Mit 13:9 Stimmen abgelehnt:Neufahrn ist aus dem Rennen

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Gemeinderat erteilt Lebensmittelgroßhändler Transgourmet eine Absage - der hat nun noch in Freising ein Eisen im Feuer

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Transgourmet kommt nicht nach Neufahrn. Der Gemeinderat hat dem Lebensmittelgroßhändler, der sich parallel auch um einen Standort im Freisinger Gewerbegebiet Clemensänger beworben hat, mit 13:9 Stimmen eine Absage erteilt. Zugleich bekräftigte das Gremium damit seine Haltung: Noch mehr Logistikunternehmen - und das ist Transgourmet für die Mehrheit - will man in Neufahrn nicht haben. Auf welchen Flächen und mit welcher Nutzung sich die Gemeinde weiterentwickeln will, müsse zunächst grundsätzlich geklärt werden, sagte Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). Eine Zusage an Transgourmet würde dem vorgreifen.

CSU, Freie Wähler und FDP hätten dem Lebensmittelgroßhändler mit Blick auf mögliche zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen und die in Aussicht gestellten Jobs sehr wohl eine Chance gegeben. 300 Arbeitsplätze würden immerhin sechs Prozent des "jetzt vorhandenen Bestands" entsprechen, betonte Gerhard Michels (CSU). Im Übrigen brauche man nicht so tun, als könne man sich die Unternehmen für Neufahrn aussuchen: "Das ist weit vorbei an der Realität."

Transgourmet hatte überlegt, auf einem 25 000 großen Areal an der B 11, südlich des Logistikparks am Römerweg, ein Lager zu errichten. Ein 100 mal 200 Meter großer und 14 Meter hoher Komplex hätte es im Falle eines Zuschlags werden sollen. Dort hätte Transgourmet Lieferwagen mit Lebensmitteln beladen und etwa zu Großküchen und Hotels im oberbayerischen Raum, vor allem aber in München, geschickt. Normalerweise würden montags bis freitags 40 Fahrzeuge zwischen vier und sechs Uhr früh das Gelände verlassen und zwischen zwölf und 15 Uhr zurückkommen, hatten Firmenvertreter vor einigen Wochen bei einer Präsentation im Rathaus erklärt. In Freising hatte dieses zweigleisige Vorgehen einige Stadträte verärgert. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher meinte dazu Anfang November, dass Freising seinen Informationen nach "Standort Nummer eins" sei.

Doch in Neufahrn gab es viel Kritik an den Transgourmet-Plänen an der B 11. Dass die Lastwagen vorwiegend über die Autobahn fahren würden, bezweifelte Norbert Manhart (Grüne). In Richtung Süden würden sie wohl die B 11 nehmen. "Das ist kürzer und schneller." Christian Meidinger (Grüne) bemängelte die Größe des Gebäudes - noch dazu auf einer Fläche, die jetzt noch ein Acker sei. Eine Zusage an Transgourmet hätte er zudem als "Watschen für Pro Logis" empfunden. Auch diese Firma hatte den Logistikpark nach Süden erweitern wollen und vom Gemeinderat eine Absage bekommen. Ihre Fläche wäre allerdings doppelt so groß wie die von Transgourmet gewesen, hielt Burghard Rübenthal (CSU) entgegen. Für den Lebensmittelgroßhändler warb er mit den Worten: "Jeder Investor hat einen Pferdefuß." Speziell ein Großhandelsunternehmen hätte Thomas Seidenberger (Freie Wähler) sogar ausgesprochen interessant gefunden. Hochqualifizierte Arbeitskräfte seien in diesem Bereich tätig, den man nicht einfach mit Logistik gleichsetzen könne, betonte er. "Ich finde es schade, dass er so schlecht geredet wird."

"Hin- und hergerissen" war Markus Funke (FDP). Würden sich statt eines großen mehrere kleine Betriebe ansiedeln, dann würde das sicher die gleiche Lastwagen-Frequenz bedeuten, überlegte er. Und auch er nannte Arbeitsplätze und Gewerbesteuer als Punkte, die für einen Zuschlag sprechen. Dagegen votierte Beate Frommhold-Buhl (SPD). Sie will nun "in die Lage kommen, dass wir uns die Unternehmen selbst aussuchen und Ansprüche stellen können".

Schon im Vorfeld der Sitzung hatte es offenbar Verwerfungen gegeben: Der Antrag, das Thema jetzt zu behandeln und Transgourmet eine Zusage zu geben, war von der CSU-Fraktion gekommen. Bürgermeister Franz Heilmeier soll darauf bereits seine ablehnende Haltung gegenüber Transgourmet zum Ausdruck gebracht haben. Die Verwaltung habe auch Informationen an den Gemeinderat weitergegeben, die einer weiteren Diskussion bedurft hätten, deutete Burghard Rübenthal auf Anfrage der SZ an. Weitere interne Gespräche wären nötig gewesen. Ihren Antrag wollte die Fraktion deshalb einstweilen wieder von der Tagesordnung nehmen. Das lehnte der Neufahrner Gemeinderat aber mit deutlicher Mehrheit ab.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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