Neue Grundschule in Neufahrn:Bloß nicht draufzahlen

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Für den Umzug in die neue Schule sind nach wie vor die Pfingstferien 2016 eingeplant. Ob das klappt, ist ungewiss. (Foto: Marco Einfeldt)

Nach den Vermessungsfehlern beim Bau soll ein Ausschuss die Vorgänge aufarbeiten. Rechtsanwälte und Sachverständige müssen klären, wer für die Folgekosten aufkommt

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Nach dem folgenschweren Vermessungsfehler beim Bau der Grundschule am Fürholzer Weg wird der Gemeinderat jetzt einen neuen Ausschuss berufen, der die Vorgänge der Vergangenheit aufarbeiten und das Millionen-Projekt auch in Zukunft weiter begleiten soll. Damit reagierte das Plenum auf einen Antrag der FDP-Gemeinderäte Ingrid und Markus Funke. Schließlich handele es sich um den teuersten Bau in der Geschichte Neufahrns, so Markus Funke: "Ich will mir nicht vorhalten lassen, dass wir das Geld ausgeben, und dann wird die Schule nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben." Gegen einen Ausschuss hatte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) gestimmt. So ein Schritt sei "überzogen und nicht angemessen". Denn abgesehen von dem "einen gravierenden Fehler" liege man "ziemlich gut im Plan" und alles sei "absolut in Ordnung".

Die Fraktionen wollten die Angelegenheit freilich nicht so locker wegstecken. Schließlich müsse man auch vermeiden, dass künftig wieder so ein Fehler passiere, gab Burghard Rübenthal (CSU) zu bedenken. Deshalb müsse man zum Beispiel prüfen, wo man strukturell etwas verbessern könne, etwa bei der Bauüberwachung. Man dürfe das alles nicht bagatellisieren, fand auch Beate Frommhold-Buhl (SPD), die sich wunderte, dass der Fehler nicht früher aufgefallen sei: "Zum Beispiel muss doch der Aushub größer als berechnet gewesen sein." "Die Gemeindebürger haben ein Recht auf Aufklärung", stellte Johann Kummer (Bürger für Neufahrn fest). Auseinander gingen die Meinungen zunächst in der Frage, ob sich der Rechnungsprüfungsausschuss mit dem Thema beschäftigen sollte oder ein neuer Ausschuss gegründet werden soll. Letzteres soll die Verwaltung nun bis zur nächsten Gemeinderatssitzung im September vorbereiten. Unterdessen ist weiter unklar, welche finanziellen Auswirkungen es hat, dass das Schulgebäude einen guten halben Meter zu tief in den Boden gebaut wurde. Zwar empfiehlt das Projektsteuerungsbüro Drees und Sommer inzwischen eine Aufstockung des Etats von 17,1 auf 18,2 Millionen Euro einschließlich der "Rückstellungen, die noch nicht mit Risiken behaftet sind", wie Anita Schinko erklärte. Noch nicht in den neuen Prognosen enthalten sind allerdings die Kosten, die durch die Verzögerungen beim Bau und durch den Messfehler entstanden sind. Architekt Alexander Vohl sprach jedenfalls von mehr als 300 000 Euro für Umplanungen und bauliche Anpassungen. So müssen Treppen verlängert, zusätzliche Hebeeinrichtungen für die Kanalanschlüsse installiert und eine weitere Grundwasserwanne angelegt werden. "Aber wir sind gottfroh, dass wird das Problem damit gut in den Griff kriegen", betonte Vohl. Auch die Freiflächengestaltung ist betroffen, weil Höhenunterschiede ausgeglichen werden müssen.

Gut ein Dutzend Planer, Statiker, Bauleiter und auch Juristen nahmen an der Sitzung teil. Die Rechtsanwälte und Sachverständigen unter ihnen müssen nun auch klären, wer für den bereits entstandenen Schaden und künftige Folgekosten aufkommt. Da werde schließlich "einiges zusammenkommen", hieß es. Ziel ist jedenfalls, dass die Gemeinde finanziell am Ende nicht draufzahlt und "so gestellt wird, wie wenn das alles nicht passiert wäre". Ozan Iyibas (CSU) drängte deshalb auch noch einmal darauf zu prüfen, wer den Messfehler zu welchem Zeitpunkt hätte erkennen können.

Für den Umzug in die Schule werden nach wie vor die Pfingstferien 2016 als Termin anvisiert. "Wir setzen alles dran", versicherte Anita Schinko vom Projektsteuerungsbüro, allerdings gebe es inzwischen keinen Puffer mehr für weitere unvorhergesehene Ereignisse. Manuela Auinger (SPD) regte zwar an, den Termin lieber gleich auf die Sommerferien zu verschieben, um "Druck wegzunehmen". Das wäre aber das "falsche Signal", fand nicht nur Ingrid Funke (FDP). In einem Fall wird der Termin allerdings sicher nicht zu halten sein: "Die Außenanlagen schaffen wir nicht ganz", räumte Architekt Vohl ein.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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