Neufahrn:Griff in die Trickkiste

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"Rettungspaket" soll Messfehler bei Grundschule ausgleichen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Das schlimmste Szenario bleibt ein reines Schreckgespenst: Der Rohbau der Grundschule am Fürholzer Weg muss trotz des Vermessungsfehlers nicht gleich abgerissen werden. Dass er einen halben Meter zu tief im Boden steht, ist aber trotzdem ein größeres Problem. Bauamtsleiter Michael Schöfer präsentierte dem Gemeinderat am Montag ein ganzes Paket von Rettungsmaßnahmen, die jetzt nötig sind. Zum Beispiel müssen Kellerwannen zusätzlich abgedichtet, Entwässerungssysteme ergänzt und Freiflächen umgeplant werden. "Da ist jetzt viel Detailarbeit erforderlich", stellte Schöfer fest.

Das Ergebnis werde "ein einziger Kompromiss" sein, fürchtet etwa Markus Funke (FDP). Ozan Iyibas (CSU) sprach von einem "Fleckerlteppich". Unklar blieb, was das für die Kosten des bisher schon auf mehr als 17 Millionen Euro veranschlagten Projektes bedeutet - und wer am Ende die Verantwortung dafür übernehmen muss. Den ursächlichen Fehler sieht der Gemeinderat beim zuständigen Vermessungsbüro, das die Gemeinde vor den Pfingstferien selbst darauf hingewiesen hatte: Der Höhenbezugspunkt war 48 Zentimeter zu tief angesetzt worden. Alle folgenden Gewerke - vom Aushub bis zum Rohbau - haben auf der falschen Basis weitergearbeitet.

Mit bloßem Auge falle so etwas nicht auf, versicherte Schöfer. Doch die Fundamentiere des Gebäudes sei eben "für einen trockenen Untergrund konzipiert" worden, und nun stehe man vor neuen Voraussetzungen. Die Kellerwannen etwa seien zu niedrig für ein 100-jährliches Hochwasser - sie könnten aber nachträglich zusätzlich abgedichtet werden. Gravierender seien die Auswirkungen für die Gebäudeentwässerung, tieferliegende Sanitäreinrichtungen müssten mit Hebeeinrichtungen an den Kanal angeschlossen werden. Die Freifläche würde "leicht bergab" von der Straße zum Gebäude hinfahren, obwohl es umgekehrt üblich sei, erklärte Schöfer weiter. Eine "Geländeangleichung" sei aber zum Teil möglich. Umplanen müsse man den Eingangsbereich, wo man die Auswirkungen des Vermessungsfehlers mit Stufen und ähnlichem "überspielen" könne. Noch ungelöst sei dagegen das weitere Vorgehen bei der Regenpausenhalle, denn das Grundwasser könnte im Extremfall höher als bis zu Unterkante der Glasfassade steigen, die aber nicht gegen drückendes Wasser ausgelegt werden. Das in den Griff zu bekommen, bedeute "einen gewissen Kraftaufwand", räumte der Bauamtsleiter ein, aber es sei machbar. Auch insgesamt zeigte er sich "zuversichtlich, dass wir das in den Griff bekommen und Gesamtkonzept und Qualität unserer Planung erhalten bleiben."

Bürgermeister Franz Heilmeier geht davon aus, dass die Zeitplanung "nicht in Frage gestellt" wird. Die Eröffnung der Schule ist für Herbst 2016 geplant. Die neuesten Entwicklungen sind für den Rathauschef "ärgerlich" - von einem Skandal könne aber keine Rede sein. Markus Funke (FDP) äußerte sich dagegen "schockiert", und "wenn die Schule fertig ist, wird sie nicht mehr unseren Vorstellungen von einem neuen Gebäude entsprechen". Burghard Rübenthal (CSU) erkundigte sich besorgt, wie man das alles "kostenmäßig auffangen" könne und wer die Verantwortung übernehme - auch für Schaden, der erst nach Ablauf der Gewährleistungspflicht entstehen könnte. Ein wesentlicher Punkt ist das auch für Florian Pflügler (ÖDP). Iyibas (CSU) forderte, die Verantwortlichen "zum Rapport herzuholen" Die Gemeinde bemüht sich inzwischen um einen Gutachter, der den Schaden feststellen und ausreichend dokumentieren soll. Problematisch werde es sein, die längerfristigen Folgen zu klären, vermutete Bauamtsleiter Schöfer. Kosten für eine Hebeanlage und den nötigen Strom könne man jetzt beziffern und hochrechnen, bei "Unvorhersehbarem" sei das schwieriger.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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