Moosburg:Ein sozialer Tante-Emma-Laden

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Nach der Schließung des Kaufhauses Nowaswert sollen ehrenamtliche Helfer gefunden werden, die neben gespendeten Waren auch Beratung anbieten. Der Trägerverein ist aber auf Fördermitglieder angewiesen

Von Alexander Kappen, Moosburg

Das Freisinger Gebrauchtwaren-Kaufhaus Rentabel konnte noch gerettet werden. Dem Laden Nowaswert, den die Caritas und das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in Moosburg betrieben, war dagegen nicht mehr zu helfen. Das Defizit war zu groß, das Geschäft musste im Januar schließen. "Aber der Bedarf für einen sozialen Gebrauchtwarenladen ist nach wie vor da", sagt Stadtrat Johannes Becher. Deshalb möchten er und seine Mitstreiter Klaus Reichel und Sebastian Eiden nun einen Verein gründen und einen sozialen Tante-Emma-Laden im Stadtzentrum eröffnen - vorausgesetzt, es finden sich genügend ehrenamtliche Helfer und finanzielle Förderer.

Bei zwei Infoveranstaltungen in der kommenden Woche möchte das dreiköpfige Kernteam sein Konzept den Bürgern vorstellen und um Helfer werben: am Dienstag, 7. Juni im Gasthaus "Zur Länd" (20 Uhr) und am Donnerstag, 9. Juni, im "Hirschen" (20 Uhr), wo man vor allem das jüngere Publikum für die Vision vom sozialen Tante-Emma-Laden, einem Gemeinschaftsprojekt "von Moosburgern für Moosburger", gewinnen möchte. "Wir brauchen mindestens 20 Leute, die fix mit dabei sind", sagte Sebastian Eiden bei einem Pressegespräch. Gesucht werden außerdem Soziale Vereine und Verbände sowie Unternehmen und Bürger, die das Projekt als Fördermitglieder finanziell unterstützen. Auch Bürgermeisterin Anita Meinelt habe er vorab schon informiert, sagt Becher: "Und wenn die Sache steht, hoffe ich, dass es von der Stadt kein pauschales Nein gibt, sondern dass sie vielleicht auch Fördermitglied wird." Es müsse ja kein riesiger Betrag sein, meint Reichel: "Wenn es nur 1000 Euro im Jahr sind, hilft uns das auch schon weiter."

In dem Geschäft mit einer Größe von etwa 100 Quadratmetern - mit potenziellen Vermietern ist man bereits im Gespräch - sollen nicht nur gespendete Waren wie Kleidung, Bücher, Platten und CDs, Haushaltswaren und Möbel verkauft werden. Der Laden, der mit einer Kaffee-Theke und Wlan-Hotspot ausgestattet werden könnte, solle auch "ein Treffpunkt für Leute sein, die vielleicht gar nichts einkaufen wollen", sagt Eiden. Zudem könne er auch als eine Art Beratungsstelle dienen, so Becher, "in der Leute zum Beispiel Unterstützung bei Behördengängen erhalten". Man setze "auf die soziale Gemeinschaft in Moosburg", sagt er. Dem Tante-Emma-Team schwebe vor, die Marke "Moosburg, die soziale Stadt" zu entwickeln, sagt Reichel.

Dass das alles nicht leicht wird, ist den Beteiligten schon klar. "Ladenmiete, Nebenkosten, Erstausstattung, Kaution und Entsorgung von Sachen, die keiner kaufen will - finanziell ist das keine leichte Aufgabe", sagt Becher. Dennoch ist das Tante-Emma-Team zuversichtlich, kostendeckend arbeiten zu können. Im Gegensatz zu Caritas und BRK, die im Nowaswert zur Betreuung der im Laden beschäftigten Ein-Euro-Jobber hauptamtliches, pädagogisches Fachpersonal benötigten und zahlen mussten, will der Tante-Emma-Laden mit Ehrenamtlichen auskommen. Mit Ausnahme einer 450-Euro-Kraft, die perspektivisch irgendwann als Leiter des Projekts engagiert werden könnte. "Wir kennen den Jahresumsatz, den Nowaswert hatte, und wenn wir den erreichen, sind wir in trockenen Tüchern", sagt Reichel. Es sollen für jeden Artikel Mindestpreise festgelegt werden. Und wer mehr zahlen kann und will, weil ihm der Gegenstand das wert ist, kann das gerne machen. Reichel und seine Mitstreiter setzen auch darauf, durch ein offensives Marketing vielleicht noch mehr Kunden anzuziehen, als Nowaswert. Neben einer eigenen Facebook-Seite hat sich das Team schon die Domain tanteemma.org für seine Internetseite gesichert.

Dass diese wirklich gebraucht wird, ist bei allem Optimismus der Tante-Emma-Visionäre aber noch nicht verbrieft, denn die Eröffnung des Landes samt Gründung des Trägerverein, für die man schon rechtliche Beratung geholt hat, wird nur dann Realität, wenn genügend personelle und finanzielle Unterstützung gewährleistet ist. Klarheit wird man nach den beiden Info-Veranstaltungen haben. Kurz danach werde sich entscheiden, ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, sagt Eiden. Falls ja, dann könnte der Laden Mitte bis Ende Oktober seine Pforten öffnen.

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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