Modell für die Zukunft:Alt und Jung im "Miteinand"

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Mindestens so ansprechend und gemütlich wie ihr Seminarhaus soll auch das Generationenwohnen "Miteinand" werden, sagt Margot Stöckl. (Foto: Marco Einfeldt)

Seminarhausbetreiberin Margot Stöckl plant ein generationenübergreifendes Wohnen der besonderen Art in Hallbergmoos

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Das Seminarhaus, das Margot Stöckl seit acht Jahren erfolgreich im Ort betreibt, war nur der Anfang. Jetzt will die Hallbergmooserin ein Projekt anpacken, das die Symbiose aus allen Erfahrungen wird, die sie bisher gemacht hat. Generationenübergreifendes Wohnen, der Titel ist Programm: "Miteinand".

"Ich habe so viele Dinge erlebt, die mich alle motiviert haben, jetzt so was zu machen", erzählt die 58-Jährige bei einem Glas Johannisbeerschorle in ihrem Garten. Die Frage, wie lange sie schon in Hallbergmoos lebe, beantwortet sie mit einem Lächeln, "gleich da vorn, beim zweiten Stuhl, bin ich geboren worden, da stand unser altes Bauernhaus." Jetzt sind auf dem Grundstück das Wohnhaus der Familie und das Seminarhaus am Bach. Die Erfahrungen, von denen Margot Stöckl spricht, beziehen sich nicht nur auf die Seminargäste, sondern auch auf die frühere Pflege ihrer eigenen betagten Eltern daheim.

Ein Stück weiter am südlichen Ortsrand von Hallbergmoos besitzt Margot Stöckl ein größeres Grundstück. Es wird noch ein paar Jahre dauern, bis daraus Bauland geworden ist, die Zeit will sie nutzen, um am Konzept zu feilen und Mitstreiter zu finden. Was ihr vorschwebt, ist ein Wohnprojekt in erster Linie für Ortsansässige: Im Miteinand wohnen nicht nur Senioren ab 60 Jahren, sondern auch jüngere Generationen, Alleinstehende ebenso wie Familien, - und sie unterstützen sich gegenseitig, denn bezahlt wird nicht nur mit Euros, sondern auch mit Hilfe. "Es ist das Modell der alten Drei-Generationenfamilie, übertragen auf das emotionsfreiere Drei-Generationenmiteinander", erklärt sie. Solche Modelle, ist sie überzeugt, werden die Zukunft sein, denn das jetzige ist mit der steigenden Zahl älterer Menschen nicht mehr finanzierbar. Abgesehen davon, dass das Leben der Senioren häufig in der Isolation endet. Genau das wird es im Miteinand nicht geben. Wer kann, hilft anderen, hilft im Haus, im Garten und bei gemeinsamen Projekten. Wer nicht mehr kann, bekommt die Hilfe, die er braucht. Stöckl denkt zum Beispiel daran, dass sich mehrere pflegebedürftige Bewohner gemeinsam eine externe Pflegekraft teilen und die Bezahlung dann gemeinsam stemmen.

Baulich stellt sie sich drei Trakte mit einem Innenhof vor. Unten wohnen die Senioren, oben die Jungen. Im Erdgeschoss des Gemeinschaftstraktes soll es einen Aufenthaltsraum geben, Küche, Werkstatt, Therapieraum und vieles mehr. In den Anbauten sind rund 25 Ein- und Zweizimmerappartements für Senioren geplant, "auch mit Miniküche, damit sie sich auch autark versorgen können", so Stöckl. Im ersten Stock kommen die jüngeren Generationen unter, in unterschiedlich großen Wohnungen. Möblierte Übernachtungszimmer für Angehörige oder Gäste bringen zusätzliches Geld ins System. Ihre Wunsch-Klientel beschreibt Margit Stöckl so: "Ein Schwulen- oder Lesbenpärchen, einer mit Rollstuhl, eine Alleinerziehende mit Kind und am besten noch eine syrische Flüchtlingsfamilie, weil die, die dann nicht mehr kommen wollen, brauchen wir hier sowieso nicht."

Derzeit informiert sich Margot Stöckl über Finanzierungsmodelle, ihr schwebt eine Genossenschaft vor. Die Wohnungen sind nur zu mieten, Genossenschaftsanteile können die Miete mindern. Auch wer Hilfe ins System bringt oder seine Angehörigen dazu motiviert, kann so seine Miete reduzieren. Drei Jahre, schätzt Margot Stöckl, wird es mindestens noch dauern, bis aus dem Acker Bauland wird, "bis dahin ist das Konzept fertig". Sollte die Gemeinde gegenüber noch einen Kindergarten bauen, gäbe es nur Gewinner: "Kinder erleben das Älterwerden durch ,Leihomas und -Opas', die Senioren blühen auf, wenn sie Kinder sehen und die mittlere Generation wird entlastet", schwärmt Margot Stöckl. Erste Interessenten für Seniorenappartements hat sie schon, "und ich vorne dran", sagt sie lächelnd.

© SZ vom 09.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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