Landwirtschaft:Mehr Sinn für Innovationen

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Die Bauern können selbst entscheiden, was und wie sie produzieren

Von Katharina Aurich

Ein Ei kostet im Geschäft 25 Cent, der Landwirt, der es produzierte, erhält 0,7 Cent. Die Differenz streichen Verarbeiter und der Handel ein. Die allermeisten Landwirte liefern an Großhändler, viele Bauern stehen wenigen Großhändlern oder Molkereien, und diese nur vier großen Einzelhandelsunternehmen gegenüber, die die Preise diktieren. Landwirte haben keine Marktmacht, sie sind auf ihre Abnehmer angewiesen. Jüngst genehmigte Bundeswirtschaftsminister Gabriel sogar die umstrittene Übernahme der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann durch den Handelsriesen Edeka, gegen den Willen des Kartellamts. Die langen Molkereiprodukt-Regale in den Supermärkten und das unüberschaubare Angebot demonstrieren, dass es hier schon lange nicht mehr um Milch, Quark oder Joghurt geht, sondern dass das Geschäft mit immer neuen Produkten gemacht wird.

Die Nahrungsmittelindustrie holt sich ihre Rohstoffe, wo sie sie günstig bekommt, in Deutschland, in Osteuropa oder auf dem Weltmarkt. Daran wird sich auch so bald nichts ändern. Aus Brüssel werden keine höheren Agrarsubventionen fließen, der Agrarhaushalt ist bereits der größte Ausgabenposten der Europäischen Gemeinschaft. Auch wenn Bauern regelmäßig auf ihre schwierige Lage aufmerksam machen, muss die Frage erlaubt sein, ob das wirklich ein gesamtgesellschaftliches Problem ist.

Landwirte besitzen Grund und Boden, auch im Landkreis Freising. Sie sind Unternehmer und sie können entscheiden, was sie anbauen, ob sie auf Ökolandbau umstellen, einem Ökoanbauverband beitreten und andere Vermarktungswege beschreiten, ob sie aus Ackerland Wiesen für seltene Weideviehrassen machen oder in eine Käserei investieren. Sie können Gästezimmer anbieten, aus Getreide und Eiern selbst Nudeln herstellen oder Mais für hoch subventionierte Biogasanlagen anbauen, billig für den Weltmarkt produzieren oder ein Café eröffnen wie das Bauernhofcafé in Au. Wie in jeder anderen Branche ist auch in der Landwirtschaft unternehmerisches Geschick und Sinn für Innovationen gefragt.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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