Neues Schulhaus:Raus aus den Containern

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Die 511 Schülerinnen und Schüler der Lerchenfelder Realschule ziehen mit Beginn des Schuljahrs in ihr neues Domizil. Nach neun Jahren Planung und Bau kostet es sogar weniger als 40 Millionen.

Von Peter Becker, Freising

Die Ferien sind so gut wie vorbei, die Schule beginnt an diesem Dienstag, 11. September, wieder. Für die 511 Schüler und die Lehrer der Lerchenfelder Realschule wird das ein besonderer Tag, denn sie ziehen vom Container-Provisorium an der Erdinger Straße ins neue Schulgebäude an den Guten Ängern um. Und auch für den Landkreis ist es ein großer Tag: Nach gut neun Jahren Planung und Bauzeit nimmt ein großes Bauprojekt für die Kommunalbehörde ein Ende. Und was das Schönste ist, am Ende kostete die neue Realschule weniger als ursprünglich geplant.

efm. neue Realschule Gute Änger (Foto: Marco Einfeldt)

Wenn Landrat Josef Hauner (CSU) am Dienstag quasi die Schlüssel an Schulleiterin Andrea Weigl übergibt, schließt er ab, was sein Amtsvorgänger Michael Schwaiger (FW) begonnen hat. Dem wiederum klangen noch die Worte seines Vorgängers Manfred Pointner (FW) im Ohr, in das Schulwesen müsse man in den kommenden Jahren weniger investieren. Man sei für die Zukunft gut gerüstet. Denn schließlich habe der Landkreis in den Jahren zuvor 90 Millionen Euro in die Schulen unter seiner Obhut gesteckt. Schwaiger sah bald, dass dies ein Irrtum war. Der anhaltende Zuzug und die steigenden Geburtenraten im südlichen Landkreis legten nahe, weiter Geld in den Schulbau zu stecken.

Die Realschule ist eine beliebte Schulart

Die Frage war nur, ob in ein sechstes Gymnasium oder in eine vierte Realschule. Es geschah dies just zu einer Zeit, in der das letztere Schulmodell wesentlich mehr Zulauf verzeichnete als die Gymnasien. Viele Eltern und Schüler waren des Unterrichts am G8, der den Jugendlichen kaum mehr Zeit für Freizeitaktivitäten ließ, überdrüssig. Sie sollten ihren weiteren Bildungsweg über Realschule und Fachoberschule nehmen. Dagegen sank die Attraktivität der Mittelschulen. Also fiel 2009 die Entscheidung zugunsten einer Realschule.

Die CSU stellte sich bei einem Neubau zunächst quer. Kreisvorsitzender Florian Herrmann sprach sich im Februar 2010 für eine Erweiterung der Realschule an der Düwellstraße aus - billiger und weniger zeitaufwendig, argumentierte er. Dagegen wendete sich das Direktorium der Realschule, das keine "Mammutschule" wollte. Und Anton Neumaier (SPD) stellte klar. "Die Realschule ist die Standardschule der Zukunft." Bei der entscheidenden Kreistagssitzung im Juli 2010 sprachen sich 60 Kreisräte für einen Neubau aus, nur drei aus der CSU-Fraktion stimmten dagegen. Blieb die Frage nach dem Standort, die am Ende zugunsten der Stadt Freising ausfiel. 2012 begab sich der Landkreis mit der Stadt auf die Suche nach einem geeigneten Grundstück, ein Jahr später war der Standort an den Guten Ängern gefunden. Immerhin: Noch vor Weihnachten 2012 erhielt Landrat Schwaiger vom Kultusministerium die Zusage, dass in Freising eine neue Realschule gebaut werden dürfe.

Am Anfang standen die Container

Unterdessen flirteten Anfang des Jahres 2013 einige Kreisräte mit der Idee, die neue Realschule über ein Public-Private-Partnership-Modell (PPP), also mit einem privaten Investor, verwirklichen zu wollen. Schul- und Kreisausschuss sprachen sich dafür aus. Im Kreistag selbst fand der Vorschlag keine Mehrheit. Eins stand jedenfalls fest: Die neue Realschule in Lerchenfeld sollte zum Schuljahr 2014/15 an der Erdinger Straße in Containern starten. Das verriet Landrat Schwaiger im Juni 2013 bei einer Pressekonferenz. In die Eigenständigkeit sollte die neue Realschule aber erst 2016 entlassen werden. Alles in allem 2,45 Millionen Euro sollte das Provisorium an der Erdinger Straße kosten.

Im Frühjahr 2015 stellte Projektmanager Helmut Grepmair dem Schulausschuss des Kreistags den Vorentwurf für das Realschulgebäude vor, den der Kreistag dann beschloss. Angesichts der veranschlagten Kosten von 44 Millionen Euro begannen Kreisräte nach Einsparungsmöglichkeiten zu suchen. Architekt Aslan Tschaidse wollte auf eine Vollverglasung des Erdgeschosses verzichten, was gerade mal 54 000 Euro ausgemacht hätte. Kreisrat Rudolf Heinz (CSU) war das nicht genug. Er plädierte dafür, bei der Fassade auf einen Klinkerbau zu verzichten, und warb für ein Wärmeverbundsystem, das ein Einsparungspotenzial von mindestens 700 000 Euro berge. In den Ausschüssen konnte er sich damit nicht durchsetzen, sehr wohl aber im Kreistag. Weil die Kreisräte der Grünen als Befürworter des Klinkerbaus es vorzogen, dem Besuch von Horst Seehofer in Attaching beizuwohnen anstatt an der Sitzung teilzunehmen, fiel die Entscheidung zugunsten des günstigeren Wärmeverbundsystems.

Kostenrahmen von 40 Millionen wird eingehalten

Spatenstich für das neue Realschulgebäude war am 14. April 2016. Richtfest war im Jahr 2017. Schon da war abzusehen, dass die neue Realschule billiger werden würde als geplant. Auf knapp 40 Millionen Euro hatte Grepmair die Kosten im März 2018 taxiert. Daran habe sich nach dem neuesten Stand der Dinge nichts geändert, bestätigt die Sprecherin des Landratsamts Eva Zimmerhof. Auch wenn die Realschule an den Guten Ängern jetzt offiziell übergeben ist, die Arbeit geht den Planern im Hochbauamt des Landratsamts nicht aus. Denn jetzt muss das nächste Großprojekt geplant werden: der Bau einer neuen Berufsschule an der Wippenhauser Straße.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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