Mitten in Freising:Wehe dir, Klimaschützer!

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Was die Aktivisten mit der ägyptischen Mythologie und der Johannes-Offenbarung zu tun haben

Kolumne von Thilo Schröder

Wer am Freitag in Freising bei Fridays for Future demonstriert, tut das aus zutiefst religiösen Gründen. Daran kann es gar keinen Zweifel geben. Welchen anderen Grund, als den altägyptischen Gott Osiris anzubeten, sollten Menschen an diesem Tag denn bitteschön haben, wenn sie mit vor der Brust gekreuzten Armen, einer durch und durch spirituellen Pose, durch die Innenstadt laufen? Und posiert nicht auch der gute Hirte auf dem Kreuz von Franziskus in dieser Haltung. Zufall? Natürlich nicht. Das legt jedenfalls ein anonymer Leserbrief mit Verweis auf das rechtspopulistische Verschwörungsportal Journalistenwatch.com nahe.

Es ließe sich der spirituelle Rückgriff der Klimademonstranten ja bereits aus dem Namen der Bewegung ableiten, heißt es in dem Brief. Denn die drei "F" in Fridays for Future bilden jeweils den sechsten Buchstaben im Alphabet; daran ändert sich - erschreckenderweise - auch bei Freising for Future nichts. Schreibt man diese Ziffern hintereinander auf, ergibt das 666, eine biblische Zahl. Zufall? Natürlich nicht.

Denn es ist eben jene Zahl, die in der Offenbarung des Johannes als "Zahl des Tieres" beschrieben wird, und sich auf den Teufelsvertreter auf Erden bezieht. Und damit, so lässt sich schlussfolgern, kann ja nur Greta Thunberg gemeint sein, die dieser Tage allerorts Menschen zur Rebellion, ja zum Kreuzzug gegen die gottgegebene Umweltverschmutzung aufruft und weltweit Millionen Anhänger findet. Oder nicht? Na ja, dem Leserbrief zufolge deuten die Zeichen eher auf Papst Franziskus hin. Denn die ASCII-Codes der Buchstaben von dessen bürgerlichem Namen, Bergoglio, ergeben zusammengerechnet, man ahnt es, genau 666.

Wer also am Freitag Klimaschutz-fordernd durch die Domstadt marschiert, dabei die Arme vor der Brust kreuzt und teuflische Formeln wie "There is no future on a dead planet" herausposaunt, dem sei bewusst, dass er im Zuge dessen sowohl einen altägyptischen Kult heraufbeschwört als auch sich bedingungslos einer vom rechten Wege abgekommenen katholischen Kirche unterwirft, die in ihrer Amazonas-Synode im Oktober "neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" ergründen möchte.

Was durchaus ebenfalls eine plausible Erklärung für die diabolische Bezeichnung der Klimabewegung wäre, das nur am Rande: Möglicherweise hören Klimaschützer ja auch einfach gerne Musik der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden. Deren Song "The Number of the Beast" bezieht sich nämlich ebenfalls auf die Zahl 666. Und wegen britischer Musik ist die Welt bislang noch nicht untergegangen.

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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