Mitten im Landkreis:Vize-Heilige fürs Pläuschchen auf der Baustelle

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Über die Tunnelpatin von Vötting und wie sich die Sperrung der Moosburger Altstadt für Lastwagen ganz leicht durchsetzen ließe.

Von Alexander Kappen

In Freising haben sie an ihren fertigen und noch nicht so ganz fertigen Straßenbauwerken ja allerhand interessante Figuren. Etwa Brückenheilige mit und ohne Business-Anzug. Oder neuerdings auch eine Tunnelpatin für das große Loch, das man beim Bau der Westtangente in Vötting buddelt. Die Patin fungiert als irdische Vertreterin der Heiligen Barbara, die eher fürs Große und Ganze zuständig ist, in Form einer Statue am Tunneleingang aufgestellt wird und als Schutzpatronin der Bergleute dafür sorgt, dass beim Tunnelbau nichts passiert.

Die weltliche Vize-Heilige soll dagegen nach einer alten Tradition regelmäßig auf ein Pläuschchen auf der Baustelle vorbeischauen und für die Belegschaft ein bisschen was zum Trinken und Knabbern mitbringen. Sie ist also so etwas wie eine Frühstücksdirektorin. Oder eine Art Stellvertretende Bürgermeisterin, die man mit einem Fresskorb zu runden Geburtstagen und Goldenen Hochzeiten schickt, während der Chef sich im Rathaus um die wichtigen Dinge kümmert.

In Moosburg, wo sie zwar ein Christkindl haben, aber keine heilige Fachkraft, die sich um Infrastrukturmaßnahmen und Verkehrsleitplanungen kümmert, könnte man sich beim großen Nachbarn etwas abschauen. Dort fahren nämlich, obwohl es längst verboten ist, nach wie vor regelmäßig tonnenschwere Lastwagen durch die enge Altstadt und ziehen sich damit den Unmut von Bürgern und Lokalpolitikern zu. Man sollte in Erwägung ziehen, an den Stadteingängen statt der offenbar schwer verständlichen Durchfahrverbotsschilder die Figur einer "Da-geht's-zur-Westtangente-Heiligen" aufzustellen, die irregeleiteten Brummifahrern mit einer blinkendenden LED-Leuchte auf dem Zeigefinger den Weg zur bereits vor Jahren eröffneten Ortsumfahrung weist.

Als zusätzlichen Anreiz könnte man, in Anlehnung an die alte Tradition der Tunnelbauer, auch eine irdische Westtangenten-Patin installieren, die regelmäßig mit einem Verpflegungskörbchen zwischen B-11- und Mauerner Kreisel flaniert. Dort verteilt sie an die Lastwagenfahrer als Belohnung für die vorschriftsmäßige Streckenwahl je nach Jahreszeit heißen Kinderpunsch (kein Alkohol am Steuer!) oder kalte Erfrischungsgetränke zu leichtem Gebäck. Die nötige Planstelle müsste man, da der städtische Etat 2017 schon verabschiedet worden ist, allerdings über einen Nachtragshaushalt finanzieren.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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