Öffentlicher Nahverkehr:Bessere Busverbindungen, höhere Kosten

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Die Busverbindungen im Landkreis Freising sollen Schritt für Schritt verbessert werden. Das aber kostet Geld. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Planungsausschuss entspinnt sich eine Grundsatzdebatte, ob sich der Landkreis steigende Ausgaben für den öffentlichen Nahverkehr noch leisten kann - oder das im Sinne der angestrebten Verkehrswende nicht sogar notwendig ist.

Von Petra Schnirch, Freising

Es ist in gewisser Weise ein Teufelskreis. Solange das Busangebot in der Region nicht wirklich attraktiv ausgebaut ist, wird es nicht gelingen, dass mehr Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen und ihr Auto stehen lassen. Doch selbst einige wenige Verbesserungen sind mit hohen Kosten verbunden. Über mehrere Vorschläge zum Ausbau bestehender Buslinien haben die Kreisräte im Ausschuss für Planung und Umwelt am Donnerstag lange diskutiert, ihnen letztlich aber mehrheitlich zugestimmt. Das letzte Wort haben nun noch Kreisausschuss und Kreistag.

Einen On-Demand-Service, also ein flexibles Bussystem, im Moosburger Stadtgebiet einzuführen, hatte der Kreistag eigentlich schon in seiner Juni-Sitzung beschlossen. Vor allem aufgrund gestiegener Lohnkosten verteuert sich das Angebot jedoch laut Kostenschätzung um etwa 15 Prozent auf 826 000 bis 888 000 Euro im Jahr. Deshalb muss die Ausschreibung nun mit den neuen Eckdaten erfolgen, die Einführung des zunächst auf vier Jahre angelegten Projekts wird sich um zwei Wochen auf 1. Januar 2025 verschieben.

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Josef Deliano (CSU) aber wollte da nicht mehr mitziehen. Er sei sehr überrascht, sagte er. Nach dem Batterie-Bus sei das schon die zweite Kostensteigerung innerhalb kurzer Zeit. "Wir können so nicht arbeiten", kritisierte er. "Wir müssen überlegen, was können wir uns noch leisten." Uwe Gerlsbeck (CSU) hielt dagegen, dass man auch mal neue Wege gehen müsse. Den On-Demand-Service sollte man unbedingt umsetzen und das Projekt "kritisch begleiten", meinte auch Landrat Helmut Petz (FW). Bei zwei Nein-Stimmen billigte der Planungsausschuss das Vorgehen.

Diskussionen gab es auch wegen der beabsichtigten Erweiterung der laut Verwaltung sehr gut angenommenen MVV-Regionalbuslinie 693 zum 15. Dezember 2024. Sie verkehrt derzeit von Hohenkammer nach Lohhof und soll künftig vom Bahnhof in Reichertshausen, Landkreis Pfaffenhofen, bis München-Fröttmaning fahren. Die Mehrkosten sollen zwischen den Landkreisen Dachau und Freising aufgeteilt werden, für Freising würde das ein Plus von etwa 700 000 Euro bedeuten. Die Verwaltung sieht gute Chancen für einen staatlichen Zuschuss. "Wir wollen eine Entlastung auf der B 13 schaffen", erklärte Lars Tauber vom Verkehrsamt.

Mit der geplanten Linienführung aber war Susanne Hartmann (FDP) nicht ganz einverstanden. In der Sitzung stellte sie den Änderungsantrag, dass die Linie künftig in Garching-Hochbrück enden sollte. Dort könne man schnell vom Bus in die U-Bahn springen und die Strecke wäre kürzer und somit günstiger. In Fröttmaning müsste zudem erst eine Haltestelle für MVV-Busse geschaffen werden, bisher hielten dort nur Fernbusse.

Josef Deliano bringt die Kreisumlage ins Spiel

Auch an diesem Punkt entspann sich eine Grundsatzdiskussion. Peter Warlimont (SPD) und Josef Deliano wollten die Kostensteigerungen durch den Ausbau von Buslinien so nicht mehr mitgehen. Insgesamt bedeuteten die vorgeschlagenen Änderungen Mehrausgaben von zwei Millionen Euro im Jahr, das sei fast nicht zumutbar, kritisierte Warlimont. Auch forderte er für künftige Entscheidungen mehr Zahlen zur Auslastung der Busse an. Deliano monierte, dass die Kreisräte noch gar nicht wüssten, wie hoch die Kreisumlage sein werde, die die Kommunen an den Landkreis abführen. Allein die Bus-Anträge hätten eine Erhöhung um ein Prozent zur Folge.

Toni Wollschläger (Grüne) appellierte an die Kollegen, das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Die Region ersticke im Verkehr, eine Verkehrswende "ist für unseren Landkreis absolut notwendig", sagte er. "Wir wollen weg vom Individualverkehr." Mit zehn zu fünf Stimmen sprach sich das Gremium dafür aus, dass der Änderungsantrag geprüft und weitere Zahlen vorgelegt werden.

Verbesserungen soll es auch auf der Linie 725 geben, die bisher im Landkreis Freising nur für Schülerinnen und Schüler relevant ist. Werktags sollen die Busse von 14. Dezember 2025 an im Stundentakt, sonn- und feiertags alle zwei Stunden, die Kreisstädte Freising und Dachau verbinden, mit Halt am S-Bahnhof in Petershausen. Die jährlichen Kosten für den Landkreis Freising liegen zwischen 530 000 und 630 000 Euro.

Einmal pro Stunde von Neufahrn nach Markt Indersdorf

Auch die Linie 708 will der MVV als Tangentiale ausbauen. "Aus einer aus Freisinger Sicht nahezu reinen Schülerlinie wird ein attraktives ÖPNV-Angebot", urteilt die Verwaltung im Landratsamt. Zwischen Markt Indersdorf und Neufahrn ist werktags ein Ein-Stunden-Takt geplant, sonn- und feiertags sollen die Busse alle zwei Stunden fahren. Für den Landkreis erhöhen sich die Kosten dadurch allerdings von etwa 40 000 Euro im Jahr auf 550 000 bis 650 000 Euro. Da erneut eine Diskussion aufbrandete, erinnerte Franz Heilmeier (Grüne) daran, dass die Vorschläge alle auf dem vom Landkreis beschlossenen Nahverkehrsplan basierten.

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