetreuung stehen.

Ursprünglich sollte der Betrieb in der neuen Schule bereits im Herbst 2015 losgehen. Doch auf der Baustelle kam es von Anfang an zu Verzögerungen, etwa durch Altlastenfunde auf dem Grundstück. Im Bauamt hatte man vorwiegend mit Kies gerechnet. Tatsächlich stieß man bei den Erdarbeiten aber auf jede Menge Material unterschiedlicher Belastungsstufen. Von Unrat, Schutt, Hausmüll und einem Heizöltank wurde danach berichtet, außerdem von einem Stahlhelm, einem Gewehrlauf, Patronenbehältern und ähnlichen Hinterlassenschaften aus der Zeit des zweiten Weltkriegs.

Auch wegen des Grundwasserhochstands gab es beim Ausheben der Baugrube Probleme. Später war die für den Rohbau zuständige Firma im Verzug. Der Zeitplan wurde immer wieder angepasst und schien zuletzt zumindest einigermaßen stabil. Doch dann kam die Hiobsbotschaft mit dem Vermessungsfehler. Durch diesen wurde "der Höhenbezugs 48 Zentimeter zu niedrig angegeben", heißt es in der Mitteilung der Gemeinde, das gesamte Gebäude stehe entsprechend zu tief auf dem Areal.

Jetzt wird geprüft, was das zum Beispiel für die Statik, die Freiflächengestaltung und die Abwasserentsorgung bedeutet. "Zum jetzigen Zeitpunkt sind hier noch keine Aussagen möglich", so die Gemeinde. "Ein Bericht mit detaillierten Informationen und konkreten Folgen wird im Rahmen des turnusmäßigen Quartalsberichts in der Gemeinderatssitzung im Juli erfolgen." Allerdings ist inzwischen wohl davon auszugehen, dass das Thema Schulneubau aufgrund der neuesten Entwicklungen auch in der Juni-Sitzung am kommenden Montag bereits angesprochen wird - sei es von Seiten der Gemeinderäte oder in der Bürgerfragestunde.

Rektor Eschlwech, der für die Freien Wähler auch im Gemeinderat sitzt und dort zudem Schulreferent ist, will jedenfalls den Quartalsbericht zunächst einmal abwarten. Als Schulleiter sei er aber traurig und "sehr enttäuscht", erklärte er auf Anfrage, und er könne auch nicht verstehen, wie so etwas passieren könne: "Da beschäftigt man Fachbüros und dann denkt man doch, dass das auch vernünftig gemacht wird." Entscheidend sei nun wohl, was die Statiker sagen - man könne nur auf ein günstiges Ergebnis hoffen. Einstweilen geht Eschlwech jedenfalls auch weiter davon aus, dass im Oktober wie geplant Richtfest gefeiert werden kann.

Die Schule ist das derzeit größte Projekt der Gemeinde. Mehr als 17 Millionen Euro sind bisher dafür eingeplant. Ob die Rechnung aufgeht, hängt wohl ebenfalls vom Ergebnis der laufenden Prüfungen ab.

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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