Neuer Flächennutzungsplan:Streit um den Charakter Kranzbergs

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Hektarweise Neubau- und Gewerbegebiete soll die Gemeinde bekommen, dagegen gehen über 100 Privateinwendungen ein

Allein die Bürger hatten über 100 Einwendungen zum Vorentwurf des neuen Flächennutzungsplans eingereicht. Ihre größte Sorge war und ist, dass der dörfliche Charakter Kranzbergs, dass das Landschaftsbild verloren gehen könnten. An zwei Abenden, insgesamt acht Stunden lang, entschieden die Gemeinderäte in öffentlicher Sitzung über die Eingaben. Drei potenzielle Baugebiete waren bereits im Vorfeld gestrichen worden: das Sebastiansfeld am östlichen Ortsrand von Kranzberg, das Areal südlich der Kirchbergstraße und Flächen an der Frauenbergstraße. Die eingegangenen Stellungnahmen dazu konnten daher schnell abgehandelt werden.

Als schwieriger erwies sich dies beim geplanten Gewerbegebiet in Thalhausen und der einzeiligen Bebauung nördlich der Wiegenfeldstraße. Auch diese werden von Teilen der Bevölkerung sehr kritisch gesehen. Da der Gemeinderat an beiden Abenden in unterschiedlicher Besetzung anwesend war, kam es zu abweichenden Abstimmungsergebnissen. Ob an den Plänen festgehalten wird, entscheidet sich nun in der nächsten regulären Sitzung des Gremiums am kommenden Dienstag.

Wie viel Wachstum verträgt die Gemeinde und wie viel Platz ist dafür erforderlich? Dies sind neben der Situierung künftiger Baugebiete derzeit die großen Fragen in der Gemeinde. Der Bund Naturschutz übt massive Kritik an den Kranzberger Wachstumsplänen, der Freisinger Kreisverband befürchtet, dass das Landschaftsbild nachhaltig gestört werde und die Einwohnerzahl stark zunehmen könnte. Die zunächst geplanten Baugebiete in einer Größenordnung von fast 23 Hektar hätten einen Zuwachs von etwa 60 Prozent bedeutet - wenn sie alle verwirklicht worden wären. Nach den Korrekturen sind es derzeit noch etwa 18,7 Hektar. Hinzukommen fast fünf Hektar Dorf- und Mischgebiet. Dort ist ein Nebeneinander von Wohnen, Landwirtschaft und kleinerem Gewerbe möglich. Die Gewerbeflächen könnten sich mit zusätzlich 11,4 Hektar etwa verdoppeln - falls der Gemeinderat an Thalhausen festhält.

Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) und Landschaftsplaner Dietmar Narr haben mehrmals betont, dass die etwa 4130 Einwohner zählende Gemeinde auch künftig moderat wachsen solle. Das soll auch in einer Präambel zum Flächennutzungsplan festgeschrieben werden, für die sich vor allem Ursula Enghofer (FWG) stark macht. Als verträglich gilt ein Zuwachs um e400 Einwohner bis 2030.

Kritik gibt es an der Erweiterung des Gewerbeparks im Westen Kranzbergs, obwohl es bereits verkleinert wurde. Als problematisch empfinden zahlreiche Bürger, dass die Lastwagen teilweise am Kinderhaus Kleeblattl vorbeifahren. Der Gemeinde Allershausen wiederum missfällt, dass ein Großteil des Verkehrs über die Brücke bei Leonhardsbuch und Eggenberg führt. Bei den Bürgern und Teilen des Gemeinderats umstritten ist auch das geplante 3,4 Hektar große Gewerbegebiet in Thalhausen. Das sei "städtebaulich nicht vertretbar", urteilt etwa der stellvertretende Landrat und ehemalige Kranzberger Bürgermeister Robert Scholz (FWG). Mehrere Thalhauser Bürger wenden sich in einer Sammel-Stellungnahme zudem gegen die Größe der geplanten Wohngebiete, der Ort verlöre seine "Ursprünglichkeit".

Hitzig wurde es am zweiten Abend, als es um den Antrag von Kranzberger Gemeindeliste, CSU und SPD ging, neben dem Kinderhaus eine zwei Hektar große Fläche für Gemeinbedarf auszuweisen. Die drei Gruppierungen erwägen einen Sporthallenbau und auch die Verlagerung der Grundschule an die Ringstraße. Eine Grundsatzdiskussion würgte Hammerl ab. Gegen die Stimmen der Freien Wählergemeinschaft soll das Areal aber für eine öffentliche Nutzung reserviert werden. Dass kleine Orte wie Hagenau oder Thurnsberg Außenbereich bleiben, stößt vor allem bei Anwohnern auf Kritik. Sie wünschen sich eine Umwandlung in ein Dorfgebiet, um bauen zu können. Laut Landratsamt sei das nur ab einer Größe von zehn bis zwölf Häusern möglich, erklärte Hammerl. Wenn die Änderungen in den Flächennutzungsplan eingearbeitet sind, wird er erneut öffentlich ausgelegt.

© SZ vom 12.10.2018 / psc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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