Landratsamt prüft:Geplante Schafzucht löst Misstrauen aus

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Im Freisinger Moos soll ein neuer Betrieb entstehen, Neufahrner Gemeinderäte sehen die Pläne aber äußerst skeptisch

Den Lebenstraum von einer eigenen ökologischen Schafzucht samt Hofladen will sich ein Mann, der bislang in einer ganz anderen Sparte tätig ist, im Freisinger Moos nahe Moosmühle erfüllen. So schilderte es Bauamtsleiter Michael Schöfer jüngst den Gemeinderäten des Bauausschusses. Schöfer sieht das Vorhaben durchaus als Bereicherung für die Gemeinde und betonte, aus seiner Warte spreche nichts dagegen. Die Ausschussmitglieder aber reagierten bei der Sitzung am Montag mehr als misstrauisch.

So fürchten einige, dass hinter der Idee andere Absichten stecken könnten. Er habe andernorts schon von Fällen gehört, in denen jemand über eine "Alibi-Tierhaltung" zu einem "Häuschen im Grünen" kommen wollte, das "auf normalem Weg" nicht zu kriegen gewesen wäre warnte etwa Christian Meidinger (Grüne). Am Ende lautete das Ergebnis der Abstimmung über den Antrag auf Vorbescheid 5:5, und bei Stimmengleichheit gilt ein Antrag als abgelehnt.

Allerdings ist es möglich, dass das Landratsamt das Bauvorhaben anders beurteilt. Die Kreisbehörde ist an anderer Stelle ohnehin bereits mit dem Fall befasst. Denn wer im Außenbereich bauen will, braucht nicht nur "städtebaulich" grünes Licht, sondern muss dafür auch eine "Privilegierung" nachweisen. Über diese befindet das Amt für Landwirtschaft gemeinsam mit dem Landratsamt. Dabei wird auch die Frage geprüft, ob ein landwirtschaftlicher Betrieb überhaupt wirtschaftlich ist. Im konkreten Fall gab es damit offenbar noch Probleme. Der Neufahrner Bauausschuss jedenfalls, wenngleich für diese Frage nicht zuständig, hatte auch in dem Punkt erhebliche Zweifel.

"Der soll seine Privilegierung erst mal nachweisen", forderte Stephanie Pflügler (Freie Wähler), die selbst Landwirtin ist und aus Giggenhausen stammt. Sie kritisierte auch, dass der Mann nach dem Grundstückskauf bereits ein "Hölzl" abgeholzt habe. Dabei habe es sich um ein Biotop und einen wichtigen Rückzugsort für Wild gehandelt, auch die Jägerschaft sei von dem Bauvorhaben "nicht begeistert".

Das Konzept sieht neben der Schafzucht auch die Herstellung und den Verkauf von Milch-, Joghurt- und Käse vor. Außerdem möchte der Antragsteller Herdenschutzhunde züchten und ausbilden, Hühner halten und eine Forstwirtschaft aufbauen. An Ställe und ein Betriebsleiterwohnhaus ist ebenso gedacht, wie an eine Käse-, Milch- und Fleischwerkstatt, einen Laden, ein Kühlhaus und einen mobilen Hühnerstall. Womöglich sei das alles am Ende aber nur ein Wunschgebilde, fürchtete Stephanie Pflügler.

Wenn der Betrieb nach einigen Jahren wieder aufgegeben würde, würde eine Nutzungsänderung beantragt, "die wir dann genehmigen müssen, weil wir es anderen auch genehmigt haben", fürchtete Markus Funke (FPD). Er sah zudem die Gefahr, dass nach einem entsprechenden Präzedenzfall künftig jemand einfach "ein Stück Acker kauft und dann schaut, wie er zu einer Privilegierung kommt". Die Folge wäre eine "Zersiedelung, die wir aus städtebaulicher Sicht nicht haben wollen". Der Antragsteller sollte die "gleichen Rechte wie andere Landwirt haben, die schon einen Betrieb führen", fand dagegen Florian Pflügler (ÖDP), "man bekommt so ein Unternehmen nicht nur per Erbschaft." Mit ihm votierten aber nur Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne), Ozan Iyibas (CSU), Ulla Schablitzki (SPD) und Selahattin Sen (Grüne) für das Vorhaben.

© SZ vom 19.09.2018 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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