MVV-Verkehr im Landkreis:Bei den Regionalbussen bleiben Wünsche offen

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Eigentlich sind die Menschen im Landkreis Freising mit dem MVV-Angebot recht zufrieden - vor allem im Süden. Doch nicht überall ist die Situation so gut.

Peter Becker

Die Bevölkerung im Landkreis Freising weiß das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) durchaus zu schätzen. Diesen Schluss zieht das Unternehmen aus Basisdaten, die es in einer Broschüre zusammengestellt hat. Diese hat Markus Haller, Leiter des Consulting-Bereichs des MVV, im Planungs- und Umweltausschuss des Kreistags jüngst vorgestellt. Eine Kundenbefragung hat allerdings gezeigt, dass die Bevölkerung insbesondere mit der Taktfrequenz der Regionalbusse und dem Angebot an ihrem Wohnort unzufrieden ist.

Dreh- und Angelpunkt des Regionalverkehrs im Landkreis ist der Freisinger Bahnhof. Hier laufen die meisten Regionalbuslinien zusammen. Deren wichtigste Aufgabe besteht darin, die Passagiere zum Bahnhof und wieder nach Hause zu bringen. (Foto: Marco Einfeldt)

Glücklich kann sich schätzen, wer im Süden des Landkreises wohnt. Attraktive Bahn- und Busverbindungen in kurzen Taktfrequenzen stehen dort zur Verfügung. Davon können die Hallertauer nur träumen. Haller beteuert zwar, dass der MVV bemüht sei, das Angebot zu verdichten. Doch dem steht meist eine Kosten-Nutzen-Analyse im Weg. Deshalb verwundert es kaum, dass das Auto im Landkreis das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel ist.

Dies ist ein Ergebnis, das auf der Untersuchung "Mobilität in Deutschland (MID)" des Bundesverkehrsministeriums aus dem Jahr 2008 beruht. 15Prozent der Wege werden zu Fuß zurückgelegt, acht Prozent mit dem Fahrrad. Sechs Prozent der Landkreis-Bevölkerung nutzen den ÖPNV. Das entspricht laut MVV dem bundesweiten Durchschnitt vergleichbarer Landkreise. 39Prozent benutzen weder Bahn noch Bus. Dies ist im Vergleich zu anderen MVV-Landkreisen ein hoher Wert.

Statistisch gesehen stehen jedem Haushalt im Landkreis 1,7 Autos zur Verfügung. Der Durchschnittswert im Bereich des MVV liegt bei 1,4 Fahrzeugen. Das Fahrrad ist bei den Landkreisbürgern ein beliebtes Fortbewegungsmittel. 19 Prozent der Freisinger nutzen es täglich. Durchschnittlich verfügt jeder Haushalt im Landkreis über 2,8 Räder, in 30 Prozent aller Haushalte stehen sogar vier oder mehr.

Schenkt man der MID-Studie Glauben, dienen 31Prozent der zurückgelegten Wege dem Freizeitvergnügen. 21 Prozent der Bürger sind zum Arbeitsplatz oder der Schule unterwegs. 20 Prozent erledigen Einkäufe. Jeder Landkreis-Bewohner legt durchschnittlich eine Strecke von 47,2Kilometer am Tag zurück. Knapp 40 Prozent der Wege sind nicht länger als zwei Kilometer und könnten zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Im Schnitt sind die Bürger aus dem Landkreis jeden Tag etwa 91 Minuten unterwegs.

Von größter Bedeutung sind für den Landkreis die S-Bahn- und Regionalzuganbindungen zwischen Moosburg und Eching sowie entlang der S8. Laut einer Studie des MVV nutzen 74Prozent der Fahrgäste aus dem Landkreis Freising die S-Bahn, um zur Arbeit oder Schule zu kommen, 20 Prozent sind zu Freizeit-Zwecken unterwegs. Um den nächsten Bahnhof zu erreichen, muss knapp ein Viertel der Bevölkerung höchstens einen Kilometer zurücklegen. Jeder achte Bürger wohnt in einem Radius von ein bis zwei Kilometern von einer Haltestelle entfernt. Zwei Drittel der Bewohner muss allerdings einen Anreiseweg von mehr als zwei Kilometer in Kauf nehmen. Meistgenutzte S-Bahn-Station ist der Freisinger Bahnhof mit 8600 Fahrgästen, gefolgt von Neufahrn (6300). Der Haltepunkt Flughafen zählt 25.000 Fahrgäste, liegt aber im Landkreis Erding.

Insgesamt nutzen an einem gewöhnlichen Wochentag 24.000 Fahrgäste im Landkreis die S-Bahn. Mehr als die Hälfte davon (14.000) hat laut MVV-Verkehrsforschung die Stadt München zum Ziel. Wer mit dem Auto zum Bahnhof fährt, dem stehen im Landkreis an neun Bahnhöfen sieben Park+Ride-Anlagen zur Verfügung. Der größte steht in Freising mit 961, der kleinste in Pulling mit 50Stellplätzen. Insgesamt stehen im Landkreis etwa 2300 Park+Ride-Stellplätze zur Verfügung. Allein in Freising stehen pro Tag etwa 1200 Autos.

Ähnlich sieht es bei den "Parkplätzen" für Fahrräder aus. Über 3500 Bike+Ride-Stellpätze gibt es im Landkreis, 3500 davon alleine in Freising. In Eching können 500, in Neufahrn 470Räder abgestellt werden. Am Moosburger Bahnhof gibt es 490Bike+Ride-Kunden.

Oberste Aufgabe der 34 MVV-Buslinien im Landkreis ist es, die Fahrgäste zu den Bahnhöfen zu bringen. Dabei müssen die Passagiere laut MID-Studie meist nur einen kurzen Weg zur nächsten Haltestelle zurücklegen. Aus Sicht des MVV ist das erfreulich: "Kurze Wege erhöhen die Akzeptanz bei den Fahrgästen", heißt es in der Broschüre. Am häufigsten ist der Freisinger Bahnhof mit 8020 Fahrgästen pro Werktag frequentiert.

Pro Woche sind laut MVV-Studie etwa 132.000 Fahrgäste mit den MVV-Busses unterwegs. Sie legen dabei 935.000 Personenkilometer zurück. Die Nutzung ist insbesondere in der Stadt Freising hoch. Stark frequentiert ist der Flughafenbus sowie die Strecke zwischen Zolling und Freising. Viele Bürger nutzen auch die Verbindung von Hallbergmoos zum Bahnhof der Gemeinde. Wichtigster Zweck der Fahrt ist auch hier die Anreise zur Arbeit oder Schule.

Das Kundenbarometer des MVV weist allerdings für den Landkreis schlechtere Wert auf als sonst in der Region. In der Kategorie "Globalzufriedenheit" gibt es nur einen Wert von 3,02. Der MVV-Durchschnitt liegt bei 2,92. 31Prozent der Landkreisbürger sind sogar enttäuscht vom MVV-Angebot an ihrem Wohnort. Das ergibt in dieser Kategorie einen Wert von 3,18. Dieser liegt laut MVV "signifikant" unter dem Durchschnitt von 2,95. Das Unternehmen erkennt hier "Handlungsbedarf". Ähnlich verhält es sich bei der Beurteilung der Taktfrequenz. Dafür gibt es im Landkreis die Gesamtnote 3,21. Der MVV-Durchschnitt liegt bei 3,1.

Laut MVV-Prognose wird die Bedeutung des ÖPNV, des Fahrrades und Carsharing in den kommenden Jahren steigen. ÖDP-Kreisrat Jörg Kästl bemängelt die mangelnde Abstimmung zwischen den Abfahrzeiten von Bussen und S-Bahnen. Was ihm besonders auffällt ist, dass es keine direkte Busverbindung zwischen Haag und Langenbach gibt. "Diese wäre aber wegen der Anbindung an die Regionalbahn in Langenbach dringend notwendig", sagt er auf Nachfrage.

© SZ vom 01.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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