Moosburger Adel:Aufstieg und Niedergang

Lesezeit: 2 min

Im vergleichsweise kleinen Moosburg haben bedeutende Adlige gelebt und Einfluss auf die Stadt genommen. Der Historiker Dominik Reither hat sich dem Geschlecht der Burghartinger gewidmet

Von Clara Lipkowski, Moosburg

Die Geschichte der Burghartinger handelt von Aufstieg und Niedergang. Von der Nähe zum Kaiser und bedeutenden Kirchenämtern, von Teilhabe an weltgeschichtlichen Ereignissen und dem Abstieg zu einfachen Adligen. Der Stadthistoriker Dominik Reither hat sich ausführlich mit dem Adelsgeschlecht beschäftigt. In der Volkshochschule hat er dazu zum Thema: "Kreuzzug und Kaiser - Die Moosburger Adelsfamilie der Burghartinger" referiert.

Der Historiker erforscht seit einiger Zeit die Geschichte seiner Heimatstadt und fand heraus, dass die Burghartinger lange eine wichtige Rolle in Moosburg gespielt hatten. Vor 700 Jahren starb die Familienlinie aus, heute ist sie fast vergessen. In seinem jüngsten Buch "Wie Moosburg von Landshut und München überholt wurde", widmet sich Reither auch den Burghartingern, deren Geschichte er ausgiebig in Archiven und Bibliotheken recherchiert hat.

Vermutlich ist der Familienname auf einen Ahnherren Burghart zurückzuführen, fand Reither heraus, so kamen Adelsfamilien im frühen und hohen Mittelalter üblicherweise zu ihren Namen. Die verwandtschaftliche Nähe der Burghartinger zur Sippe der Eppensteiner half der Familie, im Jahr 1085 Positionen in Moosburg und im Reich zu übernehmen. Zwischen 1085 und 1106 waren sie auf dem Gipfel der Macht angekommen, sie gehörten einer kleinen Gruppe höchster Reichsfürsten an, stellten den Vogt zwar auch in Moosburg, vor allem aber in Italien, besetzten Bischofsposten in Salzburg und erlebten hautnah den Investiturstreit, der sich darum drehte, wer Bischöfe einsetzen durfte - Könige oder kirchliche Gemeinden. Burghart II. war so gefragt, dass er kaum in Moosburg, sondern ständig im Gefolge des Kaisers Heinrich IV. im Reich unterwegs war.

1106 verlor die Adelsfamilie schlagartig ihre Positionen, weil sich Heinrich V. politisch neu ausrichtete und von den Partnern seines Vaters Heinrichs IV. distanzierte. Der Burghartingern fehlten die Gefolgsleute, um sich zu behaupten, Besitze gingen verloren, der Sitz der Familie konzentrierte sich auf Moosburg. Dort besaß sie zwar noch die Vogtei, stieg aber gesellschaftlich zum Landadel ab. Hinzu kam, dass sich zwischen 1115 und 1125 laut Reither vermutlich ein Konflikt mit dem Stift St. Kastulus entspann. Zwar war Burghart III. Vogt, das Stift wollte ihn aber entmachten, da die Adelsfamilie Anspruch auf Ländereien und Abgaben erhob. Ihrerseits hatte die Familie kaum Gefolgsleute, um dessen Stellung zu stützen. Zu Hilfe kamen die Wittelsbacher - einflussreich und an Verbündeten in der Gegend interessiert - erzwangen sie die Akzeptanz des Burghartinger Vogts. Als Burghart III. starb und sein Sohn Burghart IV. die Vogtei übernahm, verbesserten sich die Beziehungen zum Stift. Unter den nächsten Nachfolgern konnte die Familie Ländereien erschließen und Gefolgsleute an sich binden. Ein Wiederaufstieg gelang. Einige Söhne nahmen an den Kreuzzügen teil. Waren vorher die Besitztümer zersplittert über Herrschaftsgebiete verteilt, konnten die Burghartinger im 12. Jahrhundert ein eigenes Territorium behaupten, an der unteren Amper, der mittleren Isar und an der Laaber; Zentrum blieb Moosburg. In Konrad V. allerdings starb 1281 der letzte Burghartinger. Wer heutzutage die Spuren der Adelsfamilie in Moosburg sucht, wird in der Ursulakapelle fündig: Dort ist die Grablege Konrads V. mit Familienwappen zu sehen. Es zeigt nichts anderes als das heutige Moosburger Wappen der drei Rosen. Das Familiensignum hatte die Stadt nach dem Tod des letzten Burghartingers übernommen.

© SZ vom 07.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: