Musikkabarett:Beatles, Beethoven, Milchbauern-Rap

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Viel Musik auf ganz unterschiedlichen Instrumenten, Kabarett, Klamauk, Heimatkunde und etwas Politik - das zeichnet das Programm der "Well-Brüder aus'm Biermoos" aus. (Foto: Marco Einfeldt)

Die "Well-Brüder aus'm Biermoos" überzeugen mit ihrem Mix aus Musik und Kabarett

Von Florian Beck, Freising

Vor etwas mehr als einem Monat tourten sie noch zusammen mit Gerhard Polt durch Italien, am Mittwochabend kamen sie nach Freising - die Well-Brüder aus'm Biermoos gastierten im Lindenkeller. Und ihr Auftritt wird so schnell nicht in Vergessenheit geraten. Gleich das erste Lied, das Karl, Michael und Christoph "Stofferl" Well, die Nummern zwölf, 13 und 14 der Geschwisterreihe, anstimmten, war im wahrsten Sinne des Wortes einmalig - denn der Text war auf Freising zugeschnitten. Natürlich zogen die drei gleich über das "Westumgehungserwartungsland" her, in welchem man nirgends noch bezahlbaren Wohnraum, dafür aber umso mehr Baustellen finden könne.

Neben ortsbezogenen Späßchen zogen sich unterhaltsame Geschichten über Hausen, den Heimatort der Großfamilie, und deren Heimatpfleger, den Drexler Toni, wie ein roter Faden durch den Abend, der sowohl musikalisch als auch kabarettistisch einiges zu bieten hatte. Das außerordentliche Talent der drei zeigte sich - sofern man es nicht sowieso bereits von der Biermösl Blosn kannte, dem Vorgängerprojekt von Christoph, Michael und Hans Well (Nummer neun der 15 Well-Geschwister) - gleich zu Beginn. Das zweite Lied, laut dem Drexler Toni von Josef Haydn seinerzeit in Hausen komponiert, bestand aus vier Sätzen, in denen die Solotrompete von Stofferl Well gleich für zwei spielte und Karl mit seiner Ziehharmonika ein gesamtes Streicherensemble sehr glaubhaft imitierte. Und auch Michael Well, der - wenn er dem gleichermaßen staunenden und begeisterten Publikum nicht gerade sein Können an der Drehleier demonstrierte - mit seiner Tuba für die passende Begleitung sorgte, überzeugte den ganzen Abend über. Es war schlichtweg beeindruckend, mit welcher Präzision und auf welchem Niveau das ausgezeichnet aufeinander abgestimmte Trio auf den verschiedensten Instrumenten durch den Abend führte.

Und gerade, als man dachte, langsam könnten den Brüdern die Ideen ausgehen, wartete Stofferl Well mit einem beeindruckenden Xylofon-Solo auf. Schließlich legten die drei sogar einen bayerisch angehauchten Milchbauern-Rap hin, in dem sie für einen fairen Milchpreis plädierten und damit eindrucksvoll zeigten, dass sie nicht nur erstklassige Musiker sind, sondern auch politisch einiges zu sagen haben.

Doch neben bayerischen Problemen wie dem achtjährigen Gymnasium und Schneekanonen in den Bergen ("soll Heimat sich rentieren, so muss man betonieren") setzten die Brüder auch auf Klänge aus der angeblichen Heimat ihrer Vorfahren, der McWells - Irland. Natürlich durfte da der Dudelsack nicht fehlen, dem Stofferl mit Bravour und sicherlich besser als so mancher Ire die verrücktesten Melodien entlockte. Richtig verrückt wurde es aber erst, als die drei Brüder ihre Alphörner ansetzten und die verschiedensten Werke der Musikgeschichte von Beethoven bis zu den Beatles anspielten.

Wer sich nun ärgert, dass er diesen Abend verpasst hat, oder wem jetzt schon die Wartezeit bis zum nächsten Besuch des Trios zu lang wird, der darf sich auf den 17. Februar kommenden Jahres freuen: Da statten nämlich die Wellküren, drei der Schwestern der Well-Brüder aus'm Biermoos dem Lindenkeller einen Besuch ab. Allerdings gibt es für alle Besucher der Wellküren noch einen Auftrag von Michael Well: "Grüßt's unsere Schwestern fei recht herzlich!"

© SZ vom 18.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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