Moosburg:Mobilitätspass zum Einheitstarif

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Grünen-Bundestagskandidatin Kerstin Schnapp fordert ganzheitliches Verkehrskonzept für ÖPNV und Sharing-Projekte

Von Till Kronsfoth, Moosburg

Über die Mobilitäts- und Energiewende hat Kerstin Schnapp, Bundestagskandidatin der Grünen, vor etwa 20 Zuhörern in Moosburg gesprochen. Für die 40-jährige Medienunternehmerin gehört zur einer solchen Wende, den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen zu verhindern. Dessen von der bayerischen Landesregierung geforderte Ausbau und damit verbundene Einschränkungen wie Lärmbelästigungen beträfen die Menschen in ihrem Wahlkreis. Die Pläne zur Umgestaltung des Flughafens in eine Aktiengesellschaft sieht Schnapp kritisch. Die CSU könnte auf diesem Weg eine Zustimmung der Stadt München zum Bau einer neuen Startbahn aushebeln. Zudem fürchtet Schnapp eine Verschlechterung im Service, sowie sie viele Kunden nach der Privatisierung der Bahn empfinden.

Johannes Becher, Ortsvorsitzender der Grünen in Moosburg, betonte, dass der Bahnservice bei den Grünen für die Realisierung ihrer Mobilitätswende eine zentrale Rolle spiele. "Menschen werden nicht vom Auto auf die Bahn umsteigen, wenn sie vier Stunden warten müssen." Die jetzige Situation für Bahnreisende von und nach Moosburg sei schon jetzt nicht mehr tragbar. Störungen und Verspätungen seien an der Tagesordnung. Die Häufigkeit der Verbindungen und des Platzangebotes müssten signifikant verbessert werden.

"Für uns Grüne ist Verkehr ein ganzheitliches Thema", sagte Kerstin Schnapp. "Radfahrer, Fußgänger, ÖPNV, das gehört für uns zusammen." Für die CSU stünde Verkehr hingegen synonym für Autofahren. "Deshalb fordern wir einen Mobilpass." Dieser müsste nach den Vorstellungen der Grünen nicht nur zur Nutzung des ÖPNV berechtigen, sondern auch Angebote wie Bike- und Carsharing beinhalten und über einen einheitlichen Tarif verfügen. "Die Mobilitätswende ist aber nur mit einer Energiewende möglich", so Schnapp. "Ein Elektroauto, das mit Kohlestrom fährt, bringt gar nichts."

Auch über die Bundespolitik wurde an diesem Abend ausführlich diskutiert. Der Abgasskandal ist für die Moosburger Grünen ein gutes Beispiel dafür, warum die Energiewende mit der aktuellen Bundesregierung nicht machbar sei. "Das Problem ist die Verquickung von Industrie und Politik." Moosburgs Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier ergänzte, Donald Trump werde als alleiniger Bösewicht dargestellt, weil er das Pariser Klimaabkommen aufkündigen wolle, doch in Wahrheit tue die Bundesregierung alles, um das angestrebte Zwei-Grad-Ziel zu sabotieren.

Während der anschließenden Podiumsdiskussion plädierte Stanglmaier vehement für einen Ausbau der Fahrradwege. Der Bund müsse endlich seine Verantwortung beim Ausbau der Radinfrastruktur wahrnehmen. Derzeit würden jährlich etwa 100 Millionen Euro für Radwege ausgegeben. Tatsächlich würden jedoch mindestens 800 Millionen benötigt. Das Ziel müsse sein, dass jeder Verkehrsteilnehmer sein innerstädtisches Ziel mit dem Rad erreichen könne.

Der Vorschlag traf im Plenum auf breite Zustimmung. Auch in anderer Hinsicht müsse der Bund seine gesetzgeberischen Möglichkeiten besser ausschöpfen. So forderten mehrere Diskussionsteilnehmer die Erhöhung der Lkw-Maut zur Entlastung der Straßen und zugunsten der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Dadurch würde nicht nur eine Entlastung der Umwelt erreicht. Kerstin Schnapp nahm das Argument auf und verwies auf die globalen Auswirkungen, die eine Erhöhung der Lkw-Maut in Deutschland mit sich brächte: "Wenn Transport insgesamt wieder teurer wird, wird es nicht mehr so leicht möglich sein, unsere in Mastanlagen produzierten und übersubventionierten Hähnchenabfälle in Dritte-Welt-Länder zu exportieren und deren heimische Wirtschaft zu schädigen."

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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