Neuer Bürgermeister von Nandlstadt:Amtsübernahme in schweren Zeiten

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Der 46-Jährige Gerhard Betz arbeitet sich gerade als Bürgermeister der Gemeinde ein

Von Katharina Aurich , Nandlstadt

Gerhard Betz (Unabhängige Wähler Nandlstadt, UWN) hat sich überraschend schon im ersten Anlauf gegen seine zwei Mitbewerber als Bürgermeister des Marktes Nandlstadt durchgesetzt. Der Rettungssanitäter verbringt nun seinen Resturlaub in Haus und Garten in Nandlstadt, in dem bereits seine Großeltern und Eltern lebten und trifft sich jeden Vormittag mit dem Noch-Bürgermeister Jakob Hartl im Rathaus. Er "lernt mich an", berichtet Betz. Obwohl der 46-Jährige seit 2008 im Marktrat sitzt und seit 2015 dritter Bürgermeister ist, gebe es noch viel zu erfahren, bevor er am dann 1. Mai offiziell sein Amt antrete. Bis dahin wird er auch noch eine Reihe von Einsätzen als Notfallsanitäter fahren und seine Kollegen unterstützen. Seit 21 Jahren arbeitet Betz hauptamtlich im Rettungsdienst. "Wir haben jetzt die schlimmste Krise nach dem Zweiten Weltkrieg," sagt der zukünftige Rathauschef von Nandlstadt. Natürlich seien er und seine Kollegen in Schutzkleidung unterwegs, er habe deshalb auch keine Angst, sich anzustecken.

30 Jahre lang war Jakob Hartl der Bürgermeister von Nandlstadt und residierte in dem schmucken, neugotischen Rathaus der Gemeinde. Jetzt kommt ein Neuer, den die Hälfte der Wählerschaft auf Anhieb ins Amt hob: Gerhard Betz, 43, im Hauptberuf Rettungssanitäter. (Foto: Marco Einfeldt)

Für Kommunen, auch für Nandlstadt, könnte es in den kommenden Jahren wirtschaftlich schwierig werden, schätzt Betz. Unternehmen könnten insolvent werden, auf jeden Fall werden die Gewerbesteuereinnahmen sinken, vermutet er. "Es könnte eine harte Zeit auf uns zukommen und vieles, was wir geplant haben, nicht so schnell verwirklicht werden." Aber durch seinen Beruf als Rettungssanitäter habe er gelernt, immer wieder nach neuen Lösungen zu suchen, Betz ist deshalb durchaus optimistisch. Mit seinen künftigen Markträten der Unabhängigen Wähler macht er regelmäßig Videokonferenzen und bespricht, wer welche Ausschüsse besetzen möchte und wie sie sich die Arbeit vorstellten. Auch in Skype ist Betz inzwischen unterwegs, alle diese virtuellen Kommunikationskanäle seien für ihn Neuland, das er sich jetzt in der Krise erschließe, räumt er ein.

Eigentlich würde er jetzt wie jedes Jahr mit seiner Partnerin in Urlaub an die Ostsee fahren, aber in seinem Garten am Teich sei es auch erholsam, findet der künftige Bürgermeister. Seit 17 Jahren ist Betz privat "in festen Händen" wie er sagt, seine Partnerin unterstützte ihn bei seiner Kandidatur und sei gerne mit ihm in der Öffentlichkeit unterwegs. Anders ginge es auch nicht, dieses Amt auszufüllen, man brauche jemanden, der einem den Rücken freihalte und großen Anteil an dem Job nehme. Sein Privatleben werde sich durch das neue Amt nicht ändern, seit 16 Jahren fahre er zum Beispiel alljährlich mit seinen Freunden zum Heavy-Metal-Festival nach Wacken, dies werde er auch in Zukunft tun. Wenn das Festival heuer abgesagt werden muss, sich die Ausgangsbeschränkungen aber lockern, dann treffen sie sich mit Freunden aus Thüringen und Hamburg trotzdem in Wacken. Für diesen seinen "Männerurlaub" sei das Wohnmobil schon gemietet, erzählt er.

Gerhard Betz ist überzeugt, dass er deshalb mit mehr als der Hälfte der Stimmen gewählt wurde, weil er authentisch bleibe, sich nicht verstelle und jeder wisse, woran er bei ihm sei. Die neuen Markträte kenne er alle, es sei ein gute Gruppe und er habe keine Bedenken, dass sie gut zusammenarbeiten werden. Leider seien nur drei Frauen in das Gremium gewählt worden, das sei sehr schade, denn sie seien oft weitsichtiger als Männer.

© SZ vom 11.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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