Neubau abgelehnt:Zu weit draußen auf der grünen Wiese

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Der Discounter Aldi möchte in Neufahrn neu bauen: die Verkaufsfläche soll sich vergrößern, hinzu kämen Lager- sowie Büroräume. Aber die Gemeinde kann das dafür nötige Sondergebiet nicht ausweisen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Planungsausschuss in Neufahrn lehnt die Pläne von Aldi im Gewerbegebiet-West ab. Aus baurechtlichen Gründen sind der Gemeinde die Hände gebunden, obwohl sie den Discounter halten möchte

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Für Aldi ist Neufahrn offenbar ein gutes Pflaster: Der Konzern will seinen Lebensmittelmarkt im Gewerbegebiet-West inzwischen nicht mehr nur um gut 200 auf dann 1075 Quadratmeter erweitern, sondern gleich ganz neu bauen und dabei sogar auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche vergrößern. Hinzu kämen 350 Quadratmeter Lager sowie 200 Quadratmeter Büro- und Nebenräume. Der Flughafen-, Planungs- und Bauausschuss hat das nun allerdings abgelehnt - nicht weil er grundsätzlich etwas gegen das Vorhaben hätte, sondern weil ihm aus baurechtlichen Gründen die Hände gebunden sind.

Die Verwaltung wurde deshalb gleichzeitig beauftragt, sich noch einmal um Gespräche mit Aldi zu bemühen und Vergrößerungsmöglichkeiten auszuloten. Keinesfalls will man riskieren, dass der Konzern seine Neufahrner Filiale am Ende schließt.

Lange schien es bayernweit ausgemachte Sache zu sein: Große Lebensmittelmärkte und Discounter kamen zunehmend auf die "grüne Wiese" außerhalb der Orte. Das hat freilich "städtebauliche Fehlentwicklungen begünstigt", und deshalb gebe es mittlerweile einen "Paradigmenwechsel bei der Landesentwicklungsplanung", wie Bauamtsleiter Michael Schöfer es ausdrückte: Neubauten für "großflächigen Einzelhandel des täglichen Bedarfs" mit einer Verkaufsfläche von mehr als 800 Quadratmetern sind nur noch in ausgewiesenen Sondergebieten in "integrierter Lage" zulässig. Die nächsten größeren Wohnsiedlungen sollten nicht weiter als 300 bis 400 Meter entfernt sein, sodass die Einkaufsmöglichkeiten auch zu Fuß erreichbar sind. Aldi ist aber weiter weg vom Ort. Somit könne die Gemeinde auch nachträglich nicht einfach das nötige Sondergebiet ausweisen, erklärte Schöfer. Eine Zustimmung zum Bauantrag sei schon deshalb nicht möglich.

Hinzu kommen Probleme mit der Stellplatzsatzung: Schon vor vier Jahren, als der Ausschuss grünes Licht für die ursprünglich geplante Erweiterung gegeben hatte, wurde eine Ausnahme von der Satzung abgelehnt. Beim Neubau in der nun vorgesehenen Größenordnung hätte Aldi noch mehr Probleme: 101 Autostellplätze könnten nachgewiesen werden, nötig wären aber 126. Und es wären nur sechs von 67 geforderten Fahrradabstellplätzen vorhanden. Es gebe also "auf allen Ebenen Schwierigkeiten, die dem Bauantrag entgegenstehen", resümierte Schöfer.

Zwar gibt es von Aldi bisher keinerlei Signale, dass man den Standort aufgeben oder die Filiale in eine andere Gemeinde verlegen wird, falls die Neubaupläne in Neufahrn scheitern, wie geschäftsleitender Beamter Eduard Szudlek betonte. Im Ausschuss wurden aber trotzdem entsprechende Befürchtungen geäußert. Man müsse dem Unternehmen Zukunftsperspektiven aufzeigen und in die Gespräche müsse die Wirtschaftsförderung eingebunden werden, forderte Thomas Seidenberger (Freie Wähler). Möglicherweise könne man mittelfristig auch einen anderen Standort "eventuell in zentrumsnaher Lage" anbieten. Das fände auch Umweltreferent Florian Pflügler (ÖDP) sinnvoll, denn dann könnten mehr Kunden ohne Auto zum Einkaufen kommen.

Am Ende wurde die Verwaltung beauftragt, sich noch einmal um intensivere Gespräche mit Konzernvertretern zu bemühen und Möglichkeiten für eine Erweiterung oder tatsächlich einen anderen Standort zu prüfen. Der aktuelle Bauantrag wurde abgelehnt - gegen die Stimmen von Johannes Häuser (Bürger für Neufahrn) und Josef Eschlwech (Freie Wähler).

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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