Neufahrn baut am Bahndamm:Dringender Bedarf

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Auf dem "Aurelis"-Areal sollen Sozialwohnungen entstehen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Gemeinde Neufahrn lässt das ehemalige "Aurelis"-Grundstück am Bahndamm jetzt sanieren. Das hat der Gemeinderat am Montagabend entschieden. Die Kosten werden auf bis zu 400 000 Euro geschätzt, je nach Art und Umfang der Altlasten. Finanzieren lässt sich das nur über den Nachtragshaushalt, der ohnehin bereits in Arbeit ist. Das Areal ist für die Errichtung von Sozial- und Einfachstwohnungen vorgesehen, in denen gerade obdachlose Familien unterkommen könnte. Ein entsprechendes Konzept werde gerade entwickelt, erklärte Bauamtsleiter Michael Schöfer. Weil solche Wohnungen in Neufahrn dringend gebraucht werden, wollte eine Mehrheit auch nicht mehr länger mit der Grundstückssanierung warten. Dagegen stimmten neben fünf CSU-Gemeinderäten auch Michael Rottenkolber (Freie Wähler) und Norbert Manhart (Grüne).

Neufahrn hat das 3000 Quadratmeter große Grundstück vor Jahren der früheren Bahn-Tochter "Aurelis" abgekauft. Eine Zeitlang gab es Überlegungen, dort einen Containerkomplex für Asylbewerber zu unterrichten. Dann wollte die Gemeinde das Gelände aber doch nicht längerfristig für einen eigenen Sozialbau blockieren. Von Anfang an war klar, dass das Grundstück - egal für welche Nutzung - von Altlasten der Bahn befreit werden muss. Allerdings ist das Abfallrecht im Laufe der Jahre "schärfer" geworden, wie Schöfer sagt. Deshalb seien auch die Entsorgungskosten inzwischen höher als zunächst angenommen. Es gebe "Auffüllungen mit unterschiedlichen Störstufen", der Boden sei etwa mit Schwermetallen und Kohlenwasserstoffen, erklärte der Bauamtsleiter. Das Verfahren zur Beseitigung ist aufwendig: Es kann jeweils nur eine begrenzte Menge Material ausgehoben, "beprobt" und entsorgt werden, ehe wieder weiteres Material entnommen werden kann. Alles in allem werde die Sanierung bestimmt drei Monate dauern, vermutet Schöfer.

Das sei doch jetzt alles überstürzt, es gebe keine konkreten Planungen, kritisierte Burghard Rübenthal (CSU). Und es gehe um die Glaubwürdigkeit des Gremiums, fand Gerhard Michels (CSU). Schließlich habe man in der Vergangenheit schon um kleinere Summen gefeilscht, um den Haushalt überhaupt decken zu können. Und nun plane man plötzlich so einen hohen Posten neu an, anstatt das erst im nächsten Jahr vernünftig in Angriff zu nehmen. Das sei es schon "außerordentlich bedenklich", so Michels. Sein Resümee: "Wir haben das Geld einfach nicht." Die CSU- Fraktion plädierte deshalb dafür, das Vorhaben zeitlich zu schieben.

Wohnraum für Obdachlose zu stellen, sei eine Pflichtaufgabe der Gemeinde, betonte dagegen Thomas Seidenberger (Freie Wähler). Und wenn die Gemeinde beim "Aurelis"- Grundstück handlungsfähig bleiben wolle, müsse sie das Geld jetzt in die Hand nehmen. - "Es wird nicht billiger", ist auch Johann Kummer(Bürger für Neufahrn) überzeugt. Und die Situation spitze sich immer mehr zu, mahnte Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD), die auf die zunehmenden Zahl obdachloser Familien verwies. Hinzu kämen die Flüchtlinge mit Aufenthaltsrecht, die auf dem freien Markt keine Chance hätten. Seit Jahren habe die Gemeinde so gut wie nichts für Sozialwohnungen getan, so Frommhold-Buhl weiter: "Das holt uns jetzt ein."

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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