Moosburg:"Nicht nach Schema F"

Lesezeit: 2 min

Reinhard Kastorff kämpft weiter für 17-jährigen Flüchtling

Von Birgit Goormann-Prugger, Moosburg

Im Fall des 17-jährigen syrischen Flüchtlings Lawand hat sich Reinhard Kastorff schriftlich an den Integrationsbeauftragten der bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, gewendet, um zu erwirken, dass der Jugendliche bei seinem 25-jährigen Bruder Jeker bleiben kann. Jeker ist anerkannter Asylbewerber, lebt in Moosburg, arbeitet als Techniker im Klinikum Freising und möchte für seinen Bruder aufkommen. Die beiden waren monatelang getrennt, haben sich durch einen glücklichen Umstand in Bayern wieder getroffen, doch der hilflose Lawand soll nun in ein Erstaufnahmelager nach Dortmund geschickt werden.

Kastorff hat am Montagnachmittag von einem Referenten im Arbeits- und Sozialministerium, dort zuständig für die Belange Zuwanderung, Integration und Vertreibung, eine Antwort erhalten. "Der Mann konnte mir aber keine Hoffnung machen. Er hat mir gesagt, Lawand müsse nach Dortmund fahren, das sei nun mal jetzt so, und ich solle doch ein länderübergreifendes Austauschverfahren einleiten." So schnell will Kastorff in diesem Fall nicht aufgeben. "Ich werde kämpfen bis zum Umfallen und ich gehe für Lawand durch alle Instanzen", versichert er. Als erstes wolle er mit Christoph Süß von der BR-Sendung "Quer" Kontakt aufnehmen und ihm den Fall schildern.

Der 17-jährige Lawand ist Analphabet, desorientiert und von der Flucht vor den IS-Terroristen traumatisiert. "Die spontane Entscheidung vom vergangenen Dienstag, Lawand der angewiesenen Weiterleitung nach Dortmund zu entziehen, war aus unserer Sicht zu diesem Zeitpunkt unvermeidbar", schreibt Kastorff dem Migrationsbeauftragten. Sie habe bei dem Jugendlichen zu einer Beruhigung geführt. Nun müsse er aber zurück ins Verfahren.

Kastorff hatte sich zuvor erfolglos bemüht, telefonisch jemanden bei der Regierungsaufnahmestelle zu erreichen. Schließlich faxte er der Stelle sämtliche Unterlagen zu, hat jedoch nach wie vor keine Reaktion erhalten. Lawand solle grundsätzlich keine Sonderbehandlung erhalten, erklärt Kastorff in der Mail an den Migrationsbeauftragten Meyer. Er müsse das Erstaufnahmeverfahren wie alle anderen unverzüglich durchlaufen, aber er solle nach Möglichkeit anschließend in eine Unterkunft im Landkreis Freising kommen - in der Nähe seines älteren Bruders. "Der Junge hat nichts, keinen Pass, kein Taschengeld, nur einen Registrierschein." Er habe ja Verständnis für die Mitarbeiter in der Bayernkaserne, die jetzt überrollt würden. "Aber es muss auch eine Stelle geben, wo man sich die Fälle mal genauer anschaut, hier kann man nicht nach Schema F verfahren", so Kastorff.

Er würde Lawand zu jedem Verfahrenstermin begleiten, "doch wir fürchten, wenn wir Lawand morgen zur Bayernkaserne begleiten, wird uns die Kontrolle als Betreuer nicht einlassen. Lawand kann aber sein Anliegen nicht alleine vortragen, er braucht Fürsprache", erklärt Kastorff. Der Flüchtlingsbetreuer wird in Moosburg immer öfter auf die beiden Brüder aus Syrien angesprochen. "Die Leute kommen bei mir vorbei und spenden Geld, sie bringen Scheine vorbei und sagen ,das ist für die beiden Buam'".

© SZ vom 21.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: