Lyrik:"Weltenwelle"

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Richard Birk veröffentlicht einen neuen Gedichtband

Von peter Becker, Freising

"Weltenwelle" heißt der neue Gedichtband, den der Freisinger Autor Richard Birk veröffentlicht hat. Der Einband des Büchleins ist in fast mystischen Blautönen gehalten, ein Hinweis auf die transzendentalen Themen, die Birk in seinen Reimen anspricht. Wie schon in seinem letzten Band geht es vorrangig um das Altern und das Warten auf den Tod, der am Ende der meisten Gedichte als Erlöser von irdischen Nöten erscheint.

In seiner Danksagung erwähnte Birk ausdrücklich das Ehepaar Petra und Wolfgang Döbereiner."Er lehrte mich, meinem Empfinden wieder mehr Aufmerksamkeit einzuräumen", schreibt der Verfasser in seiner Widmung. Man könnte Döbereiner als Esoteriker bezeichnen, sein Spezialgebiet war die Astrologie. Er entwickelte in den 50ern die "Münchner Rhythmuslehre". Ereignisse mit bestimmten Inhalten wiederholen sich seiner Lehre zufolge alle sieben oder zehn Jahre. Döbereiner verband die klassische Astrologie mit psychosomatischen Elementen und der Homöopathie. Naheliegend ist es, dass das Gedicht "Lied" Döbereiner gewidmet ist. Birk beschreibt in diesem mit leichtem Spott, wie oben auf dem Berg ein Haus steht, aus dem ein Astrologe blickt, während seine Frau Schnee schippt. Dieser ruft er zu, dass in einer Stunde der Schnee wegtaue. Im Horoskop habe er auch gelesen, dass dort wo heute Schnee liege, morgen Gras wachse. Diese Gedicht ist eines der leichteren, heiteren Art. Es steht im zweiten Teil des Gedichtbands, der mit dem Titel "Idylle" überschrieben ist. Döbereiner lehrte, dass jeder Mensch sein persönliches Schicksal annehmen müsse. Verweigere er dies, seien Krankheiten oder "Schicksalsschläge" die Folge, die als schmerzhaft empfunden werden. "Das Schicksal ist nie zufällig oder böse, sondern immer das Ergebnis des individuellen Verhältnisses zwischen Anlagen und Verhaltensweisen", erläuterte der Astrologe seine Lehre. Daran angelehnt beschreibt Birk vor allem im ersten Teil des Gedichtbands, der mit "Stiller Tag" betitelt ist, den Zustand des Ringens um Gelassenheit in unserer hektischen Zeit. In "Das Leben leben" lässt er einen Raben sagen: "Bist du aktiv, bist du vernetzt, das Leben dich durch die Zeiten hetzt. Rührst du dich aber nicht vom Fleck, trägt dich das Leben weg."

Aus Birks Versen klingt bisweilen ein gewisser Weltverdruss, vor allem darüber, wie die Menschen miteinander umgehen. In "Des anderen Haut" ist nachzulesen, wie die Reichen und Mächtigen dieser Welt ausbeuten und belügen. Die breite Masse der Menschheit muss dabei buchstäblich ihre Haut zu Markte tragen. Im Gedicht "Der apokalyptische Reiter" reitet der Sensenmann durch eine in Nebel gehüllte Welt und verrichtet lachend sein schauriges Werk. Am Ende richtet er seinen Kopf gen Himmel und ruft einem namenlosen Gott zu: "Den Auftrag hier in dieser Welt habe ich erledigt, wie Du bestellt."

Sein bisweilen misanthropisches Weltbild bringt Birk in dem Gedicht "Hyänen" zum Ausdruck. In diesem vergleicht er Menschen mit den gerissenen Raubtieren, die leicht in einen Blutrausch geraten und alles töten, was sich bewegt. Das Gedicht endet mit den Worten: "Sinnlos war die Barbarei. Fürchterlich der Todesschrei. Der Mensch von diesem Raubtier schwärmt, sagt: Viel hab ich von ihm gelernt." Es ist über weite Strecken keine leichte Lesekost, die Birk in seinem neuem Buch anbietet.

© SZ vom 03.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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