Neues Angebot:Durch die Auer Geschichte schlendern

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Zweimal im Monat führen die Auer "Marktstrawanza" künftig Wissbegierige durch die Marktgemeinde in der Hallertau. (Foto: Marco Einfeldt)

Zwei Mal im Monat führen die "Marktstrawanza" durch die Gemeinde in der Hallertau. Dabei gibt es viel zu erfahren und zu lernen. Im Mittelpunkt stehen die Brauerei und das Schloss

Von Katharina Aurich, Au

Die Ortschaft Au in der Hallertau liegt heute beschaulich am nördlichen Ende des Landkreises. Aber es ist noch gar nicht so lange her, da führte durch die Marktgemeinde eine wichtige Verkehrsader von München nach Regensburg. Auf der Straße war immer viel los und die Fuhrleute machten in den Gasthöfen halt. Damals, vor rund hundert Jahren, war die Straße im Sommer staubig und das übrige Jahr meist verschlammt. Damit die Fuhrwerke vorankamen, legte man Stämme und Äste auf den Untergrund, berichtete Hans Sailer während der ersten "Strawanzerführung" am Sonntag.

13 "Markt-Strawanza" hat die Gemeinde ausgebildet, Laien, die sich wie Hans Sailer für die Geschichte von Au begeistern und nun alle zwei Wochen Führungen für Einzelpersonen und nach Anmeldung für Gruppen anbieten. An zehn Stationen ließ Sailer die Vergangenheit lebendig werden, erzählte von Adeligen und Stofffärbern, von Gastwirten und Bauern und natürlich von der Geschichte der Auer Brauerei, die kürzlich samt dem Schloss an ein chinesisches Konsortium verkauft wurde.

Das Wort "Strawanzen" bedeute so viel wie sich treiben lassen und nichts tun, erklärte Sailer. Aber diese Führungen sind alles andere als nichts tun, denn in Au gibt es eine Menge zu lernen, wie der zweistündige Rundgang bewies. Zum Beispiel, dass heute in der Marktgemeinde etwa 6000 Menschen aus 50 Nationen leben, wie die Teilnehmer der Führung, die sich um den Siegelbrunnen versammelt hatten, erfuhren. 1349 erhielt Au von Herzog Stephan von Niederbayern das Marktrecht. Weiter ging die Führung in die barocke Kirche, die zum Bistum Regensburg, dem größten in Bayern, gehört. Denn die Bistumsgrenzen verliefen auch heute anders als die Landkreisgrenzen, erklärte Sailer. Auf dem Altarbild sind in den unteren Ecken Bilder einer Ziegelei und eines Hopfengartens zu sehen. Denn um 1900, als das Bild entstand, war es revolutionär, das erstmals in der Gegend Ziegel gebrannt werden konnten und die Häuser nicht mehr nur aus Lehm und Holz gebaut wurden. Das wollte der Maler wohl für alle Ewigkeit festhalten. Hinter der Kirche, am Leitersdorfer Bach, steht das älteste Haus der Ortschaft, das immer noch bewohnt ist. Hier lebten einstmals die Färber, die ihre stinkenden Abwässer in den Bach kippten, schilderte Sailer.

Das imposanteste Bauwerk in Au ist das Schloss, das als Wasserschloss konzipiert und auf Eichenpfählen gebaut wurde. Das ursprüngliche herrschaftliche Gebäude wurde um 1500 während den Landshuter Erbfolgekriegen zerstört, das heutige barocke Schloss entstand um 1880. Sailer und eine Teilnehmerin der Führung erinnerten sich an die prachtvollen Räume im Inneren, zu Beispiel an den Jagdsaal, die inzwischen nicht mehr genutzt würden. Man hatte großes Verständnis für die Schlossherren, die das Ensemble verkauft haben, denn es koste Unsummen, einen solch großen Gebäudekomplex zu erhalten, waren sich alle einig. Alleine mit Bierbrauen könne man diese Summen nicht aufbringen. Glücklicherweise stünden die Brauerei und das Schloss unter Denkmalschutz, so dass der historische Charme erhalten bleibe. In Kürze wollten die neuen Schlossherren nach Au kommen und Bürgermeister und Marktrat ihre Pläne erläutern, berichtete Sailer, der auch Zweiter Bürgermeister ist. Natürlich gehörte die Geschichte des Bierbrauens zur Führung, als die Hausfrauen in Au in ihren Waschkesseln aus Rinde, Fichtenspänen und Stechapfel ein wildes Gemisch brauten, bevor das Reinheitsgebot erlassen wurde.

Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat um 15 Uhr trifft man sich am Siegelbrunnen am Marktplatz, um mit einer geführten Tour durch Au zu strawanzen.

© SZ vom 14.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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