Zwei Jahre lang mussten die Närrinnen und Narren des Landkreises wegen der Pandemie die Füße stillhalten. Jetzt - kurz vor dem Faschingsbeginn am 11.11. - stehen sie bis in die Haarspitzen motiviert in den Startlöchern. Nur die Angst vor einem erneuten Lockdown dämpft die Vorfreude auf die fünfte Jahreszeit.
Denn dann, da ist sich zumindest Annemarie Holzner sicher, würde "keiner mehr etwas machen". Sie engagiert sich bei der Narrhalla Zolling als Schatzmeisterin und Trainerin der Kindergarde. Vor der Pandemie bereicherte ihr Verein das närrische Treiben stets mit voller Breitseite - Prinzenpaar, Showeinlagen von drei Garden jeder Altersgruppe, kostümierter Hofstaat. Auf den Inthronisationsball muss die Feiergemeinde nun verzichten, diesen großen Aufwand zu betreiben ohne Veranstaltungsgarantie, das habe man keinem Prinzenpaar antun wollen, sagt Holzner. Nach dem Fasching ist vor dem Fasching. Die Vorbereitungen laufen also ein Jahr lang. "Kostüme nähen lassen, einen privaten Tanzlehrer engagieren, der Gang zum Frisör - das kostet ja alles Geld, und nicht wenig davon bezahlt das Prinzenpaar aus eigener Tasche", erklärt sie. Schwund habe es auch bei den Garden gegeben. "Viele Junge sind abgesprungen. Warum auch trainieren, wenn es keine Auftritte gibt?"
"Gerade die Teenies der Zollinger Garde sind hoch motiviert", sagt Schatzmeisterin Annemarie Holzner
Was geblieben sei, so Holzner, sei freilich der Anspruch an sich selbst, weshalb die Zollinger Gemeinde ein kleines, aber feines Showprogramm der Garde, der Kinder- und Teeniegarde zu sehen bekommen wird. "Gerade die Teenies sind hoch motiviert", sagt die Schatzmeisterin. Der Startschuss fällt am 6. Januar 2023 mit dem Eröffnungsball im Bürgerhaus, auf der Agenda stehen dann noch das Faschingstreiben am 26. Februar, der Rosenmontagsball und der Kinderball. "Jetzt hoffen wir auf die rege Teilnahme der Bürger. Nicht, dass wir auf allem sitzen bleiben", so Holzner.
Der Vaschingsferein Langenbach war wohl für das letzte närrische Zucken vor der Pandemie verantwortlich. "Unseren Faschingsumzug haben wir 2020 gerade noch stattfinden lassen können", erinnert sich die Vorsitzende Ingrid Würfl. "Ein Wochenende drauf war dann alles dicht." Und weil das ja schon ganz schön lange her sei, würde der gesamte Verein in Vorfreude auf den kommenden Fasching nun "voll unter Strom stehen", sagt sie und lacht. Sie hat eine weitere Erinnerung an 2020. "Ich glaube, damals hatten wir fast 30 Mädchen und Jungen bei der Kinder- und Jugendgarde dabei." Jetzt seien es gerade einmal zwölf. Vielleicht gäbe es die Nachwuchsabteilung gar nicht mehr, wäre der Verein zur Überbrückung nicht findig gewesen. "Die Kinder haben zum Beispiel vor den Fenstern von Altenheimen getanzt. Sie haben einfach Ski-Unterwäsche unter ihren Kostümen getragen. Die alten Leute waren begeistert." 15 Auftritte stehen im Kalender der Kindergarde, mit Feuereifer seien die Kids bei der Sache, sagt Würfl. Absoluter Höhepunkt wird wieder der Umzug sein, fast 40 Vereine werden sich mit ihren Wagen aufreihen. Eröffnet wird der Langenbacher Fasching pünktlich am 11. November im Sportheim. Der Kinderfasching wurde auf den 11. und 12. Februar gelegt, davor, am 28. Januar steht der Faschingsball auf dem Programm.
"Wir verfolgten den Ansatz, uns ganz normal auf den Fasching vorzubereiten", so sprach der Hofmarschall des Faschingsvereins Kammerberg-Fahrenzhausen. Christoph Hagn bemerkt großen Optimismus und verweist auf einen prall gefüllten Terminkalender. Fast scheint es, als hätte der Verein Corona einfach ausgeklammert. Veronika I. und Martin II. hätten nämlich schon 2020 den Thron besteigen sollen. Entgegen der Tradition - jedes Jahr ein neues Prinzenpaar - übernehmen sie heuer endlich die offizielle Regentschaft. "Wir hatten schon einmal einen ähnlichen Fall", sagt Hagn und kramt gedanklich in der Vereinschronik. "Anfang der 1990er Jahre wurde ein Fasching wegen des Golfkrieges abgesagt. Ein Jahr später war der damalige Prinz ein zweites Mal am Start." Auch die Garden blieben in ihrer Zusammensetzung gleich, weshalb in der Kindergarde nun nicht Tänzerinnen und Tänzer bis elf Jahre, sondern bis 13 oder 14 Jahre über das Parkett fegen und Mitglieder der Teeniegarde altersmäßig theoretisch schon die "Großen" verstärken könnten.
Apropos Chronik: In diesem Jahr feiert der Verein sein 44-jähriges Bestehen. Klar, dass den Faschingsfreunden das volle Programm geboten werden soll. Damit sieht es gut aus, Hagn sagt, warum: "Zum einen hielt sich der Schwund in Grenzen, zum anderen sind zum Glück alle Helfer dabei geblieben." Die Stimmung unter den Vereinsmitgliedern beschrieb Hagn so: "Große Vorfreude, vielleicht ein wenig gedämpft. Es könnte ja sein, dass uns Corona wieder einen Strich durch die Rechnung macht." Besonders die, die nun drei Jahre lang trainiert hätten, würden darauf brennen, ihre Showeinlagen auch aufführen zu dürfen. Dem "Auf-geht's-Ball" am 11. November in der Mehrzweckhalle Fahrenzhausen inklusive Proklamation folgt am 6. Januar der Inthronisationsball mit dem ersten Auftritt der Garden. Galaball, Weiberfasching und der Umzug von Fahrenzhausen nach Kammerberg mit anschließendem Faschingstreiben und dem Kehraus stillen dann wohl den Rest des angestauten Hungers nach närrischer Ausgelassenheit.
In Eching tanzen so viele Narrische wie noch nie
Bei der Narrhalla Heidechia waren die Entzugserscheinungen im vergangenen Jahr so groß, dass die "große" Garde schon im Sommer mit dem Training begonnen hat. "Mit dem Prinzenpaar sind wir 17 Leute, so viele wie noch nie", jubiliert Franziska Jungmeier, selbst Tänzerin und stellvertretende Präsidentin. Unter dem Motto "The Greatest Show - das Faschingskarussell dreht sich wieder" und der Regentschaft von Julia I. und Andreas VI. soll es heuer endlich wieder rund gehen in Eching und Neufahrn. Die vereinsinterne Proklamation im Feuerwehrhaus ist bereits rum um's Eck, weiter geht's mit dem Inthronisationsball im Bürgerhaus am 7. Januar. Zweimal heißt es für die Kinder, sich zum Ball zu verkleiden.
Auf der beliebten "White-Night-Party" wird wieder ganz in weiß gefeiert. "Wir freuen uns auch enorm auf das Gardetreffen am Rosenmontag", so Jungmeier. Während der Covid-Sperre habe sich leider die Teeniegarde aufgelöst, gibt sie zu Protokoll. "Aber da haben sich schon wieder ein paar ganz bezaubernde Mädels gefunden." Wie häufig sie in diesem Jahr mit den anderen auf die Bühne muss, wisse sie noch nicht. "Unser Manager Sebastian Manhart ist noch munter dabei, unseren Kalender voll zu kleistern."