Kanal:Kraftwerkeleiter verteidigt Rodung

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Der Kraftwerkebetreiber, die Stadtwerke München, sagt, die Rodungen hätten sich auf nur 500 der 2400 Meter Uferlänge beschränkt. (Foto: privat)

Sanierungsmaßnahme am Amper-Überleitungskanal sei eine Abwägung zwischen Baumfällungen und dem Schutz der Siedlungen hinter dem Damm gewesen. Lokalpolitiker und Bürger kritisieren mangelnde Informationen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Als die Stadtwerke München (SWM) vor zwei Wochen bei den Sanierungsarbeiten am Amper-Überleitungskanal scheinbar aus heiterem Himmel zahlreiche Bäume und Büsche am Ufer fällten, war der Aufschrei groß. Lokalpolitiker und Bürger, die sich unzureichend informiert fühlten, sprachen etwa von "Umweltfrevel" und befürchteten den Verlust eines beliebten Naherholungsgebiets. Dimitrios Nikolaidis, Leiter der SWM-Wasserkraftwerke, kam deshalb am Montag nach Moosburg und stand im Bauausschusses Rede und Antwort. Dabei bekräftigte er seinen Willen, eng mit Vertretern der Stadt und des Landratsamts, das die Rodungen genehmigt hat, zusammenzuarbeiten und gemeinsam nach eine angemessene Möglichkeit der Renaturierung zu suchen.

Die Anpflanzung eines Magerrasens, wie im derzeit noch gültigen Bescheid des Landratsamtes vorgesehen, sei aus Sicht der SWM "nicht in Stein gemeißelt", sagte Nikolaidis. Eine gleichlautende Aussage habe sie auch aus der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt erhalten, berichtete Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU). Eine ausführliche, schriftliche Antwort hat die Stadt von der Behörde auf ihre Anfrage hin aber offensichtlich noch nicht bekommen. Die Stadt war an der Genehmigung und Planung der Sanierungsmaßnahmen nicht beteiligt. Das sei zwar rechtlich in Ordnung so und "das ganz normale Verfahren", sagte Meinelt. Dennoch sei die Informationspolitik "äußerst dürftig gewesen". Und zwar von Seiten der SWM und des Landratsamtes. In der von den Stadtwerken vor Beginn der Sanierungsarbeiten verschickten Pressemitteilung "steht nichts von dem drin, was da draußen wirklich passiert ist", kritisierte Grünen-Fraktionschef Johannes Becher. Auch wenn rechtlich kein Anspruch darauf bestehe, "sollte bei solchen, nicht unerheblichen Eingriffen die Stadt zumindest informell eingebunden werden", meinte auch Martin Pschorr (SPD). Er hätte es "gerne gesehen, wenn heute auch ein Vertreter des Landratsamtes hier gewesen wäre, dort hat man sich ja offensichtlich intensiv mit der Sache beschäftigt".

Nikolaidis erläuterte noch mal die Sanierungsmaßnahmen und deren Notwendigkeit. Nach 30 Jahren gebe es schadhafte Stellen im Damm. Große Bäume und ihre Wurzeln gefährdeten den Damm. Problematisch sei das gerade an Stellen, an denen das Wasser höhenmäßig "über dem Gelände hinter dem Damm liegt". Man müsse eben abwägen: "Auf der einen Seite der Baum - auf der anderen der Damm, die Siedlung und die Stadt, die wir schützen müssen." Die Meinung in der Bevölkerung sei durchaus geteilt, es gebe auch viele Stimmen, die die Maßnahmen begrüßten. Dennoch hätten die SWM die Rodungen auf nur 500 der 2400 Meter Uferlänge und somit auf das Notwendigste beschränkt. Es gebe in der Nähe der Kipp-Schleuse "Anwohner, die meinen, wir hätten noch zu wenig getan". Erwin Köhler, Moosburgs Referent für Hochwasserschutz, verwies ebenfalls auf das Problem, das man an der Schleuse mit angeschwemmten Totholz habe. Er regte an, neue Bäume "nicht direkt an der Böschung, sondern weiter landeinwärts zu pflanzen".

Jörg Kästl (ÖDP) stellte die Frage in den Raum, ob es auch bei den Rodungen auf nur 500 Metern geblieben wäre "wenn der Widerstand in der Bevölkerung nicht so groß gewesen wäre". Alfred Wagner (UMB) verwies auf den Bescheid des Landratsamts, wonach zwischen B-11-Brücke und Schwimmbad zehn Bäume am Kanal stehen bleiben müssten. Ein Bekannter von ihm habe aber nur noch fünf gezählt. Nikolaidis versprach, der Sache nachzugehen und beteuerte generell, "dass wir Lösungen mit den Bürgern und nicht gegen sie finden wollen".

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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