Moosburger Stadträte diskutieren längst beschlossene Pläne :Höchst umstrittene Einkaufsmärkte

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Das geplante "Sondergebiet Amperauen" mit seiner Drogerie, einer Apotheke und eventuell einem Ärztehaus gefällt auch fünf Jahre nach dem Beschluss nicht allen. Grüne kritisieren einen "reinen Auto-Standort"

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Grundsatzentscheidung, zwischen dem Neubaugebiet Amperauen und der Moosburger Westumfahrung ein Sonder- und Gewerbegebiet mit mehreren Verbrauchermärkten zu schaffen, ist längst gefallen. Aber auch fünf Jahre nach dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan des "Sondergebiets Amperauen" ist dieses im Stadtrat immer noch sehr umstritten. Und so wurde in der jüngsten Sitzung die Entwurfsplanung des Büros Wacker auch nur mit 15:9 Stimmen angenommen. Nun werden bei der Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung die Unterlagen zur Einsicht ausgelegt.

Das insgesamt 2,63 Hektar große Planungsgebiet sieht eine Fläche von 1,39 Hektar für Einkaufsmärkte sowie 0,29 Hektar für Gewerbe- und Handwerksbetriebe vor. Angesiedelt werden sollen dort ein Discounter mit einer Verkaufsfläche von 1200 Quadratmetern, ein Lebensmittelvollsortimenter mit etwa 2000 Quadratmetern sowie ein Drogeriemarkt und ein Bäckerei-Café. Auch eine Apotheke könnte sich in dem Gebiet niederlassen, erläuterte der Planer. Im Vordergrund stehe der Nahversorgungsgedanke. Das neue Sondergebiet bekomme "natürlich eine eigene Zufahrt", damit der Verkehr nicht durch das angrenzende Wohngebiet rolle, versicherte Bauamtsleiter Herbert Held. Vorgesehen sei eine Linksabbiegerspur auf der Thalbacher Straße. Das Sondergebiet sei an zwei Enden auch mit dem Rad und zu Fuß gut zu erreichen, entgegnete er der Kritik aus den Reihen der Grünen, die eben dies anzweifelten.

Die geplante Anbindung des Gebiets zeige, "dass es ein reiner Auto-Standort ist", monierte Grünen-Stadtrat Alfred Wagner, der das Vorhaben wie seine Fraktionskollegen auch aus ganz grundsätzlichen Erwägungen ablehnte. Eine Apotheke sei westlich der Bahnstrecke nicht nötig, weil es östlich davon, ganz in der Nähe, schon eine gebe, so Wagner. Für die Lebensmittelnahversorgung habe man den bereits existierenden Edeka-Markt an der Thalbacher Straße, der Netto-Markt-Discounter an der Baywa-Unterführung sei ebenfalls ganz in der Nähe. "Und was passiert, wenn die neuen Märkte kommen, mit dem Edeka", fragte Wagner und gab selbst die Antwort: "Ich sage, der wird sich nicht halten können." Außerdem produziere man mit den neuen Verbrauchermärkten "Autokolonnen durch die Stadt mit Leuten, die da hin fahren - und das wollen wir nicht". Die Flächen in den Amperauen würden die Grünen gerne komplett für kleinere Gewerbebetriebe nutzen.

Bürgermeister Josef Dollinger (FW) warf Wagner vor, Argumente an den Haaren herbeizuziehen. Man könne genauso gut sagen, dass sich nicht mehr, wie bisher, "so große Autokolonnen zu den Märkten in Degernpoint ziehen, wenn es da draußen in den Amperauen auch Versorgungsmärkte gibt". In seinen Augen wären die Amperauen auch für ein Ärztehaus geeignet, "und dann wäre es auch sinnvoll, dass es dort eine Medikamentenversorgung durch eine Apotheke gibt", so Dollinger.

Johannes Becher (Grüne) wiederum missfiel der geplante Drogeriemarkt. "Damit werden wir das große Ziel, einen Drogeriemarkt in der Innenstadt zu bekommen, wegen der Konkurrenz auf Jahre nicht mehr erreichen können", befürchtete er. Ein Ärztehaus brauche man sehr wohl, räumte er ein, "aber nicht am Stadtrand, sondern im Zentrum". Er würde auch lieber ein Ärztehaus in der Innenstadt errichten, entgegnete der Bürgermeister, "aber wo soll ich es hinbauen, wenn ich keinen geeigneten Grund dafür hab?" Man benötige genügend Flächen für Parkplätze, "weil die Leute bei uns eben mit dem Auto zum Arzt fahren und nicht ihren Opa mit dem Lastenrad dorthin bringen, wie ich es vor Jahren in China mal erlebt habe".

Für Jörg Kästl (ÖDP) war der Fall klar: "Ärztehaus, Drogeriemarkt und darunter eine Tiefgarage gehören in der Innenstadt auf das Gelände der alten Polizei, das wäre richtig." Er stimme daher gegen den vorliegenden Entwurf. Dieser sei die logische Folge der vorherigen Beschlusslage im Stadtrat, "da kann der Planer nichts dafür".

© SZ vom 15.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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