Moosburg:Gerhard-Michael Welter gibt seine Ämter zurück

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Kassier des CSU-Ortsverbandes zieht die Konsequenzen aus seinen Hasstiraden, entschuldigt sich aber nicht

Von Christian Gschwendner, Moosburg

Der wegen fremdenfeindlicher Hasskommentare arg in Bedrängnis geratene CSU-Lokalpolitiker Gerhard-Michael Welter ist am späten Donnerstagabend zurückgetreten. Welter gibt mit sofortiger Wirkung sein Amt als Kassier des Moosburger CSU-Ortsverbandes auf. Auch den Schatzmeisterposten bei der Christlich Sozialen Arbeitnehmerunion (CSA) Freising räumt er. Wie nun bekannt wurde, soll Welter bereits der CSA auf einer Sitzung am Mittwochabend seinen Rückzug angeboten haben. Bekannt gegeben wurde die Entscheidung hingegen erst nach der eigens dafür anberaumten Krisensitzung des Moosburger CSU-Ortsverbandes am Donnerstagabend.

Über den genauen Hergang der Entscheidung sind widersprüchliche Versionen im Umlauf. Welter selbst bekundet in einer Erklärung auf Facebook, seinen Rücktrittsentschluss bereits am Donnerstagmorgen dem CSU-Ortsvorsitzenden Florian Bichlmeier mitgeteilt zu haben. Dieser sagte der SZ aber noch am Donnerstagmittag, es sei noch keine Entscheidung getroffen worden. Laut Welters eigener Darstellung auf Facebook ist die Mehrheit des Vorstands mit seiner Entscheidung nicht einverstanden gewesen. In der Mitteilung des Moosburger CSU-Ortsverbandes ist von dieser Rückendeckung keine Rede. Führende CSU-Politiker aus dem Landkreis hatten Welter zudem ein Ultimatum gestellt. Unmittelbar vor der Sitzung am Donnerstagabend drohte Moosburgs Bürgermeisterin Anita Meinelt mit Konsequenzen, sollte Welter nicht von sich aus zurücktreten.

Auslöser des Eklats um den Moosburger CSU-Kassier waren ausländerfeindliche Äußerungen auf dessen Facebook-Seite. Insbesondere ein Gartenzwerg mit der Parole "Nicht an Zuwanderung interessiert" sorgte für Entrüstung und Fassungslosigkeit. Sie war nicht nur mit dem Akronym "NAZI" abgekürzt, Welter bekannte zudem noch freimütig, er sei ein "Nazi", und zwar genau in diesem Sinne. Landkreispolitiker über alle Parteigrenzen hinweg gingen mit Welter deswegen scharf ins Gericht.

Nach Angaben des CSU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Florian Herrmann habe Welter am Donnerstagabend von sich aus eingesehen, dass er damit zu weit gegangen war. Herrmann war eigens für die Sitzung nach Moosburg gekommen, nachdem Medien bayernweit über den Fall berichteten. Für Hermann ist die Causa Welter mit dessen Rücktritt erledigt. "Ich habe ihm aber empfohlen, dass er ein paar Tage Facebook-Pause macht", sagte der Kreisvorsitzende. Für seine klaren Worte gegen Welters Hasstiraden erntete Herrmann zudem großen Zuspruch.

Welter gibt als Rücktrittsgrund an, Schaden von der CSU abwenden zu wollen. Dem Vernehmen nach will er Parteimitglied bleiben. Einen Anlass, sich für die Gesamtheit seiner fremdenfeindlichen Äußerungen zu entschuldigen, sieht der CSU-Kassier nicht. Auf seiner Facebookseite deutet er die Ämteraufgabe als "eine Befreiung". Er wolle selbstverständlich weitermachen. "Ohne Funktionen kann ich mich besser äußern", so Welter auf Facebook. Journalisten, die über seinen Fall berichten, nennt Welter "linke Feiglinge". Sein soziales Umfeld spricht auf Facebook gar von der "Lügenpresse". Eine Nutzerin schreibt von Gutmenschen, denen das Wasser bis zum Hals stehe. Es sei "nur noch eine Frage der Zeit, bis sie absaufen". CSU-Ortsvorsitzender Bichlmeier sagte zur Moosburger Zeitung, Welters Nazi-Gartenzwerg sei eine "unglaubliche Geschmacklosigkeit". Die Sache sei aber von Leuten angestachelt worden, "die daraus politisches Kleingeld schlagen wollen".

© SZ vom 14.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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