Letzter Verkaufstag:Nach 32 Jahren ist Schluss

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Im Textilhaus ist Räumungsverkauf, an diesem Samstag ist der letzte Tag, dann schließen Hildegard (l.) und Bernhard Willecke ihren Laden. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Textilhaus Willecke in Neufahrn schließt seine Pforten

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Hier noch eine Kleiderstange mit Jacken, dort ein paar Hosen, ein Regal mit Unterwäsche. Von der Decke hängen rote Schilder: "Reduziert" steht darauf mit dicken Buchstaben, die Kunden haben sich das offensichtlich nicht zweimal sagen lassen. Der Laden ist ziemlich leer geworden. "Wir sind im Endspurt", sagt Bernhard Willecke, und er macht keinen Hehl aus seiner Stimmung: "Jetzt wird's schmerzhaft." Denn am kommenden Samstag wird das Textilhaus Willecke, das seit Bestehen des Marktplatzes dort ansässig war, zum letzten Mal geöffnet sein. Aus dem Laden wird ein Büro. Bernhard und Hildegard Willecke gehen in den Ruhestand - zumindest fast. Die Änderungsschneiderei wird es bei ihnen daheim am Erlenweg weiterhin geben.

1985 waren die aus Nordrhein-Westfalen stammenden Willeckes mit ihren drei Kindern nach Neufahrn gekommen. Er verkaufte damals für eine Firma im Außendienst Markisen und Gardinen, sie machte daheim eine Schneiderei auf. 1994 übernahm das Ehepaar dann die Räume eines Bekleidungsgeschäfts im Neufahrner Norden und erweiterte das Angebot der Schneiderei um Gardinen und Textilien. Fünf Jahre später gingen sie mit ihrem Geschäft ins Ortszentrum. Zunächst hatten sie einen Laden südlich des damals ganz neuen Marktplatzes, 2010 zogen sie auf die gegenüberliegende Seite um.

Die Willeckes gehören damit gewissermaßen zum Inventar des Marktplatzes und können sich selbst noch nicht so recht vorstellen, dass das bald anders sein wird. "Wenn Sie das so lange gemacht haben, dann können Sie das nicht einfach abhaken", sagt die mittlerweile 68-jährige Hildegard Willecke. Schließlich habe es auch nie Schwierigkeiten mit den Leuten gegeben. Geschäftlich ging es "mal hoch, mal runter - aber im Großen und Ganzen haben wir keine Probleme gehabt". Von nächster Woche an wird der Laden ganz leer gemacht. "Wenn wir alles ausgeräumt und ausgefegt haben, wird es schon schwer sein", ahnt Hildegard Willecke.

Ganz muss sie sich von ihren Kunden aber immerhin nicht verabschieden: "Die Änderungsschneiderei geht weiter", steht auf den leuchtend gelben Zetteln, die in den vergangenen Wochen verteilt wurden. Auch Gardinen werden weiterhin genäht. Die Kunden können also auch künftig kommen, "wenn was ist", versichert Hildegard Willecke am Ende des Gesprächs, ehe sie - das Maßband um den Hals gehängt - wieder in das Untergeschoss des Ladens geht: "So, jetzt mach ich meinen Reißverschluss weiter."

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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