Nachverdichtung in Freising:Besucheransturm erwartet

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Planungsausschuss diskutiert über neues Wohngebiet in Neustift

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Tagesordnungspunkt für den Planungsausschuss an diesem Mittwoch, 28. Juli, liest sich ganz nüchtern: Bebauungsplan Nr. 162 "Neustifter Feld" - Aufstellungsbeschluss. Im Vorfeld allerdings haben die Absichten der Stadt Freising, auf einem ehemaligen Erdbeerfeld mitten im Ortsteil Neustift ein neues Wohnviertel entstehen zu lassen, schon für viel Aufregung gesorgt - so viel, dass sich die Stadtverwaltung offenbar in Erwartung eines Besucheransturms gezwungen sah, auf die nach wie vor geltenden Pandemie-Beschränkungen hinzuweisen.

Ja, selbstverständlich bestehe auch für diese öffentliche Ausschusssitzung in der Luitpoldhalle "ein subjektives Recht einzelner auf Zugang", heißt es in einer Mitteilung aus dem Hauptamt: Es "muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass entsprechend dem Sicherheitskonzept nur eine eingeschränkte Anzahl von Plätzen zur Verfügung steht". Bei Erreichen der Kapazitätsgrenze müssten Interessierte leider abgewiesen werden, so die Warnung. Man möge sich also - eine für ein Stadtratsgremium eher ungewöhnliche Bitte - telefonisch oder per Mail rechtzeitig beim Hauptamt der Stadt anmelden ( hauptamt@freising.de, 0 81 61/5 44 10 00).

Worum es geht, ist an sich schnell zusammengefasst: Die Stadt Freising muss und will Wohnraum schaffen und setzt dafür auch auf Nachverdichtung. Das 16 000 Quadratmeter große Neustifter Feld bietet sich dafür als eine der wenigen größeren Flächen in der Stadt an - und die Pläne, die erstmals im Februar im Planungsausschuss vorgestellt wurden, sind ambitioniert. Bis zu 180 neue Wohnungen könnten hier entstehen, überwiegend im Geschosswohnungsbau in Form von bis zu fünfstöckigen Gebäuden. Ausdrücklich werden sich die Grundeigentümer auf das 2017 beschlossene kooperative Baulandmodell der Stadt einlassen müssen. Dieses sieht unter anderem vor, dass 30 Prozent des entstehenden Wohnraums von den Vorhabensträgern als sozialer Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen sind. Außerdem müssten die Investoren einen Teil der Infrastrukturkosten übernehmen, die durch die neuen Wohnungen entstehen.

Den Anwohnern geht nach einem Blick auf die ersten Pläne die Verdichtung allerdings zu weit. Sie fürchten um ihre Wohnqualität, sorgen sich um die zunehmende Verkehrsbelastung in dem engen Stadtteil und führen auch den Klimaschutz ins Feld; mit der geplanten Bebauung werde eine wichtige Frischluftschneise beeinträchtigt, so ein Argument. Um sich Gehör zu verschaffen, haben sie eine Anwohner-Initiative ins Leben gerufen, einer ersten Stellungnahme haben sich mittlerweile nach eigenen Angaben fast 800 Neustifter Bürgerinnen und Bürger angeschlossen.

Statt dem von der Stadt geplanten Geschosswohnungsbau wollen sie "eine umgebungsverträgliche Bebauung" erreichen. Sie soll "mindestens um 50 Prozent im Vergleich zur aktuellen Planung" reduziert werden, je nach Lage maximal 2,5 bis vier Geschosse hoch sein und eine "angemessene Mischung aus Einfamilien-, Doppel-, Reihenhäusern und niedergeschossigem Mietwohnungsbau darstellen. Gefordert werden zudem Lösungen für die bereits bestehende Verkehrsproblematik.

Vor allem wollen die Anwohner eine faire Einbindung der Neustifter Bürger in die Planungen sichergestellt wissen. Doch trotz eines Gesprächs mit Oberbürgermeister und Stadtplanungsamt, in dem von einer Kompromisslösung die Rede war, sorgt sich die Initiative nach der Veröffentlichung der Tagesordnung für die Ausschusssitzung, dass die Stadt weitgehend unverändert an ihren Planungen festhalten möchte. Auch ein reguläres - statt des geplanten beschleunigten - Aufstellungsverfahren für den beabsichtigten Bebauungsplan mit angemessener Bürgerbeteiligung, wie inzwischen von der Fraktion der Grünen beantragt, sei nicht zugesagt worden, so die Kritik.

© SZ vom 28.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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