Mobilität verändert sich:Ohne Führerschein geht's nicht

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Wer mobil sein will, braucht eine Fahrerlaubnis. Allerdings leisten sich viel weniger junge Leute ein eigenes Auto als früher. Vielmehr werden Angebote wie Carsharing häufiger genutzt

Von Thilo Schröder

Freising - Heutzutage ist man zwar sehr mobil, besitzt aber seltener ein Auto und nutzt stattdessen vermehrt die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad. Ist das so? Sinkende Anmeldezahlen verzeichnen Fahrschulen im Landkreis Freising jedenfalls nicht - im Gegenteil: Manch ein Fahrlehrer erlebt gar einen Anstieg. Trends wie Carsharing sind im städtischen Raum jedoch wahrnehmbar, auf dem Land hingegen scheint das eigene Auto nach wie vor ein Statussymbol zu sein. Auf Facebook gehen die Meinungen der Nutzer dazu auseinander.

Er erkenne einen Zusammenhang zwischen einem Bildungswandel und der Tendenz, kein eigenes Auto zu besitzen, sagt Fahrschulbesitzer Dirk Dlugosch. "Heute haben wir mehr Leute an den Unis, was wollen die mit einem Auto? Die sagen sich: Kann ich mir nicht leisten, brauch ich nicht, kann ich nirgends mit parken." Nach dem Abitur machten viele wie gewohnt den Führerschein, andere würden das später nachholen - sie nutzten ihn nur nicht.

Hinsichtlich verkaufter Autos werde man zwar mit Sicherheit eine Veränderung erleben. Der 54-Jährige glaubt aber, dass "der Führerschein weiterhin notwendig ist, um an der Mobilität teilzunehmen". Das bemerke er an den ungebrochen hohen Anmeldezahlen in seiner Freisinger Fahrschule. Es herrsche eher "Überfüllung", gepaart mit "Personalmangel", als ein Rückgang.

Statt des eigenen Autos würden Angebote wie Carsharing verstärkt genutzt. Den Drang, mit 18 Jahren unbedingt den Führerschein haben zu wollen, um unabhängiger zu sein, erkennt Dlugosch heute nicht mehr so: "Wir hätten einen Teufel getan und unsere Eltern uns fahren lassen."

Laut einer Statistik des Freisinger Landratsamts unterliegt die Zahl der ausgehändigten Führerscheine der Klasse B, also der Autoführerscheine, in den vergangenen zwanzig Jahren einigen Schwankungen. Demnach wurden im Jahr 1999 im Landkreis 1956 Führerscheine ausgehändigt. Den höchsten Wert gab es seitdem im Jahr 2007 (2353). Der Wert aus dem vergangenen Jahr liegt mit 2149 etwa in der Mitte.

Dass junge Menschen heute weniger Autos kaufen, kann der Leiter der Neufahrner Fahrschule Jam nicht bestätigen. Das sei "bei uns im Dorf eher weniger" ein Trend, sagt der 37-Jährige. Das eigene Auto sehen hier viele offenbar nach wie vor als Statussymbol. "Die Jungs mögen das natürlich", so der Fahrlehrer. Und: "Bei den Mädels ist der Motorradführerschein total beliebt, die machen oft nicht nur einen Führerschein." Ob nachhaltiges Denken bei der Entscheidung für oder gegen den Führerschein eine Rolle spiele? "Ob die Jugend jetzt nachhaltig denkt und deswegen den Führerschein nicht macht, das glaube ich nicht." Und was sagt die Zielgruppe? "Kein Geld und zu teuer, die Ausbildungsstätten zahlen doch wirklich nur Kleingeld", begründet Charlene Jerschke via Facebook ihre Entscheidung gegen den Führerschein. Nutzerin Andrea Bläsing vertraut auf ihren Mann als Führerscheinbesitzer: "Ich habe nie einen Führerschein gemacht, weil das einfach nichts für mich ist. Ich fahre lieber Fahrrad, Bus oder gehe zu Fuß. Und das klappt auch mit vier Kindern sehr gut. Mein Mann hat aber einen Führerschein, und wir haben auch ein Auto."

Edith Winkler verweist in ihrem Facebook-Kommentar auf die schlechte Anbindung öffentlicher Verkehrsmittel auf dem Land: "Tja, hab 30 Jahre auf dem Land gelebt wegen der Kinder, ohne Führerschein undenkbar ..." Ganz anders sieht es Dominikus Sahlmüller, er kommentiert auf Facebook: "Als ich 18 wurde, war der Führerschein ein Muss. Heute habe ich nicht mal mehr ein eigenes Auto. Meine Brüder haben schon keinen Führerschein mehr gemacht, und bei meinem Sohn, bin ich mir sicher, wird sich die Frage gar nicht mehr stellen. Also eine Fahrschule würde ich heute keine mehr aufmachen ..."

Manch einer scheint sich indes einfach nicht aufraffen zu können, die Fahrschule aufzusuchen. So schreibt Evl Walter auf Facebook: "Hab keine Lust dazu, solange man Bahn hat, ist es doch wunderbar." Und Nutzer Kevin Neuwirth möchte offenbar vor allem andere Verkehrsteilnehmer vor sich schützen, er schreibt: "Ich würde vermutlich einige Menschen überfahren, es ist also besser, wenn ich nur auf nem Drahtesel sitze."

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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