Mira gab den Anstoß:Tierische Gaststätte

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Aus dem "Lederhansl" an der Unteren Hauptstraße in Freising wurde das "Gasthaus zum Elephanten". Dessen späterer Wirt Josef Neumaier machte sich bei Pferderennen einen Namen. (Foto: Freisinger Stadtarchiv)

Durch einen Elefanten, der im Stall Quartier bezog, wurde das Freisinger Wirtshaus "Zum Lederhansl" zur Attraktion - und bekam einen neuen Namen.

Von Alexandra Vettori, Freising

Es ist schon lange her, da der "Elephantenwirt" zu Freising verschwand, 1948 wurde der Betrieb eingestellt, 1964 das Haus an der Unteren Hauptstraße abgerissen. Und mit dem Elephantenwirt geriet auch die Geschichte in Vergessenheit, die davon erzählt, wie das Wirtshaus zu seinem Namen kam. Aufgetaucht ist der "Elephantenwirth" erstmals in einem Übergabebrief vom 30. Oktober 1835. Noch im Dreißigjährigen Krieg hieß das uralte Wirtshaus "Zum Lederhansl", benannt nach Hans Hanrieder, seines Zeichens Lederer und Weißbierschenk. Bis 1815 oder 1835, man weiß es nicht so genau, war es das Wirtshaus "Zum Brettlochsen". Dann aber sorgte ein aufsehenerregendes Ereignis in Freising für Aufregung und eine spektakuläre Umbenennung.

An einem schönen Kirchweihtag marschierte eine Zirkustruppe aus Konstantinopel auf den Marienplatz. Als Hauptattraktion pries der Ausrufer "Elephantenkönigin Mira" an, die ihren Rüssel schwang und mit lautem Trompeten die Masse erschauern ließ. "Damals kannten die Leute Elefanten höchstens aus Büchern, das war eine echte Attraktion", erklärt der Fürholzer Heimatforscher Ernst Keller, der bei Recherchen zu einem anderen Thema im Freisinger Stadtarchiv auch über die Ausführungen des bekannten Freisinger Brauer und Wirte-Historikers Hermann Bienen gestoßen ist.

Beim "Lederhanselwirt" kam Mira unter

Eine Woche dauerten die Vorstellungen, dazwischen trottete der Elefantenführer mit Mira durch die engen Gassen Freisings und fragte nach einem Winterquartier in einem Stall. Einzig der "Ledererhanslwirt" war bereit, das Tier aufzunehmen, allerdings musste der Zirkus für die Futterkosten von täglich einem Zentner Heu und acht Scheffel Wasser aufkommen. So zog Mira in den Stall des Wirtes. Damit sie hineinpasste, musste man einen Balken über dem Stalltor herausschneiden. Seine Milde aber machte sich für den Wirt bezahlt. In Windeseile verbreitete sich die Nachricht von dem ungewöhnlichen Stallbewohner, die Gaststube war nicht mehr leer. Damit die Leute besser schauen konnten, vergrößerte der Wirt bald die Stallfenster. Als Mira im Winter krank wurde und wunde Füße bekam, legten Stammtischbrüder, Nachbarn und Besucher zusammen und ließen für sie beim "Stampflschuster" maßgeschneiderte Filztappen nähen. So wurde der Schuster zum "Elefantenschuster". Als die Zirkusleute im Frühjahr Mira abholten, verabschiedete sie eine Menschenmenge. Das Geschäft blieb dem Wirt, ebenso wie der Name "Gasthaus zum Elephanten".

Josef Neumaier, späterer Elefantenwirt, hat sich dann bei den damals sehr beliebten Pferderennen einen Namen gemacht. Er war einer der größten Konkurrenten des Münchner Lohnkutschers Franz Xaver Krenkl. Der hat nicht nur 14 Mal das Münchner Wiesn-Rennen gewonnen und mit seinem "wer ko, der ko" ein geflügeltes Wort geschaffen, als er im Englischen Garten die Kutsche von Kronprinz Ludwig überholte. Allein 1846 trafen die beiden bei Rennen in Freising, Dachau, München, Landshut und sogar Linz aufeinander.

Der Elephantenwirt war auch ein Rennstall

"Pferderennen waren damals sehr beliebt. Und es ging auch richtig zur Sache, es gab oft verletzte und sogar tote Pferde und Reiter. Und es gab auch oft Raufereien, wegen der Wetten", erzählt Keller. Nach einer Anzeige der Münchner Politischen Zeitung veranstaltete der Schwiegervater des Elephantenwirts, Georg Kappelmaier, schon am 30. April 1815 als Rennmeister mit dem Furtnerbräu Matthias Mayer ein "gewöhnliches Pferdrennen" in Freysing: "Die Rennbahn ist außerhalb dem Isarthor, eine halbe Stunde lang, und muß dreymal geritten werden." Elf Preise gab es, zehn bis zwei Taler, eine kupferne Flasche, ein Renn-Zaum mit Steigbügel und vier Hufeisen und Sporn.

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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