Neufahrn:Eine Bleibe für sechs Monate

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Noch in diesem Jahr soll auf dem Trainingsplatz in Stadion-Nähe eine große Traglufthalle aufgebaut werden - 300 Flüchtlinge sollen dort unterkommen. (Foto: Marco Einfeldt)

In einer Traglufthalle sollen in Neufahrn westlich des Stadions bis zu 300 Flüchtlinge unterkommen - allerdings nur für ein halbes Jahr. Auf eine längerfristige Lösung kann sich der Gemeinderat nicht einigen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Noch vor dem Winter soll in Neufahrn auf dem Trainingsplatz westlich des Stadions eine Traglufthalle für bis zu 300 Flüchtlinge aufgestellt werden. Der Gemeinderat beschloss einstimmig, dass der Landkreis das Areal neben Kindergarten und Gymnasium vorübergehend dafür nutzen kann. Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) geht davon aus, dass die Halle mindestens ein halbes Jahr stehen bleiben wird. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Vergeblich hatte der Rathauschef an das Gremium appelliert, das Areal längerfristig zur Verfügung zu stellen, damit dort für die Asylbewerber im nächsten Jahr ein dreigeschossiges Gebäude in Holzständerbauweise errichtet werden kann.

Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD) hätte diese Lösung am liebsten gleich realisiert, sodass man die Traglufthalle gar nicht gebraucht hätte. Schließlich müssten dort sehr viele Menschen auf engstem Raum und ohne Privatsphäre leben, hatte sie zu bedenken gegeben. Außerdem könnte man ein Gebäude später anderweitig nutzen. Zugleich könnte eine Entscheidung für so einen Bau andere Gemeinden in der Umgebung zu einem ähnlichen Vorgehen animieren, hoffte Markus Funke (FDP). Mit 12:10 Stimmen lehnte der Gemeinderat eine längerfristige Nutzung des Trainingsplatzes jedoch ab. Mehrfach hieß es, man sollte doch zunächst versuchen, einen geeigneteren Platz für ein richtiges Gebäude zu finden.

Burghard Rübenthal (CSU) hatte den Standort neben dem Stadion als Erster in Frage gestellt und damit eine längere Debatte ausgelöst. Mögliche Alternativen wollte er allerdings auch auf Nachfrage nicht nennen, um nicht im Vorfeld alles zu "zerreden", wie er sagte. "Probleme mit der Langfristigkeit" einer Trainingsplatz- Nutzung hatte auch Josef Eschlwech (Freie Wähler). Allerdings werde man wohl bei allen Standorten mit "Problemen der Bevölkerung" rechnen müssen, gab er zu bedenken.

Beate Frommhold-Buhl warnte davor, ein Areal zu weit außerhalb des Orts zu nehmen. Es wäre dann ein Standort, "der die Flüchtlinge geradezu dort wegtreibt, denn sie wären isoliert", so die Sozialreferentin: "Für jede Versorgung, für Lebensmittel, weiteren Bedarf, müssen sie natürlich in den Ort, werden sich dort auch länger aufhalten, um möglichst wenig Zeit draußen, in ihrer Unterkunft verbringen zu müssen." Ein zentrumsnaher Standort könnte dagegen "viel eher als vorübergehendes Zuhause" angenommen werden.

Sollte sich wirklich kein anderer Standort finden lassen, könne man immer noch auf den Trainingsplatz zurückgreifen, so die Überlegung von Johann Kummer (Bürger für Neufahrn). Keinen Zweifel gab es für ihn daran, dass prinzipiell etwas unternommen werden muss: "In der Not muss man helfen." Das Asylrecht sei ein Grundrecht, betonte Florian Pflügler (ÖDP), und da sei es auch wichtig, nun als Gemeinde ein klares Signal zu geben.

Aktuell leben in Neufahrn 74 Flüchtlinge in vier dezentralen Unterkünften. Bei der Betreuung hilft ein engagierter ehrenamtlicher Unterstützerkreis, für den es in der Gemeinderatssitzung großes Lob gab. Es werde "hervorragende Arbeit" geleistet, stellte Bürgermeister Heilmeier fest. Bis zu 300 Flüchtlinge werde man "sicher nicht im gleichen Maß" betreuen können, räumte der evangelische Pfarrer Reinhold Henninger ein, der den Kreis leitet. Aber er versprach: "Wir werden unser Möglichstes tun." Bevor die Traglufthalle aufgestellt wird, will der Landkreis einen Informationsabend in Neufahrn veranstalten. Einen Termin für die Veranstaltung gibt es allerdings noch nicht.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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