Mehr Laufkundschaft:Hilfe zur Selbsthilfe

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Moosburgs "Eine Welt Laden" ist in die Innenstadt umgezogen. Mit fair gehandelten Produkten engagiert man sich gegen die Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen und will Fluchtursachen vor Ort bekämpfen

Von Clara Lipkowski, Moosburg

Größer ist der neue Geschäftsraum zwar nicht, gelohnt hat sich der Umzug für den "Eine Welt Laden" von Moosburg aber dennoch, findet Gerti Reiter. Sie "managt" das Geschäft für fair gehandelte Produkte in Moosburg mit neun anderen Ehrenamtlichen und zieht knapp einen Monat nach dem Umzug in die unmittelbare Innenstadt ein erstes Fazit. "Dadurch haben wir drei Schaufenster bekommen, so können wir unsere Ware ganz anders präsentieren", sagt Reiter. Vorher war der Verkaufsraum im Elisabethheim eher ein Geheimtipp. Die neue Lage habe sich schon im Umsatz bemerkbar gemacht, weil mehr Laufkundschaft in den Laden komme, verrät Reiter, da der jetzt zentral im Hölzl-Haus direkt auf dem Plan liege.

Nach zehn Jahren waren die Ehrenamtlichen samt Sortiment, das unter anderem Tee, Kaffee, Schokolade und kleine Handwerkskunst umfasst, in die Innenstadt gezogen und hatten dafür Freiwillige zur Hilfe gerufen - 60 Ehrenamtliche kamen und organisierten den Umzug als Menschenkette. Trotz des gesteigerten Umsatzes wolle sie aber nicht in Euphorie verfallen, sagt Reiter. Denn wer wisse schon, ob die Kunden, die jetzt kommen, auch noch da sind, wenn das Geschäft nicht mehr neu in der Gegend ist. Außerdem bringe die neue Lage auch mehr Arbeit mit sich, sagt Reiter. Denn auch die Öffnungszeiten haben die Mitarbeiter erweitert, inzwischen können Kunden donnerstags bis samstags im Laden vor- und nachmittags einkaufen. Um das zu stemmen, würden derzeit fünf neue ehrenamtliche Mitarbeiter geschult, sagt sie. Die helfen aber nicht nur im Geschäft, sondern sollen auch organisatorisch im gleichnamigen Verein tätig werden und beispielsweise Ware einkaufen und bestellen oder sich Verkaufsaktionen ausdenken.

Den Verein und Laden hatte 1992 eine Gruppe engagierter Männer und Frauen gegründet, mit dem Ziel, sich für fairen Handel einzusetzen. Gerti Reiter stieg drei Jahre später ein. Für die Sozialpädagogin ist das Ehrenamt ihre Art, Flüchtlingshilfe zu leisten. "Mein Motor ist es, Menschen mit fair gehandelten Produkten zu helfen", sagt Reiter. "Ich finde wir gehen mit unserem Laden einen Schritt in die richtige Richtung. Wir wollen Menschen am Ort unterstützen. Bekommen die Menschen in armen Ländern eine richtige Betreuung, erhalten Saatgut, mit dem sie arbeiten können und ein geregeltes Einkommen, hilft das unmittelbar." Damit setze man direkt bei möglichen Fluchtursachen an. Auch der Mitarbeiterin Margit Reif ist es wichtig, Menschen in armen Ländern nach dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" zu unterstützen. Die 60-jährige Bürokauffrau hat den Verein 1992 mitgegründet und engagiert sich seither gegen Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen. Den Anstoß gab ihr ein längerer Aufenthalt in Niger. Der habe ihr die Perspektivlosigkeit der dort lebenden Menschen klar gemacht, sagt sie. Seitdem engagiert sie sich aktiv.

Den Begriff "Dritte Welt Länder" fanden die Ehrenamtlichen des Vereins schon in den neunziger Jahren "despektierlich". Daher entschieden sie sich, das Projekt "Eine Welt" zu taufen, um damit ein Zeichen zu setzen, gegen die Abgrenzung reicher zu ärmeren Ländern.

Wie es jetzt weitergehe, so kurz nach dem Umzug, müsse sich erst einmal zeigen, sagt Margit Reif, denn für eine Prognose, wie sich der Umsatz entwickelt, sei es noch zu früh. Aber um das Geschäft anzukurbeln, lässt sich der Verein so einiges einfallen, verrät Gerti Reiter. "Vor Kurzem haben wir eine neue Beleuchtung einbauen lassen, damit die Kunden sich in unseren Räumlichkeiten wohler fühlen. Für einen Verein wie unseren ist das schon ein großes Ding, mal eben so 3000 Euro zu investieren". Um neue Kunden zu gewinnen, veranstaltet der Verein am Samstag, 9. Juli, in den neuen Räumlichkeiten ein Eröffnungsfest. Außerdem arbeitet der Verein mit Kooperationspartnern, um das Angebot des Ladens zu erweitern. Unter ihnen ist inzwischen eine Keramikerin und eine Künstlerin, die kleine Handwerkskunst aus recycelten Materialien wie Lastwagenplanen produziert. Und dabei geht nichts ohne das Motto des Vereins: "fair gehandelt, selbst gemacht und regional."

© SZ vom 28.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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