Mitten in Moosburg:Spektakel mit Zugabe

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Es hat etwas länger gedauert, doch jetzt ist erst einmal Schluss mit Bridge-Watching

Von Alexander Kappen

Sicher, es ist ja gut gemeint, dieses Sprichwort: Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Es reimt sich schön, ist auf diese Weise recht eingängig und soll einen dazu ermuntern, Dinge gleich zu erledigen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Am nächsten Tag kommen schließlich zusätzliche Aufgaben dazu und dann muss man - noch so ein schönes Sprichwort - die Suppe, die man sich durch seine Trägheit am Vortag selber eingebrockt hat, eben wieder auslöffeln.

Im Fall der Moosburger Isarbrücke hätten die Verantwortlichen diesen guten Rat sicherlich gerne befolgt. Aber es klemmte und zwickte halt ab und zu an der einen oder anderen Stelle - was schon mal vorkommen kann, wenn man ein 67-jähriges, mehrere Hundert Tonnen schweres Monstrum mittels Hydraulikpressen um 20 Meter versetzen will, um es während des Baus der neuen Brücke als Behelfsumfahrung zu nutzen. Und das lag nicht etwa daran, dass lauter Ahnungslose am Werk waren, wie einer der zahlreichen Schaulustigen schon am Montagmittag, als das Spektakel gerade erst begonnen hatte, scherzhaft bemerkte: "Jetzad macht's hoid weida, ihr Dilettanten, i muaß in d' Arbeit." Die Fachkräfte einer Spezialfirma werkelten am Montag noch bis zum Einbruch der Dunkelheit, aber am Ende des Tages fehlten dann halt immer noch sechs Meter. Und so hieß es eben: Wenn du's heute nicht kannst besorgen, verschiebe die Brücke morgen.

All die Zuschauer, die am Montag in Scharen zur Baustelle gepilgert waren und dort - obwohl der Vorschlag sinnigerweise schon auf Facebook gemacht worden war - auf Pommesbuden und Bierstände verzichten mussten, kamen am Dienstag also in den Genuss einer Verlängerung. Am Nachmittag gegen halb vier war dann aber trotzdem Schluss mit Bridge-Watching, das Staatliche Bauamt Freising meldete: "Die Stahlbogenbrücke hat soeben den Bestimmungsort erreicht." Den Schaulustigen, die jetzt eher unlustig sind, weil's nichts mehr zum Schauen gibt, sei deshalb ein weiterer weiser Spruch ans Herz gelegt: "Das Leben ist eine Brücke von Seufzern über einen Strom von Tränen."

© SZ vom 07.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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