Mitten in der Region:Gefahr im Parkplatzparadies

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Warum man auch auf dem Land sein Auto nicht einfach da abstellen sollte, wo es einem vom Schlüssel fällt

Kolumne von Karin Kampwerth

Was war noch mal schnell der Grund, warum man einst von der Stadt aufs Land gezogen ist? Natürlich nicht nur die gute Luft. Es ging auch darum, den Kindern ein Aufwachsen in der Natur zu ermöglichen. Sie auf der Straße das Radeln zu lehren, wo sie sich zuvor mit Nachbarsbuben und -mädels ein Bobbycarrennengeliefert haben. Und das völlig gefahrlos, weil Bobbycars auf dem Land Vorfahrt hatten.

Nicht zuletzt aber waren die liebenswerten Dörfer und Kleinstädte rund um München Zufluchtsort für alle, die es leid waren, nach der Arbeit mindestens drei Mal um den Block zu fahren, nur um irgendwo ein illegales Plätzchen zu finden, wo der Kleinstwagen über Nacht abgestellt wurde. Verbote spielten keine Rolle, Moral konnte man sich nicht leisten, weil die Handvoll Knöllchen im Monatsbudget einkalkuliert war. Hauptsache, die Behinderung von anderen Verkehrsteilnehmern hielt sich Pi mal Auge gemessen im Rahmen. Der Landkreis hingegen, das war ein Parkplatzparadies. Egal, ob vor der eigenen Haustür, der Arztpraxis oder dem Supermarkt: Abstellmöglichkeiten für den Pkw gab es in Hülle und Fülle.

Aber ach, die Zeiten haben sich geändert und das Land wird der Stadt immer ähnlicher, analog zu den steigenden Immobilienpreisen verfallen die Sitten. Denn die (meist motorisierten) Münchner, die sich die teuren Mieten leisten können, migrieren auch die schlechten Manieren: Sie parken, wie es ihnen passt. Zu beobachten in einer kleinen Gemeinde in der Region, wo ein Städter sein Auto kürzlich so frech abstellte, dass die Zufahrt zu einem Garagenhof halb zugeparkt war. Passte ja Pi mal Auge für die Garageninhaber, die sich gerade eben noch auf die Straße quetschen konnten. Aber, lieber Münchner, so läuft das hier nicht, was ein in Folie gepackter Hinweis unterm Scheibenwischer klarstellte. Im Wiederholungsfall könnten sich die Gemeindemitglieder kreativer zeigen und dem Dreistparker einen Marder unter die Motorhaube setzen. Gehört ja zur Natur, wegen der alle aufs Land ziehen wollen.

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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