Mitten in Moosburg:Zur Klagestunde ins Stadttheater

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Man kann sich im Stadtrat beschweren, doch helfen tut es nichts

Von Alexander Kappen

Seitdem sich der einstige Dauergast - der sich unter wechselnden Deck-, Klar- und sonstigen Namen regelmäßig etwa über herumliegende Müllsäcke im Stadtgebiet beschwerte oder über die Gefahren von Funkmasten referierte - offenbar aus dem Fragesteller-Geschäft zurückgezogen hat, ist der obligatorische Tagesordnungspunkt zwei in den meisten Fällen recht unspektakulär. Man könnte schon fast sagen: überflüssig. Dieser ist im Moosburger Stadtrat laut Geschäftsordnung eigentlich für dringende Bürgerfragen reserviert.

Doch viel zu fragen gibt es offenbar nicht. Jedenfalls folgt in den Sitzungen der offiziellen Frage, ob es Fragen gibt, meist ein fragender Blick in die Runde. Weil in der Regel keiner zuckt, geht's dann zügig weiter mit den regulären Tagesordnungspunkten, bei denen die Moosburger Stadträte schließlich die Zeit, welche die Bürger vorher nicht in Anspruch genommen haben, halt ihrem eigenen Redekonto doppelt und dreifach draufschlagen.

In der jüngsten Sitzung kam ihnen eine Zuhörerin jedoch zuvor und stahl ihnen die Show. Sie nutzte unter Tagesordnungspunkt zwei die Gunst der Stunde und verwandelte den Sitzungssaal des Moosburger Feyerabendhauses kurzerhand in eine Art Zweigstelle der Bühne Moosburg: Die Bürgerin tritt auf. Sie schreitet zum Ratstisch, zieht aus ihrer Tasche unter anderem eine Dose, die sie Bürgermeisterin Anita Meinelt auf den Tisch stellt. Ein Gewürz aus ihrer Küche, wie sie erklärt. Es trägt den Namen "Gute Laune". Aber wenn man die Dose schüttele, merke man: "Die gute Laune ist fast leer." Der Grund: Das abgesperrte Fahrrad ihres Sohns ist aus der Garage geklaut worden.

Das ärgert sie. Verständlicherweise. Und diesen Ärger kann man ja mal öffentlich artikulieren. Allerdings nicht unter Tagesordnungspunkt zwei, der laut Geschäftsordnung des Moosburger Stadtrats nun mal keine Bürgerklagen, sondern nur Bürgerfragen vorsieht. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Um der Bürokratie Genüge zu tun und formelle Klippen zu umschiffen, kann man da, wo es keine Frage gibt, ja einfach eine formulieren. In diesem Fall lautete sie: "Was tut der Stadtrat, dass man in Moosburg sicher von Punkt A nach Punkt B kommt, ohne dass einem das Fahrrad geklaut wird?" Die einfache Antwort lautete: nix. Selbst in der Stadt Moosburg, wo ja durchaus einiges anders ist als anderswo, ist dafür die Polizei zuständig.

Aber sei's drum, um dem Ärger ein bisschen Luft zu machen, war die Anfrage auf jeden Fall gar nicht so schlecht. Und das Konzept ist ganz nebenbei universell anwendbar. Nur mal so eine Idee: Ein Bürger tritt an den Ratstisch. Er zieht ein Barometer aus seiner Tasche und legt es der Bürgermeisterin vor die Nase. Darauf ist ein Bereich mit "Schönes Wetter" gekennzeichnet. "Aber das schöne Wetter ist fast leer, weil es schon seit Wochen regnet, das stinkt mir sakrisch", sagt der Bürger und fragt: "Was tut der Stadtrat, damit man künftig trockenen Fußes von Punkt A nach B kommt?" Ja, ja, er tut nix, is' schon klar. Aber das musste trotzdem einfach mal gefragt werden.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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