Betreiber von Foodtrucks zeichnet aus, dass sie die Welt bereichern: Sie kreieren Neuerfindungen und kritzeln sie auf Tafeln. Wichtig: Die Namen müssen modern klingen und die Preise hoch sein. Ansonsten gilt hier absolute Kunstfreiheit. Glutenfreier Burger mit veganem Käse und Lupinen-Seitan-Pattie für 11,50 Euro? Standard. Pulled Lax mit speckigem Popcorn und Sauerrahm zu 9,50 Euro? Taboulesalat mit Avocadodip zu 5,50 Euro. Alles legal. Nicht einmal gegen den Leberkäs-Döner für 7,50 Euro ist bisher prozessiert worden. Moderne Kunst eben.
Wo gekünstelt wird, darf Kunstkritik nicht fehlen. Wer allerdings bei der Bestellung am Foodtruck die Zusatzfrage nach einem Speikübel stellt, erfährt wenig Begeisterung. Auch eine ehrlich gemeinte Geschmacksanalyse des Leberkas-Döners stößt beim Foodtruck-Betreiber nicht zwingend auf Empathie. Erst recht nicht, wenn in Erwägung gezogen wird, dass gehäckselte Putzlappen eventuell deutlich bekömmlicher seien. Idealerweise mit süßem Senf. Kulinarische Abgründe tun sich auf. Wenn Kunstfreiheit und Meinungsfreiheit kollidieren, kommt die Ästhetik bisweilen etwas zu kurz.
Vielleicht ist es ja das eigene Hirnkastl. Womöglich ist die moderne Kunstunverträglichkeit am Foodtruck-Stand auf die gedankliche Verhaftung in früheren Zeiten zurückzuführen. Als man zu "Lifehack" noch "Trick 17" sagte und Influenza noch eine Krankheit war, kein Berufsstand. Zu den Berufsständen des Jahres 2021 zählt eben neben Instagrammer auch Foodtrucker samt Süßkartoffel-Sticks. Pommesbuden gibt es zwar noch. Es handelt sich allerdings meist um Einrichtungen, wo das Gesäß vermessen wird. Hat das vegane Blumenkohl-Carpaccio vom Foodtruck seine schlankmachende Wirkung entfaltet? Falls das Ergebnis enttäuscht, steht im Landkreis in einigen Orten und Tagen ein Alternativ-Foodtruck der klassischen Künste. Manche nennen ihn auch "Hendlwagen".