Moosburger SPD:Interne Rivalitäten

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Viel Arbeit wartet auf den neuen Moosburger SPD-Vorsitzenden Gunnar Marcus, seine wiedergewählte Stellvertreterin Nigar Tiryaki und den Rest des Vorstandsteams. (Foto: Johannes Simon)

Klaus Reichel fordert Gerd Beubl und Martin Pschorr dazu auf, nach der Hälfte ihrer Amtszeit jüngeren Sozialdemokraten Platz im Stadtrat zu machen. Gunnar Marcus ist neuer Moosburger SPD-Ortsvorsitzender

Von Alexander Kappen, Moosburg

Als er den Vorsitz im April 2018 übernahm, sei es sein Bestreben gewesen, den Ortsverein vor der Auflösung zu bewahren, "was damals ja nicht so sicher war", sagte Mathias Kern am Donnerstagabend in der Jahreshauptversammlung der Moosburger SPD. Auch sei er mit dem Ansinnen angetreten, in dem teils zerstrittenen Ortsverein "integrativ zu wirken" und das Miteinander zu stärken.

Zweieinhalb Jahre später lässt sich festhalten, dass er seine Ziele zumindest teilweise erreicht hat. Die Moosburger SPD, der organisatorisch auch Attenkirchen, Haag, Wolfersdorf, Zolling, Wang, Mauern, Gammelsdorf und Hörgertshausen zugeordnet sind, gibt es noch. Und in Gunnar Marcus, 46, hat sie seit Donnerstag einen neuen Vorsitzenden, der die Zusammenarbeit zwischen Ortsverein und SPD-Stadtratsmitgliedern wieder intensivieren und mit seinem Vorstandsteam klassische sozialdemokratische Kernthemen mehr in den Fokus rücken möchte. Was Kern, der seit Mai Bürgermeister in Attenkirchen ist und deshalb nicht mehr für den SPD-Vorsitz kandidierte, jedoch nicht geschafft hat: den Ortsverein mit seinen aktuell 72 Mitgliedern endgültig zu befrieden. Auch in der Versammlung am Donnerstag wurden interne Rivalitäten öffentlich ausgetragen.

So warf SPD-Mitglied Klaus Reichel dem amtierenden Stadtrat Martin Pschorr vor, sich vor der Bürgermeister-Stichwahl in einer "konservativ-bürgerlichen Koalition mit vielen CSU-lern" in einer Zeitungsannonce für den letztlich siegreichen FW-Kandidaten Josef Dollinger und gegen Michael Stanglmaier (Grüne) ausgesprochen zu haben. Er habe sich "geärgert und geschämt", so Reichel, denn er kenne Dollinger, "das ist kein Bürgermeister für alle, mit Migranten hat der nix am Hut". Pschorr entgegnete: "Und ich kenne auch Herrn Stanglmaier. Es war eine reine Sachfrage, dass ich mich für Josef Dollinger entschieden habe." Kern merkte an, "dass keiner der beiden für uns der ideale Kandidat war". Reichel forderte außerdem den neuen Vorstand auf, dafür zu sorgen, dass die beiden aktuellen Ü-70-Stadträte Pschorr und Gerd Beubl nach der Hälfte der Amtszeit zurücktreten, um Platz für jüngere Nachrücker wie Gunnar Marcus, Christoph Marschoun oder Lena Zehetbauer zu machen. Während Beubl dazu nichts sagen wollte, bezog Pschorr klar Position. Wer im Stadtrat sitze, entscheide nicht der Vorstand des Ortsvereins, "sondern das hat der Wähler entschieden - wir wurden für sechs Jahre gewählt". Kern lobte Pschorr und Beubl für ihre Stadtratsarbeit, die auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde.

Weniger positiv fiel seine Wahlnachlese aus. Jeweils nur knapp unter zehn Prozent bei der Stadtrats- und Kreistagswahl in der Stadt Moosburg, das sei nicht befriedigend, so Kern. Dass man einen der bisher drei Sitze im Stadtrat sehr knapp verloren habe, gehe auch auf "handwerkliche Fehler" zurück, sagte er. So habe man erstmals keine Wahlbroschüre gehabt, "dafür übernehme ich die Verantwortung".

Es liege "eine Menge Arbeit vor uns", sagte der neue Vorsitzende Gunnar Marcus. Er möchte "den Ortsverein wieder schlagkräftig machen und soziale Themen, den Markenkern der SPD, stärken". Sein Ziel sei es, in Teams und Kleingruppen Sachthemen zu bearbeiten. Unterstützt wird er von der wiedergewählten Zweiten Vorsitzenden Nigar Tiryaki, von Kassier Erdogan Aydeniz, der den Job schon zwölf Jahre macht, und dem ebenfalls im Amt bestätigten Schriftführer Ulrich Risse. Beisitzer sind Marisa Schulze, Lena Zehetbauer und Volker Winter. Die Kasse prüfen Kern und Beubl.

© SZ vom 17.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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