Neuer Stadtrat Moosburg:Zwei Gestalter

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Erwin Köhler mischt seit 40 Jahren in der Moosburger Kommunalpolitik mit, im neuen Stadtrat ist er nicht mehr vertreten. Ludwig Kieninger kann noch hoffen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Kommenden Sonntag wird endgültig feststehen, wer die Stadt Moosburg als Bürgermeister durch die kommenden sechs Jahre führen wird - Michael Stanglmaier (Grüne) oder Josef Dollinger (Freie Wähler). Damit verbunden ist auch das lokalpolitische Schicksal einer Moosburger Institution. Ludwig Kieninger von den Freien Wählern hat bei der Kommunalwahl am 15. März sowohl seinen Sitz im Kreistag als auch den im Stadtrat verloren. Falls aber Dollinger die Stichwahl am Sonntag gewinnt, rückt Kieninger nach und nimmt dessen Platz im Stadtrat ein.

Vier Amtszeiten, also 24 Jahre lang, saß der selbständige Malermeister Kieninger für die Freien Wähler in Kreistag und Stadtrat. Er erlebte in dieser Zeit drei verschiedene Landräte - Manfred Pointner, Michael Schwaiger und Josef Hauner - sowie den Bürgermeister Anton Neumaier und dessen Nachfolgerin Anita Meinelt mit. In Moosburg bekleidete Kieninger sechs Jahre lang das Amt des Dritten Bürgermeisters, sechs Jahre war er Vizebürgermeister. Eines der prägendsten Ereignisse in seiner politischen Laufbahn war für Kieninger, der auch Vorstand des EV Moosburg ist, "der Kampf um den Erhalt des Eisstadions und den Bau der Eishalle", der letztlich erfolgreich war: "Das war schon gut."

Dass es mit einer weiteren Amtszeit im Moosburger Stadtrat eng werden könnte, "habe ich vorher schon befürchtet", sagt Kieninger. "Es sind diesmal sehr viele Listen angetreten - und es geht der Trend immer mehr hin zu Verbotsgeschichten, das spielt den Grünen in die Karten", meint der FW-Stadtrat. Die Chancen, dass es über die Hintertür noch einmal mit einem Stadtratssitz klappt, sind nicht gering. Aber wenn es, was ebenfalls nicht unwahrscheinlich ist, nicht klappen sollte, nimmt es Kieninger sportlich: "Ich bin ganz bestimmt nicht beleidigt." Im Gegenteil. Dass Reinhard Lauterbach bei der Stadtratswahl vor Kieninger landete und den vierten Sitz der Freien Wähler im Gremium eroberte, ist für ihn kein Problem: "Ich freue mich unheimlich für Reinhard Lauterbach, dass er es geschafft hat."

Falls Kieninger von Mai an tatsächlich nicht mehr im Stadtrat sitzen sollte, will der 66-jährige Vater von fünf Kindern sich weiter bei den Freien Wählern politisch engagieren. "Aber ob ich dann so intensiv weitermache, ist eher fraglich", sagt er.

Das politische Geschehen in Moosburg weiter im Auge behalten wird auch Erwin Köhler (UMB) - aber definitiv nicht mehr als Stadtrat. Die Unabhängigen Moosburger Bürger traten nicht mehr zur Wahl an. Köhler, der die 80 längst überschritten hat und mit einer Unterbrechung von 2008 bis 2014 seit 1984 im Stadtrat sitzt, sieht das Ende seiner Zeit in dem Gremium schon aus Altersgründen als ganz normal an. Er werde die Entwicklung im Stadtrat, in dem nun neun verschiedene Parteien und Gruppierungen vertreten sind, "mit Interesse verfolgen". Er habe übrigens für die neu gegründete, junge Gruppe Fresh unterschrieben, als diese noch Unterstützer brauchte, um überhaupt zur Wahl zugelassen zu werden, so Köhler: "Ich bin sehr dafür, dass junge Leute politisch aktiv sind und es freut mich sehr, dass Fresh Erfolg gehabt hat und jetzt mit zwei Leuten im Stadtrat vertreten ist."

Er selbst werde es sich künftig nicht nehmen lassen, "mich auch als Nicht-Stadtrat bei Gelegenheit noch zu Wort zu melden", kündigt er an. So ganz kann Köhler, aktuell noch Referent für Wasser- und Abwasserangelegenheiten und Hochwasserschutz, also auch nach 40 Jahren noch nicht von der Lokalpolitik lassen. Bereits 1980 begann er, sich mit dem politischen Geschehen in der Stadt auseinanderzusetzen. Seit der Gründung der Unabhängigen Moosburger Bürger (1982) besuchte er regelmäßig als Zuhörer die Stadtratssitzungen, 1984 wurde er schließlich selbst in das Gremium gewählt. Anfang der 1980er Jahre habe es im Stadtrat "noch viel mehr Reibereien gegeben", erinnert sich Köhler, aber das sei dann immer besser geworden.

Seine persönliche Bilanz fällt zwiespältig aus. Es habe viele positive Dinge gegeben, "die auf unsere Initiative zurückzuführen sind und mir das Gefühl geben, dass sich das Ganze schon gelohnt hat", sagt er. "Aber viele Dinge hätten wir auch gerne anders gemacht - und einige sind noch nicht erledigt." Wenn er demnächst wieder mehr Zeit habe, wolle er das alles detailliert zusammenschreiben. Als Erfolg wertet er den Bürgerentscheid 2011, durch den die Abwasser-Hausanschlüsse im öffentlichen Grund in die Zuständigkeit der Stadt übergingen. Die von ihm stets kritisierte Organisationsform der Kläranlage als GmbH dagegen dürfte Köhler auch weiterhin umtreiben - wenn auch nicht mehr so intensiv wie in seiner Zeit als Stadtrat, in der Köhlers Frau, wie er betont, "mir daheim immer den Rücken freigehalten hat".

© SZ vom 27.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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