Mit dem gewissen Quäntchen Glück:Ein Platz auf dem Trepperl ist das Ziel

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Die Freude bei Franziska Drücker ist groß, sie ist im deutschen Kader für die Europameisterschaften. (Foto: privat)

Eisstockschützin Franziska Dücker vom VfB Hallbergmoos startet bei der Europameisterschaft in Tschechien

Von Julia Kitzmann, Hallbergmoos

Franziska Dücker hat es geschafft: Sie startet bei den Europameisterschaften der Eisstockschützen. Vom 8. bis 12. März wird die 27-Jährige, die für den VfB Hallbergmoos in der Bundesliga antritt, die deutschen Farben im tschechischen Pisek vertreten. Es ist die erste EM-Teilnahme für sie - und das nach zweijähriger Babypause. "Die Nominierung hat mich vollkommen überrascht. Nach der Geburt meiner beiden Kinder wollte ich es eigentlich locker angehen lassen", erzählt sie lachend. Doch der Deutsche Eisstock-Verband (DESV) lud sie zu einem Qualifikations-Lehrgang ein, an dessen Ende DESV-Trainer Rupert Geigl Dücker in den Kader berief. "2014 war ich schon mal auf einem solchen Lehrgang, ohne aber nominiert zu werden", berichtet sie. Der Babyeffekt? Dücker lacht: "Wer weiß."

Aufgeregt ist sie trotz ihrer Prämiere noch nicht: "Aber das wird sicherlich kommen." Spätestens am Montag - denn zwei Tage vor dem offiziellen Beginn der EM geht es für sie gemeinsam mit den anderen 16 Athleten mit dem Bus los Richtung Tschechien. Der Kader ist in diesem Jahr fest in bayerischer Hand. Das Team hinter dem Team bildet ein achtköpfiger Betreuerstab, darunter drei Trainer und ein Physiotherapeut. "Wir sind bestens versorgt", meint die 27-jährige.

Am Dienstag stehe das erste Training in der Eishalle an. "Jedes Eis ist anders. So haben wir Gelegenheit, uns auf die Gegebenheiten vor Ort einzustellen", erläutert Dücker. Ernst werde es für sie am Donnerstag mit dem Beginn des Mannschaftswettbewerbs: "Hier geht es für jedes Team darum, den Eisstock möglichst nah an die Daube zu schießen. Fünf Frauen bilden eine Mannschaft, immer vier werden in einem Spiel eingesetzt. Wir wechseln also durch." Die anderen Stockschützinnen kennt Dücker von Wettkämpfen und Lehrgängen. "Natürlich sind wir Konkurrentinnen. Aber wir gehen fair miteinander um. Sonst könnten wir bei der EM nicht zusammen in einem Team antreten", erklärt sie.

Um ihre "beste Leistung abzurufen", habe sie in den vergangenen Wochen regelmäßiger trainiert. "In der Regel schieße ich einmal die Woche. Einen Trainings- oder Ernährungsplan habe ich nicht", berichtet sie. Welche Chancen rechnet sie sich und dem Team aus? "Das Trepperl ist das Ziel, der Titel wäre ein Traum." Von den zwölf Teams seien vor allem Italien und Österreich starke Konkurrenten. "Wie in jeder anderen Sportart brauchen wir das nötige Quäntchen Glück", hofft Dücker.

Werden ihre Kinder sie als Glücksbringer zu WM begleiten? "Nein, die sind noch zu klein. Aber meine Eltern werden vor Ort sein", erklärt sie. Damit wird die 27-Jährige fachkundige Unterstützung haben. Schließlich hat ihr Vater als Jugendtrainer des TSV Hartpenning die damals neunjährige Tochter mit zum Training genommen. Seitdem ist sie mit Begeisterung dabei. "Selbst als ich schwanger war, habe ich geschossen. Da hatte ich viel Power und Kraft - zumindest am Anfang", erzählt sie lachend.

Ein Erfolg jetzt bei der EM würde mehr Aufmerksamkeit für ihren Sport bedeuten. Denn dass Eisstockschießen eine Randsportart ist, "ärgert uns schon." Vor allem wünscht sich Dücker voll besetzte Ränge. Manfred Schäfer, Präsident des Eisstocksportweltverbandes, rechnet bei der EM mit 2000 bis 2500 Fans. Aber, so Dücker, "meistens schießen wir vor 100 bis 200 Zuschauern." Egal, wie viele Menschen den Weg in die Eishalle finden würden oder welches Resultat am Ende auf der Anzeigentafel aufleuchten werde: "Die EM wird eine ganz neue Erfahrung. Ich glaube, danach werde ich einfach erleichtert und glücklich sein."

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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