Neufahrn:Die Suche nach dem Schuldigen

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Streit um Mängel beim Grundschulbau geht weiter. Gemeinde Neufahrn soll dem Vermessungsbüro Fehler nachweisen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der Vermessungsfehler und seine Folgen für den Bau der Grundschule am Fürholzer Weg beschäftigt die Gemeinde und ihre Anwälte wohl noch länger: Das zuständige Vermessungsbüro fordert zunächst den Nachweis, dass es für den Fehler wirklich verantwortlich ist. Das wurde in der ersten Sitzung des neuen Ausschusses bekannt, der die Hintergründe aufarbeiten und das Projekt weiter begleiten soll. Auf die Frage, ob das Büro zur Kooperation bereit sei, deutete Bauamtsleiter Michael Schöfer an, es gebe "eher den Versuch, unbedingt nicht zu kooperieren".

Wegen des Fehlers müssen beispielsweise Treppen am Turnhallen-Verbindungsgang verlängert, das Entwässerungskonzept ergänzt und die Regenpausenhalle angepasst werden. Denn das Grundwasser könnte im Extremfall höher als bis zur Unterkante der Glasfassade steigen, die aber eigentlich nicht für dagegen drückendes Wasser ausgelegt ist.

Deutlich wurde in der Sitzung, wie viele andere Schwierigkeiten mit so einem Großprojekt verbunden sind. Hinzu kam ein Wasserschaden im Gebäude für die Ganztagesbetreuung. Die provisorische Regenentwässerung, die für die Bauzeit eingerichtet und aufgrund der Verzögerungen länger als gedacht benötigt wurde, hat dem Unwetter Ende August nicht standgehalten. Der Schaden beträgt etwa 20 000 Euro, die Gemeinde prüft Regressansprüche. Estricharbeiten mussten verschoben werden.

Ebenfalls neu war dem Ausschuss, dass der Architekt bei mehr als 20 Türen falsch geplant hat: Die Breite entsprach nicht den Anforderungen an behindertengerechtes Bauen, hier musste auf Kosten des Architekten nachgebessert werden.

Beseitigt sind die Mängel an der Fassade, die Dämmplatten waren nicht fachgerecht befestigt. "Die Gebäudehülle ist im Wesentlichen dicht", heißt es jetzt im Bericht des Projektsteuerungsbüros Drees & Sommer. Demnächst in Angriff genommen wird die "Betonkosmetik". Die Mängel am Sichtbeton seien "relativ umfangreich", beträfen aber nur die Optik, erklärte Anita Schinko. Sie geht weiter davon aus, dass das Schuljahr 2016/17 im neuen Gebäude beginnen kann. "Es wird kein zweiter Berliner Flughafen?", hakte Burghard Rübenthal (CSU) nach. "Ich trau mich sagen, das wird keiner", beteuerte Anita Schinko. Das Büro ist überzeugt, dass "die wesentlichen Bauleistungen bis zum Ende der Pfingstferien 2016 fertiggestellt werden können". Die Kosten steuern derzeit auf 18 Millionen Euro zu. Allerdings sind darin zum Beispiel die Kosten für die Bauzeitverlängerung noch nicht enthalten.

Unklar ist, inwieweit Regressansprüche geltend gemacht werden können. Die zusätzlichen Ausgaben durch den vermeintlich erhöhten Grundwasserspiegel seien nach Bekanntwerden des Vermesserfehlers wohl anders zu bewerten, mutmaßt Bauamtsleiter Schöfer. Das Projektsteuerungsbüro hat sich auch mit der Frage beschäftigt, ob der Fehler schon früher jemandem hätte auffallen müssen. Das Ergebnis: Das sei nicht der Fall, schon weil so ein Fehler "weit jenseits jeglicher Vermutung" lag, wie Schinko erklärte.

Der Schulausschuss war auf Initiative der FDP gegründet worden. Markus Funke zeigte sich nun beeindruckt von den detaillierten Informationen, würde aber gerne Rechtsanwälte und Sachverständige in der Sitzung sehen - und den Vermesser. Dieser könne womöglich einiges erklären, "damit er auch nicht immer als böser Bube dasteht". So ein Auftritt ist aber angesichts der rechtlichen Auseinandersetzungen derzeit eher unwahrscheinlich, betonte Bürgermeister Franz Heilmeier. Möglicherweise gebe es noch andere Probleme als den reinen Vermesserfehler, etwa mangelhafte Katasterpläne, überlegte Burghard Rübenthal. Auch so etwas sollte überprüft werden. Die nächste Sitzung findet am 16. November statt.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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