Moosburg:Mann der ersten Stunde

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Nachruf auf SZ-Autor

Von Johann Kirchberger, Moosburg

Karlheinz Jessensky ist tot. Er starb bereits am 16. November, wenige Tage vor seinem 77. Geburtstag. Mit seiner Frau Helma und seinen drei Kindern trauert auch die Redaktion der Freisinger SZ um einen langjährigen, fleißigen, zuverlässigen, geschätzten und stets einsatzbereiten Mitarbeiter.

Der "je", wie sein Autorenkürzel lautete, war für die Lokalausgabe der SZ ein Mann der ersten Stunde. Schon als am 3. Mai 1977 die erste Ausgabe erschien, schrieb er mit, berichtete aus seiner Heimatstadt Moosburg und den Gemeinden im nördlichen Landkreis. Ob in Stadt- oder Gemeinderatssitzungen, bei Versammlungen von Vereinen und Organisationen oder auf dem Fußballplatz, der Karlheinz war immer zugegen, wenn es etwas zu berichten gab.

Sachlich und mit der nötigen Distanz berichtete er über das, was er sah und hörte, schrieb seine Gschichterl, wie er sagte. Ein Großteil seiner Freizeit ging dabei drauf, nicht selten war er keinen Tag in der Woche daheim. Spät am Abend verfasste er dann seine Berichte, entwickelte in der Dunkelkammer seine Fotos und machte, als es noch keine Computer gab, auf seiner täglichen Fahrt nach München kurz in Freising Station, um seine Werke abzuliefern. Obwohl er auch für die Moosburger Zeitung schrieb, war Karlheinz Jessensky in Moosburg so etwas wie der Mister SZ. Wenn er irgendwo auftauchte, war die SZ da.

Für viele war er ein Moosburger durch und durch, sein Herz schlug für seine Heimatstadt und das war auch in seinen Berichten zu erkennen. Dabei war Jessensky ein Sudetendeutscher, der am 23. November 1944 in Deutsch-Horschwitz geboren wurde. Durch Krieg und Vertreibung kam seine Familie 1946 zuerst nach Hessen, 1950 dann nach Hüttenhofen in Niederbayern und wenig später schließlich nach Moosburg. Dort besuchte er die Volksschule, wechselte später an das Josef-Hofmiller-Gymnasium nach Freising und machte 1965 Abitur. Danach absolvierte er zwei Jahre Dienst bei der Bundeswehr. Seine berufliche Laufbahn begann er 1968 bei der staatlichen Finanzverwaltung mit einem Steuerinspektorenlehrgang. Er ließ sich an der FH zum Diplom-Finanzwirt ausbilden, ging zur Staatlichen Lotterieverwaltung nach München, arbeitete dort als Personalleiter und wurde Fachvorgesetzter der staatlichen Aufsichtsbeamten bei den bayerischen Spielbanken. Zuletzt war er Referatsleiter, ehe er sich in den Ruhestand verabschiedete.

Seine Zeitungsberichte aber schrieb er weiter, nun eben nicht mehr auf Papier, sondern am PC. Und weil er schon immer technisch begabt war, bereitete ihm auch die Umstellung auf eine digitale Kamera keine Probleme. Sorgen machte ihm allerdings seine Gesundheit. Die Nieren versagten, jahrelang fuhr er dreimal in der Woche zur Dialyse nach Landshut, eine erste Spenderniere stieß der Körper ab, der zweite Versuch im Jahr 2010 klappte besser.

Kaum zu glauben, aber wahr, Hobbys hatte der Karlheinz auch noch. Sein Garten etwa, sein Motorrad. Er machte die Jägerprüfung und weil es ihn freute, diente er sich bei diversen Reservistenübungen zum Major der Reserve hoch. Nun hat sein Herz aufgehört zu schlagen. Nie wieder werden wir den Karlheinz anrufen und bitten können, dieses oder jenes Gschichterl zu schreiben oder diesen oder jenen Termin wahrzunehmen. Wir trauern um einen treuen, lieben und netten Menschen.

© SZ vom 26.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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