Mitten in Freising:Viel Betrieb auf dem Friedhof

Lesezeit: 1 min

Auf dem Friedhof St. Georg in Freising spukt es. Ganz sicher! Anders kann es nicht sein

Glosse von Thilo Schröder

Auf dem Friedhof St. Georg in Freising spukt es. Ganz sicher! Anders kann es nicht sein. Die Grabsteine müssen dort jedenfalls besonders schief stehen, womöglich verrückt worden sein. Denn wie sonst sollte erklärbar sein, dass demnächst an einem Vormittag eigens ein Termin angesetzt ist, um die Grabmäler "auf ihre Standfestigkeit" zu überprüfen, wie das zuständige Pfarrbüro in einer Mitteilung schreibt.

Dazu passt, dass die Überprüfung auf Donnerstag, 4. November, gelegt wurde. Klarer Fall, denken sich mit Feiertagen, Bräuchen und Mondphasen Vertraute: Ein paar Tage vorher, an Halloween, wandeln Geister, Skelette und Vampire durchs Land; ein paar davon finden vor dem Morgengrauen womöglich auf den Freisinger Friedhöfen Ruhe. Tags drauf beginnt die Allerheiligenwoche, in der Untote mit viel Betrieb rechnen müssen und wohl lieber ein paar Tage liegen bleiben. Und am Abend des 4. November, dem Tag der Überprüfung, ist Neumond - die ideale Gelegenheit für Vampire, sich unbemerkt aus dem Staub zu machen.

Dem möchte man auf dem Friedhof St. Georg doch sicher zuvorkommen und hat das Datum entsprechend gewählt, oder? Angelika Seidl vom Pfarrbüro St. Georg/St. Ulrich Pulling lacht am Telefon, danach gefragt, ob der Prüftermin in der Allerheiligenwoche in irgendeiner Weise beabsichtigt sei. "Nein, das ist eine gesetzliche Vorschrift, dass das einmal im Jahr gemacht wird. Das hängt nicht mit Allerheiligen zusammen."

Wer dem Frieden auf dem Friedhof nicht traut oder schlicht als Angehöriger der Überprüfung eines familieneigenen Grabmals beiwohnen möchte, kann das selbstverständlich tun. "Interessierte sind willkommen!", heißt es einladend in der Mitteilung des Pfarrbüros. Um 9 Uhr geht es los. Angelika Seidl rät, sicherheitshalber vorher anzurufen und zu fragen, wann das jeweilige Grabmal an der Reihe ist. Denn die Überprüfung dauere den ganzen Vormittag. Bei den prognostizierten frostigen Temperaturen möchte man freilich nicht allzu lange herumstehen. Und da es um 9 Uhr bereits hell ist, dürften etwaige Vampire zu der Zeit tief und fest schlafen.

© SZ vom 27.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: