Landkreis Freising:Rückhalt für krebskranke Menschen

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Mit Benefiz-Aktionen und einem Büchermarkt unterstützt die Organisation Sonnenherz aus Mauern Patienten. Denn diese geraten schnell auch in finanzielle Schwierigkeiten

Von Nadja Tausche

Zwei Dinge bezweckt die Familienkrebshilfe Sonnenherz mit ihrer Arbeit: Zum einen sammelt sie Spenden, um Menschen mit einer Krebserkrankung und ihren Familien finanziell zu helfen. Zum anderen, und das ist für Gründer Christian Neumeir mindestens genauso wichtig: "Wir wollen den Menschen zeigen, dass sie nicht alleine sind." Wenn der ganze Ort bei einer Benefizveranstaltung zusammenkommt, schaffe das ein Gefühl von Solidarität. Die Familienkrebshilfe organisiert Veranstaltungen und spendet die Einnahmen an Krebskranke. Den Sitz hat die Unternehmergesellschaft in Mauern im Landkreis Freising.

Kürzlich wollte man zum Beispiel einer alleinerziehenden Mutter helfen, Andrea Ball aus Moosach, die an Krebs erkrankt ist und einen einjährigen Sohn hat. Dafür hat die Familienkrebshilfe den sogenannten "Tag der Familie" in Eching organisiert, es gab es ein buntes Programm für Kinder mit Essen und Getränken. Die Einnahmen gingen an die Mutter, Besucher konnten auch zusätzliche Summen spenden. Oft liefern Metzgereien oder Bäckereien Waren für die Veranstaltungen, ohne etwas dafür zu verlangen, Künstler treten ehrenamtlich auf. Die Veranstaltungen finden überall in Bayern und vereinzelt auch anderswo in Deutschland statt.

Wofür die Familien das Geld ausgeben, ist ihnen Neumeir zufolge selbst überlassen. Wegen ihrer Erkrankung können die Betroffenen oft nicht mehr arbeiten: Mit der Behandlung der Krebserkrankung kommen oft auch die finanziellen Probleme - "das ist leider bei den meisten Familien so", sagt Neumeir. Manche der Erkrankten nutzen das gespendete Geld auch, um alternative Heilmethoden zu bezahlen - in einigen Fällen etwa für die sogenannte spezielle Immuntherapie, die von der Krankenkasse nicht bezahlt wird. Neumeir ist beruflich Heilpraktiker. Die beiden Dinge wolle er aber strikt voneinander trennen, sagt er.

Entstanden ist die Idee der Familienkrebshilfe, als im Sommer 2017 ein dreijähriges Mädchen in Neumeirs Wohnort Mauern an Leukämie erkrankt war. Neumeir hat ihr geholfen - und mit der Familienkrebshilfe seitdem rund 120 000 Euro gesammelt. Für ihn gehe es darum, "etwas weiterzugeben", erzählt er. Mittlerweile ist auch sein Sohn Daniel bei Sonnenherz als organisatorischer Leiter aktiv. Bei vielen Patienten sei relativ sicher, dass sie die Krankheit nicht überleben - "und wir wollen die Zeit, die ihnen noch bleibt, so lebenswert wie möglich gestalten", sagt er.

Die Familienkrebshilfe hat rund 15 Mitarbeiter. Von den eingenommenen Spenden gehe ein geringer Teil für Löhne oder Ausgaben wie Strom weg. Man versuche, so viel wie irgend möglich an die betroffenen Familien weiterzugeben, sagt Neumeir, 100 Prozent seien aber utopisch. Viel laufe auch ehrenamtlich.

Das Konzept stößt auf immer mehr Resonanz, so berichtet es Anika Nawo, Projektleiterin für Benefiz-Veranstaltungen bei der Familienkrebshilfe. Anfangs habe es etwas gedauert, "jetzt muss man sagen, die Leute stehen fast schon Schlange." Denn die Hürden, durch die Familienkrebshilfe unterstützt zu werden, sind für betroffene Familien relativ gering. Das jüngste Kind darf maximal 28 Jahre alt sein, die Familie muss seit mindestens einem Jahr in Deutschland leben und einen unbefristeten Aufenthaltstitel haben. Erfüllen Familien diese Bedingungen, sollen möglichst alle zum Zug kommen. "Wir wollen vermeiden, dass wir auswählen müssen", so Neumeir. Damit das langfristig funktioniert, will die Gesellschaft weiter wachsen. Wichtig seien große Sponsoren: "Langfristig wäre es wichtig, dass man auch uns bedenkt", sagt Nawo. Einen Schritt in Richtung Wachstum hat die Familienkrebshilfe gerade gemacht. In Lerchenfeld verkauft sie gebrauchte Bücher, DVDs und CDs, jeder Käufer zahlt, wie viel er für richtig hält. Die Bücher hatte man bei einer Sammelaktion in Erding bekommen, rund 100 000 Stück insgesamt, "irgendwie hat sich das verselbstständigt", erzählt Daniel Neumeir. Gerade habe man erfahren, dass der Vermieter die Räume weiterhin für den Büchermarkt zur Verfügung stelle.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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