Die Eiswasserschwimmer von Neufahrn:Ohne Hirn geht's besser

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Mehr als 50 Neufahrner wagten sich in das sechs Grad kühle Wasser des Mühlensees. Für die zahlreichen Schaulustigen am Ufer war es nicht wärmer. (Foto: Lukas Barth)

Wenn der Bürgermeister mit den Bürgern ins Eiswasser springt, dann stehen hunderte Schaulustige am Ufer: Den mutigsten Neujahrsschwimmern im Neufahrner Mühlensee winken stets Ruhm und Ehre. Der jüngste Schwimmer ist gerade vier Jahre alt.

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Angeblich geht es ganz einfach: "Man muss halt für eine Viertelstunde das Hirn aushängen", erklärte Bürgermeister Franz Heilmeier schmunzelnd, als er längst wieder einen warmen Anorak trug. Davor war er mit mehr als 50 anderen Schwimmerinnen und Schwimmern - der jüngste gerade einmal vier Jahre alt - in den Mühlsee gesprungen. Das dürfte zugleich ein neuer Teilnehmerrekord gewesen sein.

Der Neufahrner Rathauschef war zum vierten Mal dabei, allerdings erstmals ohne familiäre Verstärkung. Sohn Paul, der eigentlich in die Fußstapfen seiner Schwestern treten wollte, hatte in letzter Minute wegen einer Erkältung passen müssen. Seine erste Teilnahme am "Neujahrsspringen" hatte Heilmeier seinerzeit einer verlorenen Wette zu verdanken gehabt. Und Wetten spielen auch bei vielen anderen eine große Rolle: James (16) musste deshalb zum Beispiel in einem Kleid ins Wasser hüpfen, Alexander (16) trug einen neongelben Borat-Mankini.

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(Foto: lukasbarth.com)

"So kalt war es schon lange nicht mehr", bibberte eine Springerin.

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Trotzdem folgten dem Neufahrner Bürgermeisters heuer mehr als 50 Schwimmer ins kalte Nass.

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Der Weg über den glitschigen Steg wurde jedoch zur Rutschpartie.

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Kinder sprangen völlig unerschrocken ins sechs Grad kalte Wasser.

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Ob mit T-Shirt oder ohne, die Neujahrsschwimmer zitterten hinterher alle.

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Hinterher suchten alle schnell ein flauschiges Handtuch und dann die Winterjacke.

Für 1000 Mark sprang der "Wasser-Sepp" hinein

Mit einer Wette hatte schließlich auch alles angefangen. In den 1980er Jahren brauchte die Wasserwacht dringend einen Taucheranzug, und "Wasser-Sepp" Schmiegel bat einige örtliche Geschäftsleute um Hilfe. Einer der Männer bot ihm schließlich 1000 Mark, wenn er am 1. Januar in den Weiher springt. Schmiegel hat eingeschlagen und ist gesprungen - vor den Augen von einem halben Dutzend "Zeugen", und noch am See bekam er das versprochene Geld überreicht. In den Folgejahren ist Schmiegel dann noch 27 Mal an einem Neujahrstag ins Wasser gesprungen - inzwischen verzichtet er und übernimmt lieber die Moderation der inzwischen traditionellen Aktion.

Bares winkt heutzutage nicht mehr, aber zumindest Ruhm und Ehre. Schließlich wird das Spektakel immer von einigen Hundert Schaulustigen verfolgt. Heuer war es für sie am zwei Grad kalten Ufer wieder einmal kühler als für die Schwimmer im sechs Grad kalten Wasser. Trotzdem: "So kalt war es schon lange nicht mehr", fand eine "Stamm- Springerin". Es "kribbelte ganz schön auf der Haut", bestätigte ein anderer. Die größte Herausforderung sei diesmal aber der Weg zum Wasser gewesen, erklärte eine junge Frau: Wegen des niedrigen Wasserstands wurde der Steg zur glitschigen Rutsche mit ordentlichem Gefälle.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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