Neubaugebiet Neufahrn-Ost:Der "Feinschliff" muss warten

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Die Planung für das neue Wohnviertel ist wieder einmal ins Stocken geraten. Diesmal wegen Verkehrsfragen. Jetzt soll der Gemeinderat darüber erneut diskutieren. Auf 18 Hektar Fläche sollen 750 Wohneinheiten entstehen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die seit Jahren laufenden Planungen für das Neubaugebiet Neufahrn-Ost sind wieder einmal ins Stocken geraten. Der Flughafen-, Planungs- und Bauausschuss hat es abgelehnt, den Bebauungsplan-Entwurf für das weitere Verfahren freizugeben. Vorangegangen war eine längere Diskussion über Verkehrsfragen: Die Verwaltung hatte verschiedene Vorschläge gemacht, wie der Individualverkehr in dem neuen Wohngebiet reduziert werden könnte, und dafür sollte nicht zuletzt auch die Stellplatzsatzung dort geändert werden. Dabei wurde deutlich, dass einige Ausschussmitglieder solche grundsätzlichen Fragen erst einmal im Plenum diskutieren wollen - auch wenn laut Geschäftsordnung der Ausschuss für die Würdigung von Stellungnahmen zum Bebauungsplan zuständig ist.

Bereits behandelt wurden die teils recht kritischen Stellungnahmen zum Bebauungsplan insgesamt. Doch auch diese hätten viele zuvor lieber in der großen Runde besprochen. Schließlich gehe es um ein Projekt, das die Gemeinde noch viele Jahre beschäftigen und prägen werde, betonte Markus Funke (FDP). Burghard Rübenthal (CSU) bemängelte, dass auch nur sehr wenig Zeit gewesen sei, um die gut 130 Seiten umfassenden Unterlagen durchzuarbeiten und in der Fraktion mit den anderen Kollegen ausführlich besprechen zu können.

Jetzt wird der Bebauungsplan Thema im Gemeinderat - schon am nächsten Montag, 28. September. Allerdings wird das Plenum nur informiert, Entscheidungen treffen muss dann laut Geschäftsordnung eben doch wieder der Bauausschuss in seiner nächsten Sitzung, die nach derzeitigem Stand am 9. November stattfindet.

Die Planungen für das Neubaugebiet laufen seit den 1990er Jahren. Damals gab es eine Vorgabe, wonach bei Ausweisung eines Gewerbegebiets - in dem Fall am Römerweg - im Gegenzug auch ein Wohngebiet ausgewiesen werden muss.

Insgesamt sollen im Neufahrner Osten 750 Wohneinheiten entstehen. Momentan sind dort noch überwiegend Äcker und Felder verschiedener Eigentümer. Auch der Gemeinde selbst gehört ein Teil der 18 Hektar großen Fläche zwischen Grünecker Straße, Galgenbachweg und Kurt-Kittel-Ring. Neufahrn wird dort auf einer Länge von 700 Metern um 200 Meter breiter werden und insgesamt gut 1800 Einwohner dazu bekommen. In den Verhandlungen war es zuletzt etwa noch um den städtebaulichen Vertrag gegangen. Dieser regelt zum Beispiel, in welchem Umfang die derzeitigen Grundstücksbesitzer den Kindergarten in dem Neubaugebiet mitfinanzieren müssen und auch bei einer nötigen Schulerweiterung zur Kasse gebeten würden. Schließlich zieht ein Neubaugebiet erfahrungsgemäß vor allem junge Familien an - mit entsprechenden Folgen für die Infrastruktur. In weiteren Verhandlungen ging es darum, welche Teile des Baugebiets später welchen der jetzigen Grundstücksbesitzer "zugeordnet" werden. Denn nach der Umsetzung soll sich niemand benachteiligt oder finanziell übervorteilt fühlen.

Aktuell geht es um den "letzten Feinschliff" am Bebauungsplan, wie Bauamtsleiter Michael Schöfer erklärte. Vor kurzem hat der Gemeinderat auch eine Exkursion zur vergleichbaren Baugebieten unternommen. Thomas Seidenberger (Freie Wähler) hat die Idee für "Bauherrengemeinschaften" mitgebracht, die er nun für das weitere Verfahren mit einbringen möchte, wie er ankündigte. Schließlich wolle man doch nicht nur "den Einheitsbrei von Bauträgern".

Schon die Grundzüge der Planung überzeugen Funke freilich nicht: Künftig würde man wie im Westen auch von Osten her "auf eine Häuserwand zufahren". Von einer Art "Stadtmauer" entlang des Kurt-Kittel-Rings sprach auch einer der zehn Bürger, die schriftliche Stellungnahmen Verfahren abgegeben hatten. Andere bescheinigten Teilen des Gebiets "Kasernencharakter", wollten Flachdächer ausschließen oder fürchten, dass die Einkaufsmöglichkeiten sowie die sonstige Infrastruktur nicht ausreichen könnte. Eine Bürgerin merkte an, dass man auch an Neufahrner mit kleinerem Geldbeutel denken sollte und regte eine Art "Einheimischenprojekt" an.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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